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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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«
    Er klang keineswegs überzeugt, eher als würde er sie inständig darum bitten.
    » Nehmen Sie keine Rücksichten… ich will die Wahrheit wissen! «
    » Wie es scheint, wurde die Impfexpedition bei ihrem letzten Einsatz in einem Dorf überwältigt und festgehalten. Weshalb, weiß ich nicht. Tatsache ist jedoch, dass die beiden Arzthelfer fliehen konnten, während das Schicksal Ihres Mannes bisher ungeklärt ist. «
    Sie starrte den Arzt entsetzt an. Was meinte er damit? Hieß das etwa, dass George immer noch in Gefangenschaft war und niemand wusste, ob er überhaupt noch lebte?
    » Wann ist das passiert? « , fragte sie mit zitternder Stimme.
    » Vor drei Tagen, Frau Johanssen « , antwortete der indische Arzt und beobachtete sie besorgt. » Sie können gern mit den Arzthelfern sprechen, die beiden sind heute wieder in der Klinik zur Arbeit erschienen. Es war reines Glück, dass sie sich befreien und fliehen konnten; doch sie sind noch ein wenig angeschlagen. Das Verwunderliche ist, dass wir bislang davon ausgingen, die Bewohner der Uluguru-Bergregion seien harmlose und freundliche Leute… «
    » Sie wollen damit sagen, dass mein Mann seit drei Tagen im Uluguru-Gebirge verschollen ist? « , stieß Charlotte entsetzt hervor.
    » Es wird nach ihm gesucht, Frau Johanssen. Außerdem ist allgemein bekannt, dass sich Ihr Mann in der Wildnis recht gut zurechtfindet– möglicherweise ist er den Eingeborenen längst entkommen und wird bald in Daressalam auftauchen oder zumindest ein Lebenszeichen geben. Anrufen. Ein Telegramm schicken. Sie sollten sich nicht allzu viele Sorgen machen… «
    Es war schrecklich genug, aber trotz allem verspürte sie eine gewisse Erleichterung. Zumindest bestand die Hoffnung, dass er noch am Leben war.
    » Sie wissen so gut wie ich, Dr. Kalil, dass mein Mann nicht gesund ist und dass das Fieber jederzeit wieder ausbrechen kann « , gab sie zu bedenken.
    Ein Blick in sein gequältes Gesicht zeigte ihr, dass auch er sich keine Illusionen machte. Er schenkte ihr ein Glas Wasser ein, und während sie trank, erzählte er ihr, dass man eine Truppe Askari abkommandiert habe, um die Eingeborenen zur Rechenschaft zu ziehen. Es wäre das Beste, sie kehre nach Hause zurück und warte das Ergebnis dieser Aktion ab.
    » Ich möchte bitte die beiden Arzthelfer sprechen, die Geo rg e begleitet haben. «
    » Ich schicke sie zu Ihnen, Frau Johanssen. Soll Sie jemand nach Hause bringen? Ist Ihnen schwindelig? «
    Sie stellte das leere Glas auf einen Stapel Papiere, der über einer Ansammlung brauner Fläschchen zusammenzustürzen drohte.
    » Es geht mir gut, Dr. Kalil. Ich danke Ihnen für Ihre Mühe, Wenn es Neuigkeiten gibt… «
    Er nickte und versicherte ihr, sie wäre die Erste, die davon erfahren würde, dann brachte er sie zur Tür. Einen Augenblick dachte sie, er wolle seinen Arm stützend um ihre Schulter legen, doch er tat es nicht, sondern öffnete nur die Tür für sie.
    Wie sie an den Strand gelangt war, erinnerte sie sich später nicht mehr, doch sie fand sich barfuß im weißen Sand sitzend wieder, die nackten Füße in die kühle Brandung gestreckt. Das Rauschen der Wellen mischte sich mit dem Brausen des Windes, der an ihrem aufgelösten Haar zerrte und ihr verzweifeltes Schluchzen verschluckte.
    Sie werden ihn nie wiedersehen – nie mehr! Und das ist gut so …
    Die Worte der Inderin kreisten in ihrem Kopf und raubten ihr schier den Verstand. Erst als der Hund sich neben sie setzte und ihr mit seiner nassen heißen Zunge über die Wange leckte, hörte sie auf zu weinen und wischte sich das Gesicht mit dem Jackenärmel ab. Dann zwang sie sich aufzustehen und trat langsam den Heimweg an.
    Zu Hause erzählte sie Elisabeth, sie habe in der Klinik erfahren, dass die Expedition einen Umweg mache, George käme daher einige Tage später zurück. Doch obwohl sie sich große Mühe gab, möglichst unbefangen zu wirken, ließ sich Elisabeth nicht täuschen.
    » Du bist traurig, nicht wahr, Mama? Ich finde, George hätte sich diesen Umweg ruhig sparen können. Weiß er denn nicht, dass wir auf ihn warten? «
    Charlotte zog ihre Tochter auf den Schoß und zauste ihr das Haar, das sie sich so ungern kämmen ließ.
    » Ich glaube schon, dass er es weiß, Lisa. Aber schau: Je länger wir auf ihn warten, desto größer wird unsere Freude sein, wenn er endlich wieder bei uns ist. «
    Die beiden schwarzen Arzthelfer, Mtschalo und Bugi, die George auf der Expedition begleitet hatten, erschienen noch am

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