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Sanfter Mond über Usambara

Sanfter Mond über Usambara

Titel: Sanfter Mond über Usambara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Bach
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schon lange nicht mehr gesehen.
    Es war unsinnig, im Gewimmel der kleinen Straßen und Märkte nach einem einzelnen Mann Ausschau zu halten, und doch tat sie es in der Hoffnung, ihn irgendwo zwischen den vielen Menschen zu entdecken. Nie zuvor war ihr die Stadt so lärmend und staubig erschienen, nie zuvor war sie so ruhelos durch die Gassen geeilt und bei jedem deutschen Wort, das in ihrer Nähe gesprochen wurde, zusammengezuckt. George konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!
    » Bibi Johanssen nichts einkaufen. Warum wir müssen Körbe mitnehmen? « , beschwerte sich Jim.
    » Wir kaufen nachher ein paar Früchte ein. «
    Entschlossen ging sie zur Sewa-Hadschi-Klinik und bat um ein Gespräch mit Dr. Kalil.
    » Dr. Kalil macht Operation. Keine Zeit. Leider. «
    Die schwarze Angestellte hatte ein wunderbar gewinnendes Lächeln, das sie jedem schenkte, der auf dem Weg in die Klinik an ihrem Glasfenster vorüberging.
    » Dann möchte ich gern Dr. Johanssen sprechen. «
    » Dr. Johanssen nicht hier arbeitet. «
    Das Lächeln der schwarzen Frau blieb unverändert, doch in ihren Augen war jetzt Mitleid zu erkennen. Falls sich Ge orge in dieser Klinik versteckte, dann hatte er seine ehemaligen Mitarbeiter gebeten, ihn nicht zu verraten.
    Resigniert gab sie die sinnlose Suche auf, kaufte ein paar Ananas und trat den Heimweg an. Die tiefstehende Sonne warf gleißende Streifen über das türkisfarbene Wasser der Bucht und ließ die Segel der kleinen Dhaus silbrig schimmern. Ein britischer Überseedampfer hatte die schmale Zufahrt zum Hafen passiert und strebte den Landungsbrücken zu. Der Wind zerfaserte die graue Rauchwolke, die aus seinem Schornstein aufstieg, und trug den tiefen Signalton des Schiffes bis weit in die Stadt hinein.
    Den Abend verbrachte sie mit Elisabeth, schrieb Briefe, begutachtete die Zeichnungen der Tochter und ermunterte sie, ein paar Zeilen an Ettjes Söhne zu schreiben.
    » Er kommt morgen, Mama « , sagte die Kleine, als Charlotte ihr oben in ihrem Zimmer eine gute Nacht wünschte. » Vielleicht auch erst an meinem Geburtstag. «
    » Ja, das wäre schon möglich. «
    Sie hatte sich vorgenommen, ein wenig Klavier zu spielen, doch ihre Finger gehorchten ihr nicht. Weshalb spannte er sie so auf die Folter? Wie konnte er Elisabeth das antun? Das Mädchen wartete doch so sehnsüchtig auf ihn!
    George erschien nicht an diesem Abend. Charlotte lag schlaflos in ihrem Bett und lauschte auf das Heulen des Windes, der wie ein ruheloser Geist um die Mauern der Villa strich. Manchmal glaubte sie, fernen Donner zu vernehmen, dann wieder meinte sie, die Wellen der Bucht schlügen so heftig gegen den Strand, dass sie es bis in ihr Schlafzimmer spüren konnte. Erst gegen Morgen, als der Wind sich legte und die Erschöpfung allzu groß wurde, fiel sie in einen leichten Schlaf.
    Sie hätte nicht sagen können, weshalb sie plötzlich hellwach war, vielleicht hatte ein leises Geräusch sie geweckt, eine knarrende Tür, ein Stuhl, der gerückt wurde. Als sie die Augen aufschlug, war es dämmrig im Schlafzimmer, das erste schwache Morgenlicht stahl sich durch die Gardinen, ein Vorbote des nahenden Sonnenaufgangs.
    Er war gekommen, sie wusste es. Hastig warf sie ein Tuch über ihr Nachthemd, lief barfuß hinüber in den Wohnraum und von dort aus in sein Arbeitszimmer. Vor der geflochtenen Bastmatte, die das Fenster bedeckte, erblickte sie seine dunkle Silhouette. Er hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt und dafür den Stuhl verrückt, sie hatte also richtig gehört. » Mach kein Licht. «
    Sie hatte sich impulsiv in seine Arme werfen wollen, doch in seiner Stimme lag etwas, das sie innehalten ließ. Zitternd blieb sie an der Tür stehen und starrte zu ihm hinüber. Er hatte seinen Hut nicht abgesetzt, so dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte.
    » George… « , flüsterte sie. » Liebster. Ich… ich hatte solche Angst um dich. «
    » Ja, ich hörte, dass ihr im Uluguru-Gebirge nach mir gesucht habt. Das war leichtsinnig von dir, Charlotte. Du hast eine Tochter, für die du verantwortlich bist. «
    Seine Worte klangen vorwurfsvoll und keineswegs dankbar, wie Charlotte eigentlich erwartet hatte. Krank vor Angst und Sehnsucht, hatte sie sich in größte Gefahr begeben, um ihn zu finden, und dafür machte er ihr jetzt Vorhaltungen!
    » Hätte ich geahnt, dass du dich nur vor mir verstecken wolltest, wäre ich ganz sicher nicht zu dieser Suche aufgebrochen! « , gab sie verletzt zurück.
    Er hob ein wenig den

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