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Sankya

Sankya

Titel: Sankya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zakhar Prilepin
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pinkeln. Er schaute in den nächsten Hof, aber dort küsste sich gerade ein Paar. Er ging wieder auf die hell erleuchtete Straße hinaus. Er spazierte weiter, spannte vor Nervosität den Bauch an.
    Im nächsten Hof stieß er mit einer Patrouille zusammen, er erstarrte sogar einen Moment lang. Er konnte nicht so tun, als würde er in der Dunkelheit etwas suchen. Er dreht sich um und ging schweigend davon, die noch nicht ausgetrunkene Bierflasche in der Hand.
    Zwei Minuten lang stapfte er die Straße entlang, sprang mehrfach hoch, fand einen weiteren dunklen Durchgang, ging hindurch, hüpfte an den mit Wasser gefüllten Schlaglöchern vorbei. Im Hof waren keine Leute, aber im Kellergeschoss befand sich offenbar ein Café – Autos standen davor, drei, deren Alarmanlagen blinkten.
    Nun, was soll’s. Sascha stellte sich an die Wand hinter dem Eingang ins Café, knöpfte mit der Rechten hastig die Hose auf, gleichzeitig fuchtelte er herum – wohin mit dem Bier? – stellte die Flasche auf den Asphalt, starb vor Ungeduld, öffnete den Hosenschlitz.
    Er stand eine Minute ruhig da, versuchte, die Sterne zu sehen – der Dachvorsprung störte. Außerdem fiel von oben fein zerstäubender Schnee, eine seltene Sache.
    Er senkte den Blick – stellte das Bein an eine andere Stelle, um der die Mauer hinabfließenden Pisse aus dem Weg zu gehen. Das Bein stand jetzt direkt in einer hart gefroren Pfütze. Er schimpfte, jedoch ohne Wut. Als er seinen Blick schweifen ließ, bemerkte Sascha, dass der ganze Hof voll solcher Pfützen war.
    Er schüttelte gerade den letzten Rest ab, als er hörte, dass jemand die Stufen aus dem Café heraufkam. Den Schritten nach zu schließen – einer. Ein Mann. Da musste man sich nicht beeilen.
    Sascha knöpfte seine Hose zu und bemerkte ärgerlich, dass die Flasche mit dem restlichen Bier umgefallen und ausgelaufen war. Er hob sie auf, schüttelte sie. Nicht ein halber Schluck war mehr übrig.
    Er drehte sich zu dem um, der aus dem Café rauskam, und erkannte ihn sofort: es war der Mann, der vor einer Stunde im Supermarkt Lebensmittel gekauft hatte. Und das Auto war seines.
    Sascha konnte sich an den Moment nicht erinnern, in dem er den Beschluss gefasst hatte, es zu tun. Es hatte keinen einzigen Gedanken gegeben. Er drehte den Kopf, wartete den Moment ab, in dem der Mann die Autotür schließen würde, dann schlug er mit der Flasche ganz leicht gegen die Hausecke. Er hielt ein »Röschen« in der Hand. Sascha wusste gleich, dass der Mann das Splittern der zerschlagenen Flasche nicht gehört hatte.
    Sascha hielt die Flasche so, dass sie unter dem Ärmel nicht zu sehen war; mit der Linken zog er geschickt eine Zigarette aus der Packung und ging, den Filter zwischen die Zähne gepresst, in saloppem, entschiedenem Schritt zum Auto. Er beugte sich zum Fenster des Fahrers. Im Wagen spielte schon Musik, der Mann schaute in den Rückspiegel, er überlegte, wie er am besten ausparken konnte.
    Sascha klopfte mit der Fingerspitze an das Glas: »Seien Sie so gut, geben Sie mir Feuer!«
    Hinter der Scheibe begegnete ihm ein zufriedener Blick. Sascha lächelte als Antwort mit cremig süßem Gesichtsausdruck.
    Das Fenster wurde hinuntergelassen.
    »Was willst du?«, fragte der unrasierte, aber stattlich wirkende Mann.
    »Tss«, antwortete Sascha, der die Zigarette zwischen seine Beine spuckte, packte den Kerl mit der linken Hand an seinem schönen Kragen, mit der rechten hielt er das »Röschen« direkt vor das unrasierte Gesicht, in Augenhöhe. »In deiner Tasche ist eine Geldbörse. Gib sie mir.«
    »Ich geb sie dir schon«, antwortete der Mann, wie es Sascha schien, ganz ruhig.
    Sascha nahm die Geldbörse mit der linken Hand und steckte sie durch den Ausschnitt seines Pullovers an die Brust.
    »Jetzt die Autoschlüssel.«
    Der Mann stellte den Motor ab und übergab die Schlüssel samt Anhänger.
    Ohne zu schauen wohin, warf Sascha den Schlüssel in die Tiefe des Hofes, in Schnee und Pfützen.
    »Folg mir nicht. Den Schlüssel kannst du da suchen. Sonst wird das Auto noch gestohlen«, sagte Sascha und lief davon. Sofort trat er mit einem Bein in eine tiefe Lache, eisiges Wasser spritzte auf.
    »Hurensöhne, was habt ihr hier gemacht«, schimpfte er erneut, sehr fröhlich.
    »Kluges Kind, du rennst gerade mit dem ›Röschen‹ in der Hand direkt auf die beleuchtete Straße«, besann er sich plötzlich, drehte sich um, warf das »Röschen« in eine Lache.
    Er überquerte die belebte Straße, versuchte so zu

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