Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
Essen bedankt, das du mir spendiert hast.«
Santa hatte inzwischen seinen Sack zugebunden und auf die Schultern gehoben. Joe sah zu ihm hin, und Cornelia merkte, daß die beiden nun wieder Abschied nehmen mußten. »Ich kann dir eine Schüssel voll Eiscreme besorgen«, sagte sie hastig, weil sie wußte, daß Santa nicht bleiben konnte, sie jedoch Joe verzweifelt gern dabehalten wollte.
»Hmm . . .« Joe leckte sich die Lippen und sah unschlüssig zu Santa hinüber, wofür er sich nun entscheiden sollte.
Santa Claus lächelte, als er Joes Dilemma erkannte und ihm rasch einen Ausweg bot: »Ich sage dir was, Joe, du bleibst hier und ißt eine Kleinigkeit. Wir werden uns ein andermal wiedersehen.« So würde ihnen beiden der Abschied viel leichter fallen.
»Wir sehen uns wieder? Ist das dein Ernst?« fragte Joe bekümmert und sehnsüchtig zugleich.
Santa nickte. »Santa Claus lügt nie, Joe. Wir treffen uns nächstes Jahr zu Weihnachten wieder, okay?«
Joe grinste. »Ist gemacht!«
Santa machte ein paar Schritte auf den Kamin zu, zögerte, drehte sich wieder um und sagte zu Cornelia: »Vielen Dank für die Plätzchen.« Dann betrachtete er besorgt das schmale, magere Gesicht von Joe und fragte: »Bist du sicher, daß du auch über die Runden kommst?«
Cornelia meinte heiter: »Das wird er bestimmt«, während sie Joe mit einem raschen, liebevollen Blick von der Seite ansah.
Das schien Santa zu beruhigen. Er lächelte und winkte den Kindern noch einmal zum Abschied zu, ehe er tief Luft holte und verschwand.
Joe und Cornelia starrten auf die Stelle, wo Santa eben noch gestanden hatte.
»Was für ein Typ!« sagte Joe seufzend und schüttelte ehrfürchtig den Kopf.
Cornelia, die immer noch lächelte, als könnte ihr Gesicht sich das gar nicht mehr abgewöhnen, nickte und sagte: »Ja, er ist eine Wucht.« Kalt und klar dämmerte der Weihnachtsmorgen über New York herein und rückte mit jeder Stunde weiter nach Westen, um den Erdball herum. Santa war inzwischen zum Nordpol zurückgekehrt und schlief dort friedlich in seinem Bett, so zufrieden mit seiner Weihnachtsreise wie lange nicht mehr. Er hatte nicht nur zwei außergewöhnliche junge Leute kennengelernt, sondern dank Flecks Massenproduktion mehr Kindern als je zuvor Spielsachen schenken können. Er glaubte, fortan immer so beruhigt einschlafen zu können, weil Fleck mit seinen Fabrikationsmethoden den von Jahr zu Jahr zunehmenden Bedarf an Spielzeugen mühelos befriedigen konnte.
Und während Santa sich von der Weihnachtsnacht ausruhte, wachten überall in der Welt die Jungen und Mädchen auf und packten die Geschenke aus, die Santa Claus ihnen in der Nacht unter den Baum gelegt hatte. Sie liefen in ihre Zimmer, um mit seinen Spielsachen zu spielen und dort mit Bestürzung festzustellen, daß seine Geschenke, die so prächtig neu und tadellos ausgesehen hatten, in Wahrheit Schund waren und ihnen unter den Händen zerbrachen. Flecks schlampige Fabrikationsmethoden versetzten dem Ruf von Santa Claus an diesem Tag einen schrecklichen, schmerzhaften Stoß, von dem Santa in seinem Bett freilich nichts ahnte. Ehe der Weihnachtstag vorüber war, machten die Kinder überall auf der Welt böse Gesichter, wenn von Santa Claus geredet wurde.
In einem Vorstadthaus von Dallas schob an diesem Morgen ein glücksstrahlender Junge sein funkelnagelneues Fahrrad durch die Tür auf den Bürgersteig hinaus. Dann sprang er in den Sattel und strampelte fröhlich in der Morgensonne die Straße hinunter.
Doch seine Freude währte nicht lange. Kaum war er
ein Stück gefahren, als das Vorderrad schon zu wackeln begann, weil die schlecht angezogenen Schrauben, mit dem es an dem Rahmen befestigt war, immer lockerer wurden. Plötzlich fiel ein Bolzen aus der Gabel, und das Vorderrad machte sich selbständig. Der Junge knallte auf den Gehsteig, schabte sich die Knie auf und ruinierte sich seinen neuen Weihnachtsanzug. Er setzte sich auf die Bordsteinkante und weinte vor Schmerz und Enttäuschung.
Ein Stück weiter die Straße hinunter kam zur selben Zeit ein rotbäckiges kleines Mädchen mit ihrem neuen roten Wägelchen aus dem Haus. Die Kleine zog es an der Deichsel hinter sich her und plapperte vergnügt mit ihrer Lieblingspuppe, die sie heute zum erstenmal ausfuhr. Aber als sie den Wagen einen steilen Hügel hinaufziehen wollte, löste sich plötzlich die Deichsel von der Vorderachse, und der Wagen begann rückwärts wieder die Steigung hinabzurollen — so schnell, daß sie
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