Santa Clause - Eine Unglaubliche Geschichte
ihn nicht mehr einholen konnte. Während sie dem Wagen entsetzt nachsah, hüpfte er über den Bordstein in die Gosse, als gerade ein Bus die Straße heraufdonnerte. Der Bus bog um die Ecke und zermalmte Wagen und Puppe unter seinen Rädern. Das Wehgeschrei des kleinen Mädchens mischte sich in das Weinen des kleinen Jungen in der kalten Morgenluft.
Und wieder ein Stück weiter saß ein blondlockiges, kleines, kaum den Windeln entwachsenes Kind im Vorgarten und versuchte, die Stücke eines Laubsäge-Puzzles zusammenzusetzen, das so schlecht ausgesägt war, daß die Teile einfach nicht zusammenpassen wollten. Da warf die Kleine die Holzstücke weg und begann zu weinen, stimmte ein in den wachsenden Chor heulender Kinder, die nun überall in der Straße ihrer Enttäuschung Luft machten.
Es war ein Drama, das sich nun Block für Block wiederholen sollte, in der ganzen Stadt, im ganzen Land und rund um den Erdball. Der plötzliche und allgemeine Zusammenbruch der fehlerhaften Spielzeuge vereinigte sich mit der Wankelmütigkeit der menschlichen Natur, um Santa Claus kräftig am Zeug zu flicken.
Ein paar Tage nach Weihnachten saß Dooley noch spät abends in seinem Lehnstuhl und nützte eine seiner seltenen Ruhezeiten zum Lesen aus. Da riß ein plötzliches Klirren und Klappern im Kamin Dooley vom Stuhl hoch. Ein Dutzend zerbrochener Spielzeuge polterte durch den Schornstein und landete in einem großen Haufen auf seinem Gitterrost. Dooley stand wie verdonnert vor seinem Lehnstuhl und starrte mit ungläubigen Augen auf diese Bescherung. Und dann, als er sich von seinem ersten Schrecken erholt hatte, stürzte er zum Kamin und nahm kopfschüttelnd und stirnrunzelnd diese zerbrochenen Spielsachen in Augenschein. Nachdem er einiges davon aussortiert hatte, nahm er diese Beweisstücke einer echten Krise unter den Arm, eilte hinaus in die Halle und befahl dem nächstbesten Elfen, sich auf die Suche nach Fleck zu machen. Der Elf mochte seinen Ohren nicht trauen, als er Dooleys unfreundliche Botschaft vernahm, die er Santas Assistenten übermitteln sollte, und sah fassungslos auf die zerbrochenen Spielzeuge. Dann eilte Dooley mit seinen Beweisstücken weiter zu Santas Haus, um dem Boß die Sache zu melden.
»Rücksendungen!« rief Claus bestürzt, als Dooley ihm die zerbrochenen Spielsachen in seinem Wohnzimmer vorlegte. »Wir hatten doch noch nie Reklamationen!«
Dooley nickte stumm und machte ein betretenes Gesicht, weil es Santa Claus wie ihm nicht verborgen bleiben konnte, wer schuld haben mußte an der noch nie dagewesenen Panne dieses Jahres: Fleck war für die Spielzeugfabrikation verantwortlich gewesen . . .
Anya, die in ihrem Schaukelstuhl beim Feuer saß und richtig kombinierte, war so fassungslos, daß sie kein Wort sagen konnte. Sie sah auf ihre klappernden Stricknadeln, als könnten sie ihr die verlorene Seelenruhe wiedergeben. Was hatte Fleck sich nur dabei gedacht? Natürlich hatte er es nicht mit Absicht getan; aber auch Fahrlässigkeit war nicht zu entschuldigen, wenn sie zu so einem gewaltigen Fehler führte ... Sie hatten ihm so sehr vertraut . . .
Dooley räusperte sich. »Vielleicht sollten wir eine Presseerklärung herausgeben . . .«, sagte er kleinlaut. Er kannte die Bedeutung des modernen Nachrichtenwesens und dessen verheerende Möglichkeiten, seit er auf Flecks Drängen hin einen Fernsehapparat in seiner Nachrichtenzentrale aufgestellt hatte.
Sie sahen nun alle mit betretenen Gesichtern zur Haustür, als dort zaghaft angeklopft wurde. Anya übernahm schließlich die unangenehme Aufgabe, die Tür zu öffnen.
Fleck stand vor ihr, wie sie es nicht anders erwartet hatte — mit einem Lächeln, das von dem gehetzten Ausdruck seiner Augen widerlegt wurde. Er wußte sehr genau, weshalb man ihn herzitiert hatte; Dooleys Bote hatte ihm reinen Wein eingeschenkt. Doch sie konnte ihm ansehen, daß er sich nach Kräften bemühte, so zu tun, als wäre nichts passiert. Er tat ihr schrecklich leid; sie ahnte, wie bedrückt er sein mußte über diesen gewaltigen Fehler, den er gemacht hatte, und daß man diesen Fehler nun Santa ankreidete. Das konnte er nun nicht mehr ändern oder gar abstreiten. Sie trat wortlos zur Seite und ließ ihn eintreten.
»Oh«, sagte Claus, als Fleck ins Zimmer kam.
»Hallo«, sagte Fleck kleinlaut.
»Ich«, murmelte Dooley und zupfte an seinem Gürtel herum, »ich habe noch eine Menge zu erledigen.« Er lief zur Tür, froh, das Feld räumen zu können, ehe es hier zu einer
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