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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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dem Stich in meinem Herzen etwas Schlimmeres wurde. Jetzt war ich nicht länger verletzt - ich war sauer.
    »Er hat recht«, stimmte Dr. White zu. »Es ist purer Leichtsinn, sie an unseren Überlegungen teilhaben zu lassen.«
    »Aber wir sind auch auf Gwendolyns Erinnerungen angewiesen«, sagte Mr George. »Jede noch so kleine Erinnerung an Kleidung, Worte und Aussehen könnte uns den entscheidenden Hinweis auf Lucys und Pauls Basiszeit liefern.«
    »Das alles wird sie morgen und übermorgen auch noch wissen«, sagte Falk de Villiers. »Ich denke, es ist wirklich das Beste, du gehst mit ihr nach unten zum Elapsieren, Thomas.«
    Mr George verschränkte die Arme über seinem dicken Bauch und schwieg.
    »Ich
werde mit Gwendolyn ins ... zum Chronografen gehen und die Zeitreise überwachen«, sagte Mr Whitman und schob seinen Stuhl nach hinten.
    »Gut.« Falk nickte. »Zwei Stunden werden mehr als genügen. Einer der Adepten kann auf ihren Rücksprung warten, wir brauchen dich hier oben.«
    Ich sah Mr George fragend an. Er zuckte lediglich resigniert mit den Schultern.
    »Komm, Gwendolyn.« Mr Whitman war schon aufgesprungen. »Je früher du es hinter dich bringst, desto früher bist du im Bett, dann kannst morgen in der Schule wenigstens wieder richtig mitmachen. Ich bin übrigens schon sehr gespannt auf deinen Shakespeare-Aufsatz.«
    Meine Güte. Der hatte vielleicht Nerven! Jetzt von Shakespeare anzufangen, war ja wirklich das Letzte!
    Ich überlegte noch einen Moment, ob ich protestieren sollte, aber dann entschied ich mich dagegen. Im Grunde genommen wollte ich dieses idiotische Geschwätz gar nicht länger mitverfolgen. Ich wollte nach Hause und diesen ganzen Zeitreisekram inklusive Gideon einfach vergessen. Sollten sie doch in ihrem bekloppten Saal Geheimnisse hin und her wälzen, bis sie vor Müdigkeit umkippten. Besonders Gideon wünschte ich das. Inklusive eines Albtraums danach, der sich gewaschen hatte!
    Xemerius hatte recht: Sie waren alle Freaks.
    Blöd war nur, dass ich trotzdem zu Gideon hinüberblicken musste und so etwas Hirnverbranntes dachte wie
Wenn er jetzt nur einmal lächelt, verzeihe ich ihm alles.
    Tat er natürlich nicht. Stattdessen sah er mich nur ausdruckslos an, unmöglich zu sagen, was in seinem Kopf vor sich ging. Für einen Moment lang war die Vorstellung, dass wir uns geküsst hatten, sehr weit weg und aus irgendeinem Grund musste ich plötzlich an diese albernen Reime denken, die Cynthia Dale, unser Klassenliebesorakel, immer zum Besten gab: »Grüne Augen, Froschnatur, von der Liebe keine Spur. . .« »Gute Nacht«, sagte ich würdevoll.
    »Gute Nacht«, murmelten alle. Das heißt, alle außer Gideon. Er sagte: »Vergessen Sie nicht, ihr die Augen zu verbinden, Mr Whitman.«
    Mr George schnaubte verärgert durch die Nase. Während Mr Whitmann die Tür öffnete und mich hinaus in den Flur schob, hörte ich Mr George sagen: »Habt ihr schon mal daran gedacht, dass genau dieses ausgrenzende Verhalten der Grund dafür sein könnte, dass die Dinge, die geschehen werden, überhaupt geschehen?« Ob jemand eine Antwort darauf gab, konnte ich nicht mehr hören. Die schwere Tür glitt ins Schloss und schnitt sämtliche Stimmen ab.
    Xemerius kratzte sich mit seiner Schwanzspitze am Kopf. »Das ist echt der krasseste Verein, der mir jemals untergekommen ist!«
    »Nimm dir das bloß nicht zu Herzen, Gwendolyn«, sagte Mr Whitman. Er nahm einen schwarzen Schal aus seinem Jackett und hielt ihn mir unter die Nase. »Du bist eben die Neue in diesem Spiel. Die große Unbekannte in der Gleichung.«
    Was sollte ich dann erst sagen? Für mich war das alles neu! Vor drei Tagen hatte ich nichts von der Existenz der Wächter gewusst. Vor drei Tagen war mein Leben noch vollkommen normal gewesen. Na ja, jedenfalls im Großen und Ganzen. »Mr Whitman, bevor Sie mir die Augen verbinden . .. könnten wir bitte in Madame Rossinis Atelier vorbeigehen und meine Sachen holen? Ich habe mittlerweile schon zwei Garnituren der Schuluniform hier liegen gelassen und ich brauche etwas zum Anziehen für morgen. Außerdem ist auch meine Schultasche da.«
    »Selbstverständlich.« Beim Gehen wirbelte Mr Whitman den Schal gut gelaunt durch die Luft. »Du kannst dich auch ruhig schon umziehen, du wirst bei deiner Zeitreise gleich niemandem begegnen. In welches Jahr sollen wir dich denn zurückschicken?«
    »Das spielt doch ohnehin keine Rolle, wenn ich in einem Kellerraum eingesperrt bin«, sagte ich.
    »Nun ja, es muss ein Jahr

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