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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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nichts tun.« Ich sah, dass Mr George eine Augenbraue hochzog, und fügte schnell hinzu: »Natürlich sind sie mir trotzdem unheimlich und ich will auf keinen Fall nachts neben Katakomben herumsitzen . . .« Ich reichte ihm meine Hand, mit der anderen hielt ich die Schultasche fest an mich gedrückt. »Nehmen Sie bitte dieses Mal den vierten Finger, der war noch nie dran.«
     
    Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich den Schlüssel aus seinem Versteck hinter den Ziegeln nahm und den Zettel auseinanderfaltete, den Lucas hineingelegt hatte. Es standen nur lateinische Worte darauf, keine persönliche Mitteilung. Die Parole des Tages kam mir ungewöhnlich lang vor und ich versuchte gar nicht erst, sie auswendig zu lernen. Ich nahm einen Kugelschreiber aus meinem Mäppchen und schrieb sie mir auf die Handfläche. Lucas hatte auch einen Plan von den Kellergewölben gezeichnet. Demnach musste ich mich vor der Tür rechts halten, dann insgesamt dreimal links abbiegen, bis ich zu der großen Treppe kam, an der die ersten Wachen stehen würden. Die Tür sprang mühelos auf, als ich den Schlüssel im Schloss drehte. Ich überlegte kurz, entschied aber dann, nicht wieder abzuschließen, nur für den Fall, dass ich es auf dem Rückweg eilig haben würde. Es roch modrig hier unten und an den Wänden konnte man deutlich das Alter dieser Gewölbe erkennen. Die Decke war niedrig und die Gänge recht eng. Alle paar Meter zweigte ein weiterer Gang ab oder es war eine Tür in die Wand eingelassen. Ohne meine Taschenlampe und den Plan von Lucas wäre ich vermutlich verloren gewesen, auch wenn ich ein seltsam vertrautes Gefühl hier unten hatte. Als ich am letzten Gang vor der Treppe links abbog, hörte ich Stimmen und holte tief Luft.
    Jetzt kam es darauf an, die Wachen davon zu überzeugen, dass es einen wirklich guten Grund gab, mich durchzulassen. Anders als im 18. Jahrhundert sahen diese beiden hier kein bisschen gefährlich aus. Sie saßen am Fuß der Treppe und spielten Karten. Ich trat entschlossen näher. Als sie mich sahen, fielen dem einen die Karten aus der Hand, der andere sprang auf und suchte hektisch nach seinem Degen, der an der Wand lehnte.
    »Guten Tag«, sagte ich mutig. »Lassen Sie sich von mir nicht stören.«
    »Wie . . . wie . . . wie?«, stotterte der erste, während der zweite den Degen ergriffen hatte und mich unschlüssig anstarrte.
    »Ist ein Degen nicht eine etwas exotische Waffe für das 20. Jahrhundert?«, fragte ich verdutzt. »Was machen Sie denn, wenn hier jemand mit einer Handgranate vorbeikommt? Oder einem Maschinengewehr?«
    »Hier kommt nicht oft jemand vorbei«, sagte der mit dem Degen und grinste verlegen. »Es ist mehr eine traditionelle Waffe, die ...« Er schüttelte den Kopf, als wolle er sich selber zur Ordnung rufen, dann gab er sich einen Ruck und stellte sich gerade hin. »Parole?«
    Ich schaute auf meine Handfläche. »Nam quod in iuventus non discitur, in matura aetate nescitur.«
    »Das ist richtig«, sagte der, der immer noch auf der Treppe saß. »Aber woher kommen Sie, wenn ich das fragen darf?«
    »Vom Justizpalast«, sagte ich. »Eine super Abkürzung. Kann ich Ihnen bei Gelegenheit mal zeigen. Aber jetzt habe ich eine sehr wichtige Verabredung mit Lucas Montrose.«
    »Montrose? Ich weiß gar nicht, ob der heute im Haus ist«, sagte der mit dem Degen und der andere sagte: »Wir bringen Sie nach oben, Miss, aber vorher müssen Sie uns Ihren Namen sagen. Fürs Protokoll.«
    Ich sagte den ersten Namen, der mir in den Sinn kam. Vielleicht etwas zu vorschnell.
    »Violet Purpleplum?«, wiederholte der mit dem Degen ungläubig, während der andere meine Beine begaffte. Wahrscheinlich ging die Rocklänge unserer Schuluniform mit der Mode des Jahres 1956 nicht ganz konform. Egal, da musste er jetzt durch.
    »Ja«, sagte ich leicht aggressiv, weil ich mich über mich selber ärgerte. »Kein Grund, so komisch zu grinsen. Nicht jeder kann Smith oder Miller heißen. Können wir jetzt?«
    Die beiden Männer stritten sich kurz, wer von ihnen mich hochbringen durfte, dann gab der mit dem Degen nach und machte es sich wieder auf der Treppe gemütlich. Auf dem Weg nach oben wollte der andere wissen, ob ich schon mal hier gewesen sei. Ich sagte, aber ja, schon einige Male, und wie schön der Drachensaal doch sei, nicht wahr, und dass meine halbe Familie Mitglied bei den Wächtern sei, und da glaubte der Mann sich plötzlich zu erinnern, mich auf dem letzten Gartenfest gesehen zu haben.
    »Sie waren

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