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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Zähne.«
    Gideon sagte nichts. Er hatte auch seinen Griff um meinen Arm noch nicht gelockert. Ich zwang mich, ihm möglichst unbefangen in die Augen zu sehen, und versuchte ein entschuldigendes Lächeln. Er erwiderte meinen Blick mit leicht verengten Augen und schüttelte unmerklich den Kopf. Dann ließ er mich langsam los. Ich schluckte, weil ich plötzlich einen Kloß im Hals hatte.
    Warum war Gideon so? In einem Augenblick nett und zärtlich und im nächsten wieder kühl und unnahbar? Das konnte doch kein Mensch aushalten. Ich jedenfalls nicht. Das hier unten, das mit uns, das hatte sich wirklich echt angefühlt. Richtig. Und nun hatte er nichts Besseres zu tun, als mich bei der ersten Gelegenheit vor versammelter Mannschaft bloßzustellen? Was wollte er damit erreichen?
    »Komm jetzt«, sagte Mr George zu mir.
    »Wir sehen uns dann übermorgen, Gwendolyn«, sagte Falk de Villiers. »Zu deinem großen Tag.«
    »Vergessen Sie nicht, ihr die Augen zu verbinden«, sagte Dr. White und ich hörte Gideon kurz auflachen, als hätte Dr. White einen schlechten Witz gemacht. Dann fiel die schwere Tür hinter uns zu und wir standen draußen im Gang.
    »Sieht so aus, als würde er keine Raucher mögen«, sagte ich leise und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen.
    »Lass dir bitte die Augen verbinden«, sagte Mr George und ich hielt still, bis er das schmale Tuch auf meinem Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen hatte. Dann nahm er mir die Schultasche ab und schob mich behutsam vorwärts. »Gwendolyn ... Du musst wirklich vorsichtiger sein.«
    »Ein paar Zigaretten bringen einen nicht gleich um, Mr George.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Was denn dann?«
    »Ich meinte, was deine Gefühle angeht.« »Wie bitte? Meine Gefühle?«
    Ich hörte Mr George seufzen. »Mein liebes Kind, selbst ein Blinder könnte sehen, dass du ... - du solltest einfach vorsichtiger sein, was deine Gefühle für Gideon angeht.«
    »Ich ...«Ich verstummte wieder. Mr George verfügte offenbar über mehr Scharfblick, als ich ihm zugetraut hätte.
    »Beziehungen zwischen zwei Zeitreisenden haben noch nie unter einem guten Stern gestanden«, sagte er. »Ebenso wenig wie Beziehungen zwischen den Familien der de Villiers und den Montroses. Und in Zeiten wie diesen muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass man im Grunde niemandem trauen kann.« Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich hatte den Eindruck, dass Mr Georges Hand an meinem Rücken zitterte. »Es ist leider eine unumstößliche Tatsache, dass der gesunde Menschenverstand leidet, sobald Liebe im Spiel ist. Und gesunder Menschenverstand ist das, was du jetzt am meisten gebrauchen kannst. Vorsicht, Stufe.«
    Schweigend bewältigten wir den Aufgang, dann löste Mr George die Augenbinde und sah mich ernst an. »Du kannst das alles schaffen, Gwendolyn. Ich glaube fest an dich und deine Fähigkeiten.«
    Sein rundes Gesicht war wieder einmal voller Schweißtröpfchen. In seinen hellen Augen las ich nichts als Sorge -ähnlich wie bei meiner Mutter, wenn sie mich ansah. Ich wurde von einer Welle der Zuneigung überschwemmt.
    »Hier. Ihr Siegelring«, sagte ich. »Wie alt sind Sie eigentlich, Mr George? Darf ich Sie das fragen?«
    »Sechsundsiebzig Jahre«, sagte Mr George. »Das ist kein Geheimnis.«
    Ich starrte ihn an. Auch wenn ich nie richtig darüber nachgedacht hatte, ich hätte ihn glatt zehn Jahre jünger geschätzt. »Dann waren Sie 1956 . . .?«
    »Einundzwanzig. Das war das Jahr, in dem ich hier als Anwaltsgehilfe angefangen habe und Mitglied der Loge wurde.«
    »Kennen Sie eigentlich Violet Purpleplum, Mr George? Das ist eine Freundin meiner Großtante.«
    Mr George zog eine Augenbraue hoch. »Nein, ich glaube nicht. Komm, ich bringe dich zu deinem Wagen - ich bin sicher, deine Mutter wartet schon sehnsüchtig auf dich.«
    »Ja, ganz sicher sogar. Mr George . . .?«
    Aber Mr George hatte sich bereits zum Gehen gewandt. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich an seine Fersen zu heften. »Morgen wirst du mittags von zu Hause abgeholt. Madame Rossini braucht dich für die Anprobe, danach wird Giordano versuchen, dir noch einiges beizubringen. Und schließlich musst du noch elapsieren.«
    »Das klingt nach einem tollen Tag«, sagte ich matt.
     
    »Aber das ist doch keine ...
Magie!«,
flüsterte ich schockiert.
    Leslie seufzte. »Nicht im Sinne von Hokus-Pokus-Zauberritualen, vielleicht - aber es ist eine magische Fähigkeit. Es ist die Magie des Raben.«
    »Es ist mehr eine

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