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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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das!«
    »Und man sollte ja nicht immer von sich auf andere schließen«, fuhr Gideon fort. Im flackernden Licht der Glühbirne wurden seine Augen immer dunkler und plötzlich machte er mir Angst. »Vielleicht hast du den Schlüssel einfach in deiner Hosentasche. Gib ihn mir!« Er streckte seine Hand aus.
    »Ich habe keinen Schlüssel, verdammt noch mal.«
    Gideon kam langsam auf mich zu. »Ich würde ihn mir freiwillig geben, wenn ich du wäre. Aber wie gesagt, man soll ja nicht immer von sich auf andere schließen.«
    In diesem Augenblick gab die Glühbirne ihren Geist endgültig auf.
    Gideon stand direkt vor mir, seine Taschenlampe leuchtete irgendwo auf die Wand. Abgesehen von diesem Spotlight war es stockdunkel. »Also?«
    »Komm bloß nicht näher«, sagte ich. Ich machte ein paar Schritte rückwärts, bis mein Rücken gegen die Wand stieß. Vorgestern noch hatte er mir gar nicht nahe genug sein können. Aber jetzt kam es mir vor, als wäre ich mit einem Fremden zusammen. Plötzlich wurde ich furchtbar wütend. »Was ist nur mit dir los?«, fauchte ich. »Ich habe dir überhaupt nichts getan! Ich verstehe nicht, wie du mich an einem Tag küssen kannst und am nächsten hassen.
Warum?«
Die Tränen kamen so schnell, dass ich nicht verhindern konnte, dass sie mir die Wangen hinabströmten. Gut, dass man das im Dunkeln nicht sehen konnte.
    »Vielleicht, weil ich nicht gerne belogen werde.« Gideon kam trotz meiner Warnung auf mich zu und diesmal konnte ich nicht weiter zurückweichen. »Besonders ungern von Mädchen, die sich mir an einem Tag an den Hals werfen und mich am nächsten zusammenschlagen lassen.«
    »Was redest du denn da?«
    »Ich habe dich
gesehen,
Gwendolyn.«
    »Wie bitte? Wo hast du mich gesehen?«
    »Bei meinem Zeitsprung gestern Morgen. Ich hatte einen kleinen Auftrag zu erledigen, aber ich bin nur ein paar Meter weit gekommen, da hast du plötzlich im Weg gestanden - wie eine Fata Morgana. Du hast mich angeschaut und gelächelt, als würdest du dich freuen, mich zu sehen. Dann hast du dich auf dem Absatz umgedreht und bist um die nächste Ecke verschwunden.«
    »Wann soll das gewesen sein?« Ich war so verwirrt, dass ich für ein paar Sekunden aufhörte zu weinen.
    Gideon ignorierte meinen Einwurf. »Als ich eine Sekunde später um eben diese Ecke bog, bekam ich einen Schlag vor den Kopf und war leider nicht mehr in der Lage, mit dir ein klärendes Gespräch zu führen.«
    »Ich soll dir . . . diese Wunde ist von
mir?«
Die Tränen begannen wieder zu fließen.
    »Nein«, sagte Gideon. »Das glaube ich nicht. Du hattest nichts in der Hand, als ich dich gesehen habe, außerdem bezweifle ich, dass du so hart zuschlagen könntest. Nein - du hast mich nur um die Ecke gelockt, weil dort jemand auf mich wartete.«
    Ausgeschlossen. Ganz und gar ausgeschlossen.
    »So etwas würde ich nie tun«, brachte ich schließlich einigermaßen deutlich heraus. »Niemals!«
    »Ich war auch ein wenig schockiert«, sagte Gideon leichthin. »Wo ich doch dachte, wir wären ... Freunde. Aber als du dann gestern Abend vom Elapsieren zurückkamst und nach Zigarren gerochen hast, kam mir der Gedanke, du könntest mich schon die ganze Zeit anlügen. Gib mir jetzt den Schlüssel!«
    Ich wischte mir die Tränen von den Wangen. Leider flössen unaufhörlich neue nach. Nur mit Mühe konnte ich ein Aufschluchzen unterdrücken und dafür hasste ich mich nur noch mehr. »Wenn das wirklich stimmt, warum hast du dann allen gesagt, du hättest nicht gesehen, wer dich niedergeschlagen hat?«
    »Weil es die Wahrheit ist. Ich habe nicht gesehen, wer es war.«
    »Aber du hast auch nichts von mir gesagt. Warum nicht?«
    »Weil ich Mr George schon länger...
Weinst du etwa?«
Die Taschenlampe leuchtete mir ins Gesicht und ich musste geblendet die Augen schließen. Wahrscheinlich sah ich aus wie ein Streifenhörnchen. Warum hatte ich auch Wimperntusche aufgetragen?
    »Gwendolyn . . .« Gideon knipste die Taschenlampe aus.
    Was kam denn jetzt? Eine Leibesvisitation im Dunkeln?
    »Geh weg«, sagte ich schluchzend. »Ich habe keinen Schlüssel bei mir, das schwöre ich. Und wen immer du gesehen hast, ich kann das nicht gewesen sein. Ich würde niemals,
niemals
zulassen, dass dich jemand verletzt.«
    Obwohl ich nichts sehen konnte, spürte ich, dass Gideon direkt vor mir stand. Seine Körperwärme war wie ein Heizstrahler in der Dunkelheit. Als seine Hand meine Wange berührte, zuckte ich zusammen. Schnell zog er seine Hand wieder zurück.
    »Es

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