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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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an und warf mir einen finsteren Blick zu. Weil ich so herrlich betrunken war, war es mir dieses eine Mal egal.
    »Du hast . . . wunderbar gespielt«, sagte ich. »Ich musste weinen! Wirklich.«
    Er grinste, als habe ich einen Scherz gemacht, und verstaute die Stradivari in ihrem Kasten.
    Lord Brompton keuchte mit zwei Punschgläsern zu uns heran und versicherte Gideon, dass er absolut entzückt von seiner Virtuosität sei, und wie bedauerlich es für den armen Alastair sein würde, diesen unzweifelhaften Höhepunkt des Abends verpasst zu haben.
    »Meint Ihr denn, Alastair wird heute Abend noch den Weg hierherfinden?«, fragte der Graf ein wenig ungehalten.
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Lord Brompton und reichte mir eins der Gläser. Ich nahm einen gierigen Schluck. Mann, war das Zeug gut. Man brauchte es nur zu riechen und schon war man high. Bereit, sich eine Haarbürste zu schnappen, auf ein Bett zu springen und
Breaking free
zu singen, mit oder ohne Zac Efron!
    »Mylord, Ihr müsst Miss Gray unbedingt überreden, etwas für uns darzubieten«, sagte Lady Lavinia. »Sie singt so gern.«
    Es schwang ein seltsamer Unterton in ihrer Stimme mit, der mich aufhorchen ließ. Irgendwie erinnerte sie mich an Charlotte. Sie sah zwar ganz anders aus, aber irgendwo tief unter diesem hellgrünen Kleid steckte auf jeden Fall eine Charlotte, davon war ich überzeugt. Die Art Mensch, die immer alles daran setzte, dass man anhand der eigenen Mittelmäßigkeit merkte, wie absolut großartig und einmalig sie selber war. Pah!
    »Na gut«, sagte ich und versuchte noch einmal, mich vom Sofa emporzustemmen. Diesmal klappte es. Ich blieb sogar stehen. »Dann singe ich eben.«
    »Wie bitte?«, sagte Gideon und schüttelte den Kopf. »Auf
keinen
Fall wird sie singen - ich fürchte, der Punsch . . .«
    »Miss Gray, Ihr würdet uns allen eine große Freunde machen, wenn Ihr für uns singen würdet«, sagte Lord Brompton und zwinkerte so heftig, dass seine fünfzehn Doppelkinne beträchtlich ins Wackeln gerieten. »Und wenn der Punsch dafür verantwortlich sein sollte, dann umso besser. Kommt mit mir nach vorne. Ich werde Euch ankündigen.«
    Gideon hielt mich am Arm fest. »Das ist keine gute Idee«, sagte er. »Lord Brompton, ich bitte Euch, meine Ziehschwester hat noch nie vor Publikum . . .«
    »Es gibt für alles ein erstes Mal«, sagte Lord Brompton und zog mich weiter. »Wir sind doch hier unter uns. Seid kein Spielverderber!«
    »Genau. Sei kein Spielverderber«, sagte ich und schüttelte Gideons Hand ab. »Hast du vielleicht eine Haarbürste dabei? Ich kann einfach besser singen, wenn ich eine in der Hand habe.«
    Gideon sah ein wenig verzweifelt aus. »Auf keinen Fall«, sagte er und folgte mir und Lord Brompton zum Spinett.
    Hinter uns hörte ich den Grafen leise lachen.
    »Gwen . . .«, zischte Gideon. »Hör bitte auf mit diesem Quatsch.«
    »Penelope«, verbesserte ich, leerte das Punschglas in einem Zug und reichte es ihm. »Was meinst du - wird ihnen
Over the rainbow
gefallen? Oder«, hier kicherte ich,
»Hallelujah!«
    Gideon stöhnte. »Das kannst du wirklich nicht machen. Komm jetzt mit mir zurück!«
    »Nein, das ist zu modern, oder? Mal sehen ...« In Gedanken ging ich meine ganze Playlist durch, während Lord Brompton mich mit vollmundigen Vokabeln ankündigte. Mr Merchant, der Grapscher, stellte sich zu uns. »Benötigt die Dame kompetente Begleitung am Spinett?«, fragte er.
    »Nein, die Dame benötigt... etwas ganz anderes«, sagte Gideon und ließ sich auf den Klavierschemel sinken. »Bitte, Gwen . . .«
    »Pen,
wennschon«, sagte ich. »Ich weiß, was ich singen werde.
Don't cry for me, Argentina.
Da kann ich den ganzen Text und Musicals sind irgendwie zeitlos, findest du nicht? Aber vielleicht kennen die Argentinien nicht. . .«
    »Du willst dich doch nicht wirklich vor so vielen Leuten blamieren, oder?«
    Es war ein süßer Versuch, mir Angst zu machen, aber unter diesen Umständen war es vergebens. »Hör mal«, raunte ich ihm vertraulich zu. »Die Leute machen mir gar nichts aus. Erstens sind sie schon seit zweihundert Jahren tot und zweitens sind doch alle supergut drauf und betrunken - außer dir natürlich.«
    Gideon lehnte stöhnend seine Stirn gegen seine Handfläche und schlug dabei mit dem Ellenbogen eine Reihe von Tönen auf dem Spinett an.
    »Kennen Sie - äh kennt Ihr vielleicht
Memory?
Aus Cats?«, fragte ich Mr Merchant.
    »Oh - nein, bedaure«, sagte Mr Merchant.
    »Macht nichts, dann singe ich

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