Saphirblau
»Meine Frau kann Euch gewiss noch zum Bleiben überreden.«
Der Graf von Saint Germain sah ihm lächelnd hinterher. »Er ist so eine Seele von einem Mensch - harmoniebedürftig wie er ist, würde er es nicht ertragen, wenn wir uns streiten.«
Lord Alastair musterte Gideon mit unverhohlener Feindseligkeit. »Damals war er noch als ein gewisser Marquess Well-done unterwegs, wenn ich mich recht erinnere. Und heute also der Sohn eines Viscounts. Wie Ihr neigt wohl auch Euer Protege zur Hochstapelei. Wie bedauerlich.«
»Das nennt man diplomatisches Pseudonym«, sagte der Graf immer noch lächelnd. »Aber davon versteht Ihr nichts. Wie auch immer: Ich hörte, Ihr habt den kleinen Fechtkampf bei Eurem Treffen vor elf Jahren sehr genossen.«
»Ich genieße jeden Fechtkampf«, sagte Lord Alastair. Er tat so, als hörte er nicht, wie sein Begleiter »Zerschmettert die Feinde Gottes mit den Schwertern der Engel und Erzengel« raunte, sondern fuhr ungerührt fort: »Und ich habe seitdem einige Kniffe dazugelernt. Euer Protege hingegen scheint in diesen elf Jahren um nur wenige Tage gealtert zu sein - und wie ich mich selber überzeugen konnte, hatte er keine Zeit, seine Technik zu verbessern.«
»Selber
überzeugen?«, sagte Gideon und lachte verächtlich. »Dazu hättet Ihr auch
selber
vorbeikommen müssen. Aber Ihr habt nur Eure Männer geschickt und für die hat meine Technik vollkommen ausgereicht. Womit sich wieder zeigt, dass es besser ist, so etwas selber in die Hand zu nehmen.«
»Solltet Ihr . . .?« Lord Alastairs Augen verengten sich. »Ach - Ihr sprecht von dem Vorfall im Hyde Park vergangenen Montag. Richtig - das hätte ich wohl selber in die Hand nehmen sollen. Es war ohnehin nur eine spontane Idee. Aber ohne die Hilfe von schwarzer Magie und einem ...
Mädchen
hättet Ihr wohl kaum überlebt.«
»Ich bin froh, dass Ihr das so offen ansprecht«, sagte der Graf. »Denn seit Eure Männer meinen jungen Freunden hier ans Leben wollten, bin ich etwas ungehalten . . . ich dachte, ich sei derjenige, auf den Ihr Eure Aggressionen konzentriert. Sicher versteht Ihr, dass ich so etwas nicht noch einmal dulden werde.«
»Ihr tut, was Ihr zu tun müssen glaubt, und ich tue, was ich tun muss«, erwiderte Lord Alastair und sein Begleiter röchelte: »Tod! Tod den Dämonen!«, so eigenartig, dass ich nicht mehr ausschloss, dass er unter seinem Umhang ein Laserschwert versteckt hatte. Er hatte doch wohl eindeutig einen an der Waffel. Ich fand es nicht länger zulässig, sein merkwürdiges Verhalten zu ignorieren.
»Wir sind uns zwar nicht vorgestellt worden und ich gebe zu, dass ich auch so meine Probleme mit den heutigen Umgangsformen habe«, sagte ich und sah ihm direkt in die Augen. »Aber dieses Gerede von Tod und Dämonen finde ich absolut unangebracht.«
»Sprich nicht mit mir, Dämon!«, sagte Darth Vader unwirsch. »Ich bin für deine Saphiraugen unsichtbar! Und deine Ohren können mich nicht hören.«
»Ja, schön wär's«, sagte ich und wollte plötzlich nach Hause. Oder wenigstens zurück aufs Sofa, harte Lehne hin oder her. Der ganze Raum schwankte um mich herum wie ein Schiff auf hoher See.
Gideon, der Graf und Lord Alastair schienen vorübergehend aus dem Konzept gebracht worden zu sein. Sie vergaßen ganz, sich kryptische Dinge an den Kopf zu werfen, und starrten mich befremdet an.
»Die Schwerter meiner Nachfahren werden sich durch euer Fleisch bohren, die florentinische Allianz wird rächen, was meinem Geschlecht angetan wurde, und vom Antlitz dieser Erde tilgen, was nicht von Gott gewollt ist«, sagte Darth Vader zu niemandem Bestimmten.
»Mit wem sprichst du?«, flüsterte Gideon.
»Mit dem da«, sagte ich, klammerte mich ein bisschen fester an ihn und zeigte auf Darth Vader. »Jemand sollte ihm sagen, dass sein Umhang schei. . . nicht gerade der neusten Mode entspricht. Und dass ich - bitte schön - kein Dämon bin und auch nicht von den Schwertern seiner Nachfahren durchbohrt und von der Erde getilgt werden will.
Au.«
Gideons Hand hatte meinen Unterarm zusammengepresst.
»Was soll diese Komödie, Graf?«, fragte Lord Alastair und rückte sich eine protzige Brosche an seinem Halstuch zurecht.
Der Graf beachtete ihn nicht. Sein Blick unter den schweren Augenlidern ruhte auf mir. »Das ist interessant«, sagte er mit leiser Stimme. »Offensichtlich kann sie direkt in Eure schwarze, verwirrte Seele blicken, lieber Alastair.«
»Sie hat so viel Wein getrunken, dass ich fürchte, sie
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