Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
lebenswert machen könnte.“
„Dann musst du dir etwas suchen.“
Überrascht von mir selbst fahre ich fort:
„Irgendetwas muss deinem Leben einen Sinn geben... und wenn es nur die Suche nach dem Sinn selbst ist.“
Alriels lächelndes Gesicht taucht vor meinem geistigen Auge auf.
„Auch wenn deine Reise vielleicht niemals ein Ende finden wird, so hast du doch etwas getan und bist einen Weg gegangen. Es ist nicht so wichtig, dass man sein Ziel erreicht, solange man eines vor Augen hat. Wenn man nicht weiß, was man erreichen möchte, ist das Leben sinnlos. Man braucht eine Aufgabe, und wenn es nur eine Unbedeutende ist. Lieber lebe ich ein kurzes Leben mit einem Zweck, als ein unsterbliches Dasein zu fristen, nur um des Daseins willen.“
„Du hast zu lange bei den Ilyea gelebt, Prinzessin.“
Edans Stimme reißt mich aus der Erinnerung an Alriel.
„Ich habe dich gerade an den Worten einer weisen Frau teilhaben lassen, Dämon. Du solltest dankbar sein“, erwidere ich kalt und bemerke zufrieden, dass Edan bei dem Wort ‚Dämon’ gekränkt zusammenzuckt.
„Ich bin kein Dämon.“
Mehr ein Knurren als verständliche Worte.
„Ach nein?“
Amüsiert lächle ich und ziehe eine Augenbraue nach oben. Mein Herz trommelt schmerzhaft schnell gegen meinen Brustkorb, aber ich reiße mich zusammen. Auf eine merkwürdige Art macht es mir Spaß, Edan zu quälen. Wenigstens kann ich mich noch mit Worten wehren.
„Du hältst mich gefangen, willst mich vergewaltigen, bist einem Dämon unterstellt und befolgst seine Anweisungen.“
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu, woraufhin er ein Stück zurückweicht, in seinen Augen lodert das Feuer der Wut.
„In dir fließt Dämonenblut.“
Ganz langsam spreche ich die letzten Worte aus und genieße, wie sein Blick düsterer wird.
Statt bernsteinfarbener Juwelen blitzen mich zwei fast schwarze Kristalle an.
„Du gehst zu weit.“
Ein freudloses Lachen entrinnt meiner Kehle.
„Ich gehe zu weit? Du erzählst mir, dass du mich gegen meinen Willen nehmen möchtest. Ich will dir helfen und teile eine wertvolle Erinnerung mit dir. Worte, die eigentlich nur unserem Volk bestimmt sind. Und du beleidigst Alriel! Zu lange bei den Ilyea gelebt?
In mir fließt nur Ilyea, kein Dämonenblut! Es spielt keine Rolle, ob ich dem Wald oder dem Meer entstamme. Ich bin eine Ilyea. Eine außergewöhnliche, das mag sein. Aber du? Was bist du? Nichts weiter als ein Bastard!“
Dröhnender Schmerz. Mein Kopf fliegt zur Seite und bunte Punkte blitzen vor meinen Augen auf. Die im bernsteinfarbenen Licht leuchtenden Fliesen drehen sich in einem wilden Strudel aus Farben, meine Wange glüht.
Ehe ich begreifen kann, was passiert ist, werde ich an den Haaren gepackt und aufs Bett geschleudert.
„Wie kannst du es wagen?“
Edans Stimme, von einem dumpfen Rauschen überschattet. Mein Überlebenstrieb schaltet sich ein und ich robbe panisch nach vorne, will auf die andere Seite des Bettes gelangen. Verzweifelt krallen sich meine Hände in den roten Stoff, doch ich komme nicht vorwärts, sondern zerwühle nur das Laken.
Auf dem Bauch liegend strample ich um mich und versuche gleichzeitig, einen klaren Kopf zu bekommen. Das Blut pocht schmerzhaft gegen meinen Schädel.
Plötzlich spüre ich ein hartes Ziehen an meinem linken Arm und werde herumgerissen.
Edan setzt sich auf meine Hüfte und hält meine Arme zu beiden Seiten meines Körpers fest, sodass ich nicht mehr tun kann, als meinen Kopf hin und her zuwerfen.
„Wenn ich dich gewaltsam nehmen wollte, dann könnte ich es tun. Jetzt und hier. Du hast nicht die Kraft, um dich mir zu widersetzen.“
Sein Kopf senkt sich und ich erstarre fassungslos, als ich seine warmen Lippen auf meiner Haut spüre. Begierig wandert sein Mund von meinem Hals nach unten, zwischen meine Brüste. Ich keuche vor Angst auf und eine einzelne Träne rinnt meine Wange hinab.
„Edan bitte.“
Meine Stimme klingt brüchig und verunsichert, was mich nicht wirklich wundert.
„Was? Ich bin doch ein Dämon. Genau das sollte ich also tun. Dir meinen Samen einpflanzen, damit die Angelegenheit erledigt ist und ich meine Ruhe habe. Du leidest dann noch einige Zeit, bis dich das Kind von innen auffrisst, so wie ich meine Mutter.“
Eiskalte Furcht fließt durch meine Adern und lässt mich erzittern.
„Bitte...“
„Ein Bastard wie ich sollte genau das tun, oder?“
Er lässt meine Arme los, trotzdem wage ich nicht, mich zu bewegen.
„Sieh mich an,
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