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Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Titel: Saphirtraenen (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jaeger
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Erklingen des Knospenliedes in die Krone geklettert und hatte meinen Baum verziert. Nichts. Vermutlich zu früh. Das Jahr davor hatte ich es einen Tag danach getan. Nichts. Vermutlich zu spät. Vor drei Jahren dachte ich, dass mein Baum die Glocken nicht verträgt und habe ihn in Ruhe gelassen. Nichts. Die Jahre zuvor hatte ich es immer dann getan, wenn meine Mutter es mir gebot. Nichts.
    Dieses Jahr werde ich alles richtig machen. Mein Baum wird blühen und der Schönste von allen sein. Als ich den Korb geleert habe, klettere ich noch ein Stück höher. Die Äste sind so dünn, dass sie mich kaum mehr tragen und sich tief nach unten biegen. Einer der Zweige bricht unter meinem Fuß und ich verliere kurz das Gleichgewicht. Die Aussicht ist dieses Risiko wert. Rote Strahlen ergießen sich über die orangeleuchtenden Baumkronen. Wohin ich auch blicke, überall ist Wald. Ein wunderschöner und zugleich deprimierender Anblick. Ich sehne mich nach so viel mehr. Die Wolken strahlen golden am Himmel. Sehnsüchtig werfe ich ihnen einen letzten Blick zu und wünsche, ich könnte mit ihnen fliegen. Dann klettere ich wieder nach unten. Allerdings mische ich mich nicht unter die Anderen, sondern bleibe am Rand zurück. Nicht einmal der warme Schein des Feuers berührt mich. Deprimiert lehne ich an einem Baumstamm und beobachte das rege Treiben. Die lachenden Gesichter.
    Als Alriel in den Feuerschein tritt, wird alles still. Sie schmunzelt und ihre Augen bleiben auf mir ruhen.
    „Komm doch näher, Niamh.“
    Ich bleibe wie vom Donner gerührt stehen. Sie hat mich angesprochen. Vor all den Anderen, ohne bestimmten Grund. Die Dorfälteste hat mich auch öfter im Unterricht aufgerufen. Jedoch dachte ich stets, dass dies an meinem Unwillen und meiner schüchternen Haltung liegt. Außerhalb der Lernzeit hatte sie mich noch nie angesprochen. Bis jetzt. Ihre Smaragdaugen ruhen freundlich auf mir. Nicht misstrauisch oder abwertend. Nein, beinahe liebevoll.
    Scheu lächle ich zurück und trete näher. Die Wärme des Feuers umhüllt mich wie eine Mutter.
     
    „Niamh!“
    Edans kalte Stimme reißt mich zurück auf den Rücken des Lith. Für einige Augenblicke sehe ich noch immer Alriel vor mir, doch ihr Bild verblasst schnell. Der Halbdämon muss mich schon öfter gerufen haben, denn er sieht sehr ungeduldig aus. Seine Haare sind vom Wind zerzaust und sehen wunderbar warm und weich aus.
    „Nein“, rufe ich laut. Ich werde meinem Elementerbe nicht nachgeben.
    Entgeistert sehen mich die anderen an und ich kaue peinlich berührt auf meiner Unterlippe.
    „Ich habe ... geträumt“, rechtfertige ich mich und versuche, ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln aufzusetzen. Mit meiner rechten Hand fahre ich mir durch meine eigenen Haare, um meine Finger zu beschäftigen. Vergebens.
    „Wir sollten rasten“, wirft Cedric ein, „es wird gleich dunkel. Die Gefahr ist viel zu groß, dass dein kleines Tierchen in eine tiefe Schlucht stürzt.“
    Ich weiß, dass er nicht gehässig klingen möchte, aber Edan sieht das anders.
    „Es ist ein Schattenwesen. In der Dunkelheit sieht es ganz gut. Danke für deine Fürsorge.“
    Kühl und unehrlich.
    „Bitte lass uns anhalten“, flüstere ich, „ich fühle mich nicht wohl, wenn ich nicht sehe, wohin wir gebracht werden. Zudem ist mir schlecht.“
    Der letzte Satz ist eine Lüge, aber ich habe gemerkt, dass Edan im Bezug auf unser gemeinsames Kind übertriebene Besorgnis zeigt. Auch dieses Mal scheint es zu funktionieren.
    „Ein letzter gemeinsamer Halt.“
    In der untergehenden Sonne funkeln seine Augen gefährlich rot. Weshalb ist mir dieser Schimmer vorher nie aufgefallen? Ich schlucke und wünsche mich weit weg. Sobald wir unser Lager aufgebaut haben ziehe ich Edan zur Seite.
    „Wie genau wird das eigentlich ablaufen?“
    Sein Blick wird misstrauisch.
    „Was meinst du?“
    „Wie werden wir die Dämonen verbannen?“
    Ich hole tief Luft.
    „Und welche Auswirkungen hat das auf ... dein Dämonenerbe?“
    Meine Unterlippe zittert. Nicht, weil ich Angst habe, ihn zu verlieren. Nein. Ich habe Angst um das ungeborene Kind in meinem Bauch. Aber sein Blick wird warm und er legt mir eine Hand auf die Wange. Er hat mich falsch verstanden. Gut.
    „Sieh nach oben.“
    Ich lege den Kopf in den Nacken. Es ist Neumond und der Himmel ist in den feuerspuckenden Bergen von grauen Wolken behangen.
    „Du weißt, dass die Sterne dort oben sind, oder?“
    Bevor ich antworten kann fährt er fort:
    „Mach dir keine

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