Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
Kraft. Unter mir erstarrt das Wesen zu Kristall.
Schweißgebadet setze ich mich auf. Mein Herz pocht wild gegen meine Brust und versucht die eisernen Fesseln der Angst zu sprengen. Vergebens. Ich beuge mich nach vorne und versuche, gleichmäßig aus und ein zu atmen. Als es mir schließlich gelingt setze ich mich mit Tränen in den Augen auf. Sowohl Edan als auch Enya sind wach und starren mich beide besorgt an.
„Alles in Ordnung?“, fragt Edan besorgt. Sein Blick wandert direkt zu meinem Bauch.
„Ich... Ja... Nur schlecht geträumt“, murmle ich. Das Feuer lodert noch immer hell, also kann ich nicht lange geschlafen haben. Der Stand des Mondes hilft mir unter diesen dunklen Wolken nicht.
„Ist viel Zeit vergangen?“
„Du kannst auf jeden Fall noch schlafen“, beruhigt der Halbdämon mich. Ich werfe Enya einen unsicheren Blick zu. Erst jetzt fällt mir die unterkühlte Stimmung auf. Zwischen den beiden muss etwas vorgefallen sein.
„Also ich...“, setze ich an, doch die ängstliche Mimik der Meer-Ilyea lässt mich innehalten. Ich blinzle. In ihrem Gesicht ist keine Emotion mehr zu erkennen. Habe ich mich etwa geirrt?
„Ich würde gerne wach bleiben“, fahre ich mit fröhlichem Plauderton fort und greife nach einem der Beutel, in dem wir unser Essen aufbewahren.
„Albträume machen hungrig“, erkläre ich und schiebe mir kurz darauf ein Stück trockenes Brot in den Mund. Das Feuer bringt mich ins Schwitzen und brennt heiß auf meiner Haut. Schützend drehe ich mich, um so den Mantel zwischen mich und die Flammen zu bringen. Sofort setzt eine kühlende Wirkung ein. Ich knabbere an der Brotkruste und starre in die Finsternis. Erst als ich höre, wie Edan sich hinlegt und sein Atem langsamer wird, drehe ich mich zu Enya um. Nun ist sie ihr wieder in das ebenmäßige Gesicht geschrieben: Angst.
Die wunderschönen Augenbrauen sind zusammengezogen, ihr Kristallkinn zittert. Fragend erwidere ich ihren Blick. Sie nickt mit ihrem Kopf zu Edan und deutet dann auf ihr Diadem.
Meine Gedankengänge sind von dem Traum noch wirr und so brauche ich einen Moment, bis ich den Zusammenhang herstellen. Meine Kinnlade klappt nach unten und ein Krümel fällt aus meinem Mund. Das durchweichte Stück Teig landet auf meinem Schoß und ich wische es einige Augenblicke später angewidert weg.
Ich schüttele en Kopf um ihr zu bedeuten, dass sie sich irren muss. Edan kann es unmöglich auf ihr Diadem abgesehen haben, denn das würde ihren Tod bedeuten. Andererseits erinnere ich mich an seine gefühllosen Bemerkungen.
Schließlich stehe ich auf, setze mich neben Enya und lehne mich an sie. Obwohl ihr Körper kalt ist strahlt er etwas Tröstliches aus. Zögernd legt sie ihren Arm um mich. Ich schenke ihr ein dankbares Lächeln und schlafe in ihren Armen ein.
Am nächsten Morgen ist die Stimmung angespannt. Jeder geht gereizt seinen morgendlichen Bedürfnissen nach. Ich stürze meinen letzten Wasservorrat hinab und erhebe mich schließlich.
„Eine letzte Besprechung bitte.“
Sofort setzen sich alle in einen Kreis und Edan übernimmt wie von Selbst die Führung.
„Ich weiß nicht, wo Deargh uns haben möchte. Aber ich kenne ihn gut und vermute, dass wir diesen Gipfel anstreben sollten.“
Er zeigt auf einen Berg, welcher bedrohlich auf uns herabzublicken scheint. Auf seiner Spitze tanzen flackernde Flammen.
„Dort hat er zum ersten Mal einen Fuß in die Außenwelt gesetzt. Das hat er mir so oft erzählt, wie er konnte. Er ist sehr... eigen, was das angeht. Für ihn symbolisiert dieser Berg den Beginn seiner großen Reise. Vermutlich möchte er sie dort zu Ende bringen.“
Seine Erläuterungen klingen einleuchtend und so werfe ich dem Gipfel einen ängstlichen Blick zu. Jetzt, da ich seine Geschichte weiß, wirkt er noch einschüchternder. Sein Gefälle ist sanft und der Aufstieg wird dadurch wohl relativ leicht werden. Dennoch fürchte ich mich vor dem, was uns dort erwartet.
„Auf halber Höhe gibt es ein großes Plateau, dort sollten wir auf ihn warten. Enya und Cedric, ich würde euch bitten, zurückzubleiben, damit ihr im Notfall eingreifen könnt. Ihr müsst unsere Geheimwaffe bleiben.“
Cedric kneift misstrauisch die Augen zusammen.
„Woher weißt du das alles? Und warum dürfen wir nicht gleich mitkommen? Denkst du wirklich, dass er uns nicht bemerken wird?“
„Er ist zu selbstverliebt und fühlt sich überall sicher. Sicher rechnet er nicht damit, dass wir in Begleitung
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