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Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Saphirtraenen (Gesamtausgabe)

Titel: Saphirtraenen (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jaeger
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Sorgen um mich. Wir werden uns darum kümmern, sobald es an der Zeit ist.“
    Verwirrt runzle ich die Stirn. Ich verstehe nicht, was das mit dem Sternenhimmel zu tun hat.
    „Das Licht ist immer hinter der Finsternis verborgen. Und sobald die Wolken verschwinden, werden die Sterne wieder hell leuchten.“
    Jetzt verstehe ich. Wir lassen uns zusammen am Feuer nieder und er legt eine Decke um meine Schultern als wäre nichts geschehen. Als hätte er niemals darauf bestanden, Enya zu töten. Als hätte die Kälte in seiner Stimme und seinem Herzen nie existiert. Aber ich weiß es besser. Unauffällig rutsche ich ein Stück von ihm weg. Mein Bauch wölbt sich schon deutlich unter dem schwarzen Mantel und drückt das weiße Hemd so sehr nach außen, dass man zwischen Hose und Oberteil einen kleinen Streifen nackter Haut erkennen kann. Bibbernd bedecke ich die Stelle mit der Decke.
    Enya sitzt mir gegenüber und leuchtet im Feuerschein golden. Sie starrt mit leeren Augen in die knisternden Flammen. Ich lächle ihr aufmunternd zu, doch sie scheint mich nicht zu bemerken.
    Das fein gearbeitete Diadem auf ihrem Kopf funkelt. Das Silber bricht das Licht und der Saphir leuchtet blau, als würde er von innen heraus strahlen.
    Auf einmal fährt eine Hand nach oben und drückt das Schmuckstück fest gegen Enyas Kopf. Unsere Blicke treffen sich. Nackte Angst springt mir entgegen. Schnell wende ich mich ab, unfähig zu erklären, dass ich ihr das letzte Stück Magie was sie am Leben erhält niemals wegnehmen würde.
    Offensichtlich weiß sie mein Starren nicht richtig einzuordnen.
    „Wir befinden uns hier im Gebiet der Dämonen und sollten besser Wache halten. Ich denke, mein neuer Körper braucht keinen Schlaf, deswegen werde ich aufbleiben. Falls mich die Müdigkeit überkommt, wecke ich jemanden von euch.“
    Ich beiße mir auf die Unterlippe. Es geht ihr nicht um die Wache. Sie will einfach nur deutlich machen, dass ihr heute Nacht niemand das Diadem wird stehlen können. Und ich habe das nicht einmal vor. Frustriert seufzend lege ich mich hin. Erst im Nachhinein wird mir klar, dass sie diese Geste ebenfalls falsch auffassen kann. Aber es interessiert mich nicht. Mir ist alles egal.
    Die Müdigkeit macht mich träge und zieht mich auf den Steinboden. Ich schließe dankbar die Augen und lasse mich von ihr in die Dunkelheit führen.
     
    Da sind sie wieder. Die Schatten. Ihre diffusen Körper wiegen sanft im Wind. Sie greifen nicht an, dennoch möchte ich fliehen. Aber ich kann nicht. Meine Beine sind fest mit dem Boden verwurzelt. Ich kann nicht einmal schützend eine Hand heben. Meine Äste rascheln lediglich leise. Ich bin ein Baum. Diese Erkenntnis sickert langsam in mein Bewusstsein, aber ich wundere mich nicht. Ich stehe schon lange hier. Zu lange, um mich an die Zeit zu erinnern, als ich noch ein junger Spross war.
    Die Schatten sehen mich an. Nicht hasserfüllt oder hungrig, sondern wartend. Gähnend schäle ich mich aus meiner Rinde heraus, setze meinen schwarzen Fuß auf den vertrockneten Boden und schließe mich ihnen an. Unbändiger Hunger bestimmt mein Wesen. Mein Handeln. Ich weiß nicht, warum mich dieses Verlangen anwidert. Etwas daran scheint falsch zu sein.
    Aber wie kann ein Begehr, entstanden aus der Natur der Dinge, falsch sein?
    Ich schüttele meinen konturlosen Kopf und stoße ein langgezogenes Stöhnen aus. Meine Begleiter stimmen in mein trauriges Schauerlied ein. Dann spüre ich etwas. Besucher im Wald, die nicht hierhergehören. Nahrung.  Meine rotglühenden Augen machen sie schnell aus. Sie bewegt sich langsam und vorsichtig. Offensichtlich glaubt sie, dass wir sie noch nicht entdeckt haben. Ich gebe einen Laut von mir, um die anderen aufmerksam zu machen. Wir teilen immer. 
    Mit schnellen Schritten verfolgen wir die Eindringlinge, welche bemerkt haben, dass wir ihnen auf der Spur sind. Ihr merkwürdiges Reittier trägt sie schnell durch die Dunkelheit, welche für sie ein größeres Hindernis darstellt als für uns. Da passiert es: Sie stolpern.
    Ich kann mir ein höhnisches Gelächter nicht verkneifen. Einer der Anderen gibt mir das Zeichen, dass wir heute ein bisschen spielen. Nur zu gern komme ich dieser Aufforderung nach. Gemeinsam umkreisen wir unsere Opfer. Ich spüre ihre Panik, rieche den Angstschweiß. Mein Hunger und Verlangen steigert sich ins Unermessliche. Als eines der Opfer zurück bleibt, stürzen wir uns gemeinsam darauf. Die Lebensenergie fließt auf mich über, gibt mir neue

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