Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
knieten und sie mit sanftem Rütteln weckten.
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Als im St. Nimmerleinswald der neue Tag anbrach, war nichts mehr so wie früher. Der ganze Wald war auf der Suche nach Sara. Der ganze Wald? Nein, eine kleine, aber äußerst resolute Kolonie von Feen und Elfen weigerte sich, bei der Suche nach dem jungen Vampir zu helfen. Die Waldgeister waren verzweifelt. Zuerst die Geschichte mit den Diebstählen, dann die Tragödie um Salma und jetzt auch noch Sara. Und zu allem Überdruss wusste man auch nicht, wie man mit der Unglücks-Weide umzugehen hatte.
Titania hatte versucht, ein hilfreiches Wort aus Moritz herauszubekommen, aber das war schlicht unmöglich. Selbst die stärksten Zaubersprüche würden den Werpudel erst in der Walpurgisnacht oder einer anderen magischen Nacht zum Sprechen bringen können. Zaubersprüche und Zauberwesen hatten eben so ihre unerklärlichen Eigenartigkeiten. Durch wildes Herumhüpfen und Jaulen und Knurren konnte Moritz Titania aber schließlich wenigstens klar machen, dass es keinen Sinn hatte, im Wald nach Sara zu suchen. Die Suche wurde daraufhin abgebrochen und unter schadenfrohem Gekicher der Elfen und Feen fanden sich Titania, Mercutio und Gwendolin und Edmund bei Madame Wisez ein. Die erwachsenen Waldgeister nahmen auf den Schulbänken Platz, die ansonsten eigentlich ihren Kindern vorbehalten waren.
Für Fuxia wurde es jetzt etwas unangenehm, denn sie musste jetzt alle Geschehnisse der letzten zwei Tage erzählen: Wie sie gemeinsam mit Sara dem Troll gefolgt waren, wie sie die Weide herausgefordert hatten, wie sie Mariella geneckt hatten und zu guter Letzt auch noch, wie Fuxia beobachtet hatte, dass der Troll in Gwendolins Zauberschrank und schließlich in das Vampirhaus eingebrochen war. Unbewusst ließ Fuxia ihre Warnungen an Sara in die Geschichte einfließen.
Die kleine Hexe zog dabei eine tomatenrote Farbe im Gesicht auf, die jeder Ketchupflasche zur Ehre gereicht hätte. Stotternd und stockend erzählte die kleine Hexe von ihren letzten Abenteuern. Statt der erwarteten Standpauke wurde sie von ihrer Mutter aber nur fest an sich gedrückt. Gwendolin streichelte ihrer Tochter zärtlich durchs karottenrote Haar und drückte sie noch fester an sich.
„Schon wieder ein verschwundenes Kind“, fluchte Mercutio schließlich fast unhörbar, „Was sagen Sie dazu, Madame Wisez?“
Die Eiche ließ ihre Blätter leise rauschen und verzog ihre knorrige Nase. „Schwierig, meine Lieben. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Toxina hinter der ganzen Sache steckt. Aber dieses Kapitel haben wir ja eigentlich letztes Jahr erledigt.“
„Und selbst wenn sie wieder zurückgekehrt wäre – wir können nichts von ihrer Anwesenheit spüren“, warf Edmund ein.
„Eben“, gab ihm Madame Wisez Recht, „Aber könnt ihr nicht eine andere Präsenz spüren?“
Die Eltern von Sara und Fuxia sahen sich gegenseitig an und schüttelten dann den Kopf.
„Ich schon“, gab die Eiche schließlich zu bedenken, „Aber ich kann diese Präsenz nicht genau festmachen. Und was den Troll angeht: Ich glaube, wir haben es hier mit zwei verschiedenen Problemen zu tun. Der Troll hat nichts mit dem Verschwinden eurer Tochter zu tun“, meinte Madame Wisez in die Richtung von Titania und Mercutio. „Aber vielleicht solltet ihr der Trauerweide einmal einen kleinen Besuch abstatten. Mit ihrem Auftauchen hat das ganze Unglück erst angefangen“, vollendete sie ihre kleine Ansprache unheilschwanger.
„Mutter muss etwas geahnt haben“, seufzte Gwendolin schließlich.
„Ja, schön langsam glaube ich auch nicht mehr, dass der Blitzschlag ein Zufall war“, gab ihr Titania Recht.
„Es muss einen Grund gehabt haben, wieso sie Sara gerade jetzt ein mächtiges Amulett geschenkt hat. Warum muss Mutter auch immer so geheimnisvoll herum tun?“, jammerte Gwendolin schließlich.
„Ja, und vor allem: Wofür braucht der Troll diese ganzen Zauberutensilien? Was führt er im Schilde?“, warf Edmund ein. Daraufhin konnten sich die Waldgeister – und auch Madame Wisez – wieder nur fragende Blicke zuwerfen.
Schließlich beschloss man, dass Gwendolin zu den Drachen gehen und sich um Salma kümmern würde. Das heißt, dass sie probieren würde, sich um ihre Mutter zu kümmern. Drachen waren schließlich stur und mindestens so geheimnisvoll wie Salma selbst. Gwendolin hatte keine Ahnung, ob die Drachen sie zusehen ließen, wenn sie versuchten, Salma zu heilen. Sie wollte es aber auf einen Versuch
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