Sara & Fuxia: Das Zauberamulett (German Edition)
ankommen lassen. Schließlich hatten sich die Beziehungen zwischen den Drachen und den Waldgeistern im letzten Jahr – nicht zuletzt dank Sara und Fuxia – sprunghaft gebessert. Und schließlich schuldete Dagobar ihnen noch einen Gefallen.
Titania, Mercutio und Edmund wollten sich mittlerweile um die Trauerweide kümmern. Vielleicht würden sie ja dort einen Hinweis auf den Verbleib Saras bekommen. Und Fuxia? Sie sollte nach Hause gehen und sich nicht wieder in Sachen einmischen, die für einen jungen Waldgeist viel zu gefährlich waren. „Letztes Jahr hattet ihr unverschämtes Glück“, sprach Gwendolin eindringlich auf ihre Tochter ein, „Du darfst nicht glauben, dass du jedes Mal mit so mächtigen Hexen wie Toxina fertig wirst. Versprich mir, dass du dich nicht aus dem Turm rührst, bis wir wissen, was hier gespielt wird.“
„Ich verspreche es“, antwortete Fuxia übereifrig. Zu blöd nur, dass ihre Mutter gesehen hatte, dass sie hinter ihrem Rücken die Finger überkreuzt hatte.
„So nicht, meine Liebe – ohne gekreuzte Finger!“
Fuxia ächzte und versprach genervt nochmals, brav zu Hause zu bleiben. Gwendolin kannte ihre Tochter nur zu gut. Sie beobachtete Fuxia beim zweiten Versprechen genau: Hände, Arme, sogar die Beine. Das war nämlich ein beliebter Trick von Fuxia: Mit überkreuzten Beinen dastehen und ein Versprechen geben. Aber diesmal schien es die kleine Hexe ernst zu meinen. Die überkreuzten Zehen konnte Gwendolin ja nicht sehen. Sie musste Fuxia jetzt einfach vertrauen und hatte keine Zeit, um solche Sachen jetzt auszudiskutieren. So verdächtig Gwendolin das schnelle Einlenken Fuxias auch erschien, sie musste sich jetzt um Salma kümmern. Und der Rest musste sich um Sara kümmern. Es ging nicht an, dass jedes Jahr ein Kind im St. Nimmerleins Wald verschwand. So geht’s ja wirklich nicht.
Leicht entnervt warf Gwendolin ihrer Tochter noch einen letzten warnenden Blick zu und stieg dann auf ihren Hexenbesen. Sekunden später konnte Fuxia ihre Mutter über den Baumwipfeln verschwinden sehen. Sie hatte die Richtung der Drachenberge eingeschlagen, die am anderen Ende des St. Nimmerleins Waldes lagen.
„Du hast gehört, was deine Mutter gesagt hat, Fuxia“, sagte Edmund, „Zeit, nach Hause zu gehen.“
Fuxia nickte deprimiert, schwang sich auf Fridolin und zischte ab. Genau in die entgegengesetzte Richtung, in die ihre Mutter verschwunden war. Es schmeckte ihr überhaupt nicht, dass sie sich nicht um ihre verschwundene Freundin kümmern durfte. Aber wozu hatte sie schließlich die große Zehe und die Zeigezehe überkreuzt? Hatte sie das nicht von ihrem Versprechen entbunden? Und überhaupt: War es nicht ein herausgepresstes Versprechen? Fuxias Meinung nach galten sowieso nur freiwillige Versprechen.
Trotzdem folgte Fuxia zunächst den Anweisungen ihrer Mutter und flog zu ihrem Turm. Dort gönnte sie sich ein verspätetes Frühstück. Die ganze Sache zu überstürzen war jetzt garantiert die falsche Entscheidung und außerdem war sie von den Ereignissen der letzten Nacht furchtbar hungrig geworden.
15
Titania, Mercutio und Edmund hatten sich derweil auf den Weg zur Trauerweide gemacht. Sie hatten Moritz mitgenommen, um für den Fall der Fälle eine ausgeprägte Spürnase parat zu haben. Und außerdem schadete es grundsätzlich nie, einen Werpudel bei sich zu haben. Das galt sowohl für junge, als auch für erwachsene Waldgeister. Ganz besonders in Zeiten wie diesen.
Obwohl der Zauberer und die Vampire in ihrem langen Leben schon jede Menge Abenteuer überstanden hatten, bekamen sie doch ein mulmiges Gefühl, als sie die Lichtung der Trauerweide betraten. Die Weide schien zu spüren, dass etwas gegen sie im Schilde geführt wurde. Bedrohlich peitschte sie mit ihren Ästen, sie verbog ihren schlanken Stamm und streckte sich ihren Herausforderern entgegen.
Moritz, der die Weide bislang noch nicht zu sehen bekommen hatte, fuhr fast aus seinem Fell. Die Haare sträubten sich und er sah aus wie ein ungekämmter, ungewaschener Straßenköter. Seine frechen Augen blitzten kampfeslustig auf und er fletschte seine Reißzähne, die dem Hund eines Vampirs jetzt zu aller Ehre gereichten. Schlabbriger Schleim hing an langen Fäden von seinen Lefzen und seine ganze Haltung war auf einen kräftigen Sprung ausgerichtet.
„Beruhig dich“, sagte Titania, ohne den Werpudel auch nur einmal dabei anzuschauen. Ihre ganze Konzentration war auf die Weide gerichtet.
„Schon lange kein so
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