Sara Linton 01 - Tote Augen
einigen die Köpfe gewaschen.«
Faith fluchte leise, denn ihr fiel wieder ein, dass Max Galloway ihnen die ursprünglichen Tatortberichte noch immer nicht gegeben hatte. Sie war so wütend gewesen, dass sie vergessen hatte, sie mitzunehmen, und es fiel ihr nicht im Traum ein, dem Mann einfach so zu glauben, dass alles relativ gewöhnlich gewesen sei.
» Faith?«
Sie fertigte ihn mit dem Standardsatz ab. » Die Polizei von Rockdale zeigt sich bei unserer Ermittlung sehr kooperationsbereit.«
» Es ist die Schwester, um die ihr euch Sorgen machen solltet. Hast du die Nachrichten gesehen? Joelyn Zabel sagt jedem, der es hören will, dein Partner ist schuld, dass ihre Schwester starb.«
Das nagte mehr an ihr, als sie zugeben wollte. » Schau dir den Autopsiebericht an.«
» Habe ich bereits«, sagte er. Faith nahm an, dass Amanda eine Zusammenfassung des Berichts einigen ausgewählten Leuten hatte zukommen lassen, um die Nachricht so schnell wie möglich zu verbreiten. » Jacquelyn Zabel hat sich selbst getötet.«
» Hast du das der Schwester gesagt?«, fragte Faith.
» Die Wahrheit interessiert sie nicht.«
Faith schaute ihn scharf an. » Die interessiert die meisten nicht.«
Er zuckte die Achseln. » Von mir hat sie bekommen, was sie wollte. Jetzt ist sie weitergezogen zum Fernsehen.«
» Der Atlanta Beacon ist ihr wohl nicht groß genug, was?«
» Warum bist du so gemein zu mir?«
» Ich mag deinen Job nicht.«
» Nach deinem bin ich auch nicht gerade verrückt.« Er ging zum Spülschrank und holte die Schachtel mit den Mülltüten heraus. » Zieh einen neuen Sack über den alten.«
Faith zog einen Sack heraus, hielt das weiße Plastik in den Händen und versuchte, nicht daran zu denken, was Pete bei der Autopsie gefunden hatte.
Sam merkte nichts davon, als er die Schachtel zurückstellte. » Was ist denn eigentlich mit diesem Kerl? Trent, meine ich.«
» Alle diesbezüglichen Anfragen sollten an die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit gehen.«
Sam hatte noch nie ein Nein als Antwort akzeptiert. » Francis hat versucht, mir zu stecken, dass Trent heute von Galloway ziemlich zum Narren gehalten wurde. Ließ es klingen, als wäre Trent ein ziemlicher Trottel.«
Faith machte sich plötzlich keine Gedanken mehr um den Müll. » Wer ist Francis?«
» Fierro.«
Faith amüsierte sich wie ein Kind über den mädchenhaften Namen. » Und du hast jedes Wort gedruckt, das dieses Arschloch von sich gegeben hat, ohne mit jemandem darüber zu reden, der dir die Wahrheit sagen könnte?«
Sam lehnte sich an die Anrichte. » Jetzt mach mal halblang, Baby. Ich erledige doch nur meinen Job.«
» Darfst du bei den AA auch mit Ausreden kommen?«
» Ich habe die Nierenmörder-Sache nicht gebracht.«
» Aber nur, weil sie sich als falsch erwies, bevor ihr in Druck gegangen seid.«
Er lachte. » Du hast dich von mir noch nie auf den Arm nehmen lassen.« Er sah zu, wie sie den alten Sack in einen neuen bugsierte. » O Gott, du hast mir gefehlt.«
Faith warf ihm einen scharfen Blick zu, aber sie spürte, wie sie trotz bester Absichten auf seine Worte reagierte. Vor ein paar Jahren war Sam ihr Rettungsboot gewesen – verfügbar, wenn sie ihn brauchte, aber nicht so präsent, dass sie sich erdrückt fühlte.
Er sagte: » Ich habe kein Wort über deinen Partner gedruckt.«
» Danke.«
» Was ist da eigentlich los in Rockdale? Die haben es ja wirklich auf euch abgesehen.«
» Denen ist es wichtiger, uns eins auszuwischen, als denjenigen zu finden, der diese Frauen entführt hat.« Faith dachte gar nicht erst darüber nach, dass sie wiederholte, was Will gesagt hatte. » Sam, es ist schlimm. Ich habe eine von ihnen gesehen. Der Mörder – wer er auch ist …« Ihr wurde beinahe zu spät bewusst, mit wem sie gerade sprach.
» Inoffiziell«, sagte er.
» Nichts ist je inoffiziell.«
» Natürlich ist es das.«
Faith wusste, dass er recht hatte. Sie hatte Sam in der Vergangenheit Geheimnisse erzählt, die er nie weitergegeben hatte. Geheimnisse über Fälle. Geheimnisse über ihre Mutter, eine gute Polizistin, die man in die Rente gezwungen hatte, weil man einige ihrer Detectives überführt hatte, bei Drogenrazzien abzusahnen. Sam hatte nie etwas gedruckt, was Faith ihm erzählt hatte, und sie sollte ihm auch jetzt trauen. Nur konnte sie es nicht. Es ging nicht mehr nur um sie. Will war betroffen. Auch wenn sie ihren Partner im Augenblick hasste, weil er so ein Leisetreter war, würde sie sich lieber umbringen,
Weitere Kostenlose Bücher