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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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als ihn weiterer Schnüffelei auszusetzen.
    Sam fragte: » Was ist los mit dir, Baby?«
    Faith schaute auf den zerrissenen Müllsack hinunter, denn sie wusste, wenn sie hochschaute, würde er in ihrem Gesicht alles lesen können. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie erfahren hatte, dass man ihre Mutter in den Ruhestand zwang. Evelyn hatte keinen Trost gewollt. Sie hatte allein sein wollen. Faith war es genauso gegangen, bis Sam auftauchte. Er hatte sich in ihr Haus gequasselt, so wie er es heute Abend getan hatte. Als sie dann seine Arme um sich spürte, war sie zusammengebrochen und hatte in seinen Armen geweint wie ein Kind.
    » Babe?«
    Sie zog den neuen Müllsack auseinander. » Ich bin müde, ich bin gereizt, und du scheinst nicht zu begreifen, dass du von mir keine Geschichte bekommst.«
    » Ich will keine Geschichte.« Sein Ton hatte sich verändert. Sie schaute ihn an und sah überrascht das Lächeln, das seine Lippen umspielte. » Du siehst …«
    Sofort schossen Faith einige Vorschläge durch den Kopf: aufgequollen, verschwitzt, grauenhaft fett.
    » … wunderschön aus«, sagte er, was sie beide überraschte. Sam war noch nie jemand gewesen, der Komplimente machte, und Faith war auf jeden Fall nicht daran gewöhnt, welche zu bekommen.
    Er stieß sich von der Anrichte ab und trat auf sie zu. » Irgendwas an dir ist anders.« Er berührte ihren Arm, und als sie die raue Haut seiner Handfläche spürte, schoss ihr Hitze durch den Körper. » Du siehst einfach so …« Er war jetzt sehr nahe und starrte ihre Lippen an, als wollte er sie küssen.
    » Oh«, sagte Faith, und dann: » Nein, Sam.« Sie wich vor ihm zurück. Sie hatte das auch bei ihrer ersten Schwangerschaft erlebt – dass Männer ihr Avancen machten, ihr sagten, wie schön sie sei. Obwohl ihr Bauch so dick war, dass sie sich nicht bücken konnte, um die Schuhe zu binden. Es mussten die Hormone oder Pheromone oder sonst etwas sein. Im Alter von vierzehn Jahren war es unappetitlich gewesen, mit dreiunddreißig Jahren war es einfach nur noch ärgerlich. » Ich bin schwanger.«
    Die Wörter hingen zwischen ihnen wie ein Bleiballon. Faith wurde bewusst, dass sie sie zum allerersten Mal laut ausgesprochen hatte.
    Sam versuchte, einen Witz daraus zu machen. » Mann, ich musste dazu nicht mal die Hose ausziehen.«
    » Ich meine es ernst.« Dann sagte sie es noch einmal: » Ich bin schwanger.«
    » Ist es …« Er schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte. » Der Vater?«
    Sie dachte an Victor, seine schmutzigen Socken in ihrem Wäschekorb. » Er weiß nichts davon.«
    » Du solltest es ihm sagen. Er hat ein Recht, es zu wissen.«
    » Seit wann bist du Richter für Beziehungsethik?«
    » Seit ich herausgefunden habe, dass meine Frau eine Abtreibung machen ließ, ohne es mir zu sagen.« Er beugte sich zu ihr, legte ihr wieder die Hände auf die Arme. » Gretchen meinte, ich könnte nicht damit umgehen.« Er zuckte die Achseln, ließ aber die Hände auf ihren Armen liegen. » Wahrscheinlich hatte sie recht, aber trotzdem.«
    Faith biss sich auf die Zunge. Natürlich hatte Gretchen recht. Sogar ein Dingo wäre ein besserer Vater für das Baby gewesen. Sie fragte: » Passierte das, als wir was miteinander hatten?«
    » Danach.« Er senkte den Kopf, sah seine Hand, die ihren Arm streichelte, seine Finger, die am Ausschnitt ihrer Bluse entlangfuhren. » Ich war noch nicht ganz unten angekommen.«
    » Du warst ja wohl nicht gerade in der besten Position, um das zu entscheiden.«
    » Wir versuchen noch immer, miteinander zurechtzukommen.«
    » Ist das der Grund, warum du hier bist?«
    Er drückte seine Lippen auf die ihren. Sie spürte das raue Kratzen seines Barts, schmeckte den Zimtkaugummi, den er eben noch gekaut hatte. Er hob sie auf die Anrichte, seine Zunge fand die ihre. Es war nicht unangenehm, und als seine Hände ihre Schenkel entlangwanderten, ihren Rock hochschoben, stoppte Faith ihn nicht. Genau genommen half sie ihm sogar, und rückblickend betrachtet hätte sie es nicht tun sollen, weil dadurch die Sache viel schneller zum Ende kam, als es hätte sein müssen.
    » Tut mir leid.« Leicht außer Atem schüttelte Sam den Kopf. » Ich wollte nicht – ich wollte nur …«
    Faith war es egal. Auch wenn ihr Verstand Sam im Lauf der Jahre aus ihrem Bewusstsein verdrängt hatte, schien sich ihr Körper an jeden Teil von ihm zu erinnern. Es fühlte sich so verdammt gut an, seine Arme wieder um sich zu spüren, die Nähe eines Menschen zu

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