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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Pauline kontrollierte die Taschen der Frau, versuchte, etwas zu finden, das sie hier hinausbringen konnte. Nichts. Nichts als eine andere Person, die Essen und Wasser wollen würde.
    » Scheiße.« Pauline kauerte sich auf die Hacken und kämpfte gegen den Drang zu schreien an. Ihr Fuß traf etwas Hartes, und sie fing an zu tasten, weil sie sich an das zweite Plumpsen erinnerte.
    Sie tastete über den dünnen Pappkarton, schätzte, dass er gut fünfzehn Zentimeter im Quadrat maß. Er hatte ein gewisses Gewicht – ein paar Pfund vielleicht. An einer Seite ertastete sie eine Perforationslinie, und sie drückte die Finger dagegen, um den Karton zu öffnen. Drinnen spürten ihre Finger etwas Glattes.
    » Nein …«, hauchte sie.
    Nicht schon wieder.
    Sie schloss die Augen, spürte Tränen unter der Binde hervorquellen. Felix, ihre Arbeit, ihr Lexus, ihr Leben – das alles entglitt ihr, als sie die glatten Plastikmüllsäcke zwischen ihren Fingern spürte.

DRITTER TAG

13 . Kapitel
    W ill hatte sich gezwungen, wie gewohnt um fünf Uhr aufzustehen. Er war joggen gewesen, danach hatte er geduscht. Er stand am Spülbecken in der Küche, sein Frühstücksmüsli weichte in der Schüssel, als Betty ihn an den Fußknöchel stupste, um ihn aus seiner Lethargie zu wecken.
    Er fand Bettys Leine neben der Tür und bückte sich, um sie ihr am Halsband zu befestigen. Sie leckte ihm die Hand, und er strich ihr unwillkürlich über den Kopf. Alles an dem Chihuahua war peinlich. Sie war die Art von Hund, die ein junges Starlet in einem Ledertäschchen herumtragen würde. Und das Schlimmste war, sie war nur gute fünfzehn Zentimeter groß, und die einzige Leine in der Tierhandlung, die so lang war, dass Will Betty bequem führen konnte, war schreiend pink. Dass sie zu ihrem strassbesetzten Halsband passte, war etwas, auf das viele attraktive Frauen im Park Will hingewiesen hatten – bevor sie versuchten, ihn mit ihren Brüdern zu verkuppeln.
    Betty war so eine Art Erbschaft, vor ein paar Jahren war sie von Wills Nachbarin ausgesetzt worden. Angie hatte den Hund vom ersten Augenblick an gehasst und Will für etwas gescholten, von dem sie beide wussten, dass es stimmte: Ein Mann, der in einem Waisenhaus groß geworden war, würde nie einen Hund in einem Teich ertränken, egal, wie lächerlich er sich vorkam, wenn er mit Betty auf die Straße ging.
    Es gab noch beschämendere Aspekte seines Lebens mit dem Hund, von denen nicht einmal Angie wusste. Will hatte unregelmäßige Arbeitszeiten, und manchmal zu Beginn eines Falls hatte er kaum Zeit, nach Hause zu gehen und sein Hemd zu wechseln. Er hatte im hinteren Garten einen Teich für Betty gegraben, weil er glaubte, es wäre für sie ein netter Zeitvertreib, die Fische beim Schwimmen zu beobachten. Ein paar Tage lang hatte sie die Fische angebellt, doch dann hatte sie sich wieder auf die Couch gesetzt und die Stunden vertrödelt, bis Will nach Hause kam.
    Er hatte beinahe den Verdacht, dass Betty mit ihm spielte und auf die Couch sprang, sobald sie seinen Schlüssel im Schloss hörte, und so tat, als hätte sie die ganze Zeit gewartet, obwohl sie den ganzen Tag durch die Hundeklappe rein und raus gelaufen war, sich mit den Kois vergnügt und seine Musik gehört hatte.
    Will klopfte seine Taschen ab, um zu kontrollieren, ob er Handy und Brieftasche bei sich hatte, und klemmte sich dann den Pistolenhalfter an den Gürtel. Er verließ das Haus und schloss die Tür hinter sich ab. Betty streckte den Schwanz in die Höhe und wedelte wie verrückt, als er mit ihr zum Park ging. Er schaute auf die Zeitanzeige seines Handys. In einer halben Stunde sollte er sich mit Faith in dem Café am anderen Ende des Parks treffen. Falls Faith je bemerkt hatte, dass das Café direkt neben einer Tagesstätte für Hunde mit dem Namen Sir Barks-A-Lot lag, war sie so taktvoll gewesen, es nicht zu erwähnen.
    Sie gingen bei Rot über die Straße, und Will verlangsamte seine Schritte, damit er den Hund nicht überrannte, so wie er es tags zuvor mit Amanda gemacht hatte. Er wusste nicht, was ihm mehr Kopfzerbrechen bereitete – der Fall, bei dem sie kaum etwas hatten, worauf sie aufbauen konnten, oder die Tatsache, dass Faith offensichtlich wütend auf ihn war. Faith war bei Gott schon öfter wütend gewesen, aber in dieser speziellen Form der Wut schwang eine gewisse Enttäuschung mit.
    Er hatte das Gefühl, dass sie ihn drängte, obwohl sie nie etwas sagte. Das Problem war,

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