Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Haare steckten in einer dazu passenden Baseballkappe. Neben ihr liefen zwei Windhunde, die Köpfe erhoben, die Schwänze gerade. Es waren wunderschöne Tiere, schlank, langbeinig, muskulös. Wie ihre Besitzerin.
    » Scheiße«, murmelte Will, hob Betty hoch und versteckte sie hinter seinem Rücken.
    Ein paar Schritte entfernt blieb Sara Linton stehen, und die Hunde setzten sich neben sie wie gut ausgebildete Soldaten. Das Einzige, was Will Betty je hatte beibringen können, war fressen.
    » Hi«, sagte Sara, und ihre Stimme hob sich überrascht. Als er nicht reagierte, fragte sie: » Will?«
    » Hi.« Er spürte, dass Betty ihm die Handfläche leckte.
    Sara musterte ihn. » Ist das ein Chihuahua hinter Ihrem Rücken?«
    » Nein, ich freue mich nur sehr, Sie zu sehen.«
    Sara lächelte ihn verwirrt an, und er zeigte ihr widerwillig Betty.
    Sie machte gewisse Geräusche, säuselte, und Will wartete auf die unvermeidliche Frage.
    » Gehört sie Ihrer Frau?«
    » Ja«, log er. » Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    » Die Milk Lofts an der North Avenue.«
    Sie wohnte weniger als zwei Blocks von seinem Haus entfernt. » Sie wirken nicht wie jemand, der in einem Loft wohnt.«
    » Wie wirke ich dann?«
    Die Kunst der Konversation hatte Will noch nie sonderlich gut beherrscht, und er konnte mit Sicherheit nicht formulieren, wie Sara Linton auf ihn wirkte – wenigstens nicht, ohne sich zum Narren zu machen.
    Er zuckte die Achseln und setzte Betty wieder ab. Saras Hunde bewegten sich, und sie schnalzte nur mit der Zunge, was sie sofort wieder erstarren ließ. Will sagte zu ihr: » Ich muss jetzt los. Ich treffe mich mit Faith in dem Café auf der anderen Seite des Parks.«
    » Was dagegen, wenn ich Sie begleite?« Sie wartete nicht auf eine Antwort. Die Hunde standen auf, und Will hob Betty hoch, weil er wusste, dass der Chihuahua sie nur aufhalten würde. Sara war groß, ihre Schultern reichten fast an seine. Er versuchte, ihre Größe zu schätzen, ohne sie anzustarren. Angie konnte ihm fast das Kinn auf die Schulter legen, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sara hätte mit sehr wenig Anstrengung dasselbe tun können. Sie könnte ihm problemlos ins Ohr flüstern, wenn sie wollte.
    » Also«, sagte sie, nahm ihre Kappe ab und zog ihren Pferdeschwanz straff. » Ich habe über die Mülltüten nachgedacht.«
    Will schaute in ihre Richtung. » Was ist damit?«
    » Das ist eine mächtige Botschaft.«
    Will hatte sie noch gar nicht als Botschaft betrachtet – eher als Grausamkeit. » Er hält sie für Müll.«
    » Und was tut er ihnen an – er nimmt ihnen die Sinne.«
    Will schaute sie wieder an.
    » Nichts Böses sehen, nichts Böses hören, nichts Böses sprechen.«
    Er nickte und fragte sich, warum ihm das selbst noch nicht eingefallen war.
    Sie fuhr fort: » Ich habe mich gefragt, ob es da vielleicht irgendeinen religiösen Aspekt gibt. Um ehrlich zu sein, etwas, das Faith in dieser ersten Nacht sagte, brachte mich darauf. Gott nahm Adam eine Rippe, um Eva zu erschaffen.«
    » Vesalius«, murmelte Will.
    Sara lachte überrascht auf. » Den Namen habe ich seit meinem ersten Jahr an der medizinischen Fakultät nicht mehr gehört.«
    Will zuckte die Achseln und sprach ein stilles Dankgebet, dass er im History Channel die Woche über die Großen Männer der Wissenschaft mitbekommen hatte. Andreas Vesalius war ein Anatom, der unter anderem bewiesen hatte, dass Männer und Frauen dieselbe Anzahl von Rippen haben. Der Vatikan steckte ihn für seine Entdeckung beinahe ins Gefängnis.
    Sara fuhr fort: » Außerdem ist da noch die Zahl elf.« Sie hielt inne, als würde sie eine Erinnerung von ihm erwarten. » Elf Mülltüten, die elfte Rippe. Da muss es doch eine Verbindung geben.«
    Will blieb stehen. » Was?«
    » Die Frauen. Jede hatte elf Mülltüten in sich. Die Rippe, die Anna entnommen wurde, war die elfte Rippe.«
    » Sie meinen, der Killer ist auf die Zahl elf fixiert?«
    Sara ging weiter, und Will folgte. » Wenn man sich überlegt, wie zwanghaftes Verhalten sich manifestiert, wie bei Drogenmissbrauch, Essstörungen, Kontrollzwang – bei dem jemand sich gezwungen fühlt, alles immer und immer wieder zu kontrollieren, ob die Tür abgeschlossen, der Herd oder das Bügeleisen ausgeschaltet ist –, dann liegt es doch nahe, dass ein Serienmörder, jemand, der gezwungen ist zu töten, spezifische Muster hat, denen er folgt, oder in diesem Fall eine spezifische Zahl, die ihm etwas bedeutet. Das ist der Grund, warum das FBI

Weitere Kostenlose Bücher