Sara Linton 01 - Tote Augen
Entsprechung mit seinem Opferprofil informierte. Leo hatte ihnen in einem Fall, bei dem sie dringend Hilfe brauchten, zwei wertvolle Tage erspart. Und als Dank hatten sie ihm die Zähne eingetreten.
Faith spürte ihr Blackberry vibrieren. Sie schaute in ihre E-Mail und schickte Caroline, Amandas Assistentin, ein stummes Dankeschön. » Ich habe Jake Bermans Verhaftungsbericht über den Vorfall in der Mall of Georgia.«
» Was steht da?«
Faith starrte auf das blinkende Sendesymbol. » Es dauert ein paar Minuten, bis er heruntergeladen ist.«
Er ging ums Haus herum und schaute in jedes Fenster. Faith folgte ihm und hielt ihr Blackberry vor sich ausgestreckt wie eine Wünschelrute. Schließlich war die erste Seite des Berichts geladen, und sie las vor: Aufgrund von Beschwerden diverser Kunden der Mall of Georgia … Faith bewegte den Text auf der Suche nach den wichtigen Absätzen. Nun machte der Verdächtige die typische Handbewegung, die andeutete, dass er an Geschlechtsverkehr interessiert sei. Ich reagierte mit zweifachem Nicken, woraufhin er mich zu den Kabinen im hinteren Teil der Herrentoilette führte. Sie schob den Text noch ein Stück weiter. Die Frau und die beiden Söhne des Verdächtigen, im Alter von etwa einem und drei Jahren, warteten draußen.
» Wird der Name der Frau erwähnt?«
» Nein.«
Will ging die Stufen zu der Veranda auf der Rückseite von Olivia Tanners Haus hoch. Atlanta lag in den Ausläufern der Appalachen, was bedeutete, dass das gesamte Stadtgebiet sehr hügelig war. Olivia Tanners Haus stand am Fuß eines steilen Hangs, sodass die Nachbarn hinter ihr einen guten Blick auf ihr Haus hatten.
» Vielleicht haben sie was gesehen?«, bemerkte Will.
Faith schaute zum Nachbarhaus hinüber. Es war riesig, eine dieser luxuriösen Hässlichkeiten, wie man sie normalerweise nur in den Vorstädten sah.
Die beiden oberen Stockwerke hatten große Balkone, und im Erdgeschoss gab es eine Terrasse mit Sitzbereich und einen gemauerten offenen Kamin. An der Rückseite des Hauses waren alle Jalousien und Läden geschlossen bis auf zwei Vorhänge an einer der Türen zum Souterrain, die aufgezogen waren.
» Sieht leer aus«, sagte sie.
» Wahrscheinlich eine Zwangsräumung.« Will drehte an dem Knauf von Olivia Tanners Hintertür. Sie war verschlossen. » Olivia ist seit gestern verschwunden. Falls sie eines der Opfer ist, heißt das, sie wurde entweder direkt vor oder direkt nach Pauline verschleppt.« Er kontrollierte die Fenster. » Glauben wir, dass Jake Berman Pauline McGhees Bruder sein könnte?«
» Möglich ist es«, gab Faith zu. » Pauline hat Felix gewarnt, dass ihr Bruder gefährlich ist. Sie wollte ihn nicht in der Nähe des Jungen sehen.«
» Sie muss aus einem ganz bestimmten Grund Angst vor ihm gehabt haben. Vielleicht ist ihr Bruder der Grund, warum Pauline wegzog und ihren Namen änderte. Sie hat schon in sehr jungen Jahren alle Verbindungen abgebrochen. Sie muss wirklich eine schreckliche Angst vor ihm gehabt haben.«
Faith zählte die einzelnen Punkte auf. » Jake Berman war am Tatort. Er ist verschwunden. Er war als Zeuge nicht sehr kooperativ. Bis auf eine Verhaftung wegen unsittlicher Entblößung hat er keine Datenspur hinterlassen.«
» Wenn Berman ein Deckname von Paulines Bruder ist, dann ist er ziemlich fundiert. Er wurde verhaftet und durchs System geschleust, ohne dass der Name auffiel.«
» Wenn er ihn vor zwanzig Jahren änderte, als Pauline von zu Hause weglief, dann ist das, was öffentliche Daten angeht, ein ganzes Leben. Damals gab man immer noch Informationen und alte Fälle in die Computer ein. Viele dieser Akten haben es nie in die Datenbanken geschafft, vor allem in Kleinstädten nicht. Überlegen Sie nur, wie schwer es für Leo war, Paulines Eltern zu finden, und sie haben immerhin eine Vermisstenmeldung eingereicht.«
» Wie alt ist Berman?«
Faith blätterte zum Anfang des Berichts. » Siebenunddreißig.«
Will blieb stehen. »War Pauline nicht ebenfalls siebenunddreißig? Könnten sie Zwillinge sein?«
Faith stöberte in ihrer Handtasche und fand die Schwarz-Weiß-Kopie von Pauline McGhees Führerschein. Sie versuchte, sich an Jake Bermans Gesicht zu erinnern, doch dann fiel ihr ein, dass sie seine Akte in der anderen Hand hielt. Das Blackberry lud immer noch den Text auf. Sie hielt es sich über den Kopf, weil sie hoffte, so ein stärkeres Signal zu bekommen.
» Gehen wir wieder zur Vorderseite des Hauses«, schlug Will vor. Sie gingen um die
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