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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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in den Augen.
    Sara bemühte sich, so ruhig wie möglich zu sprechen, die Hysterie auf ein beherrschbares Niveau zu senken. Sie entließ die Rettungssanitäter und den Helfer mit den Worten: » Vielen Dank, meine Herren. Sie haben alles getan, was Sie konnten, nur um sie hierherzubringen. Bitte verlassen Sie jetzt den Raum, damit wir Platz haben, um ihr zu helfen.« Zu Mary sagte sie: » Legen Sie eine Infusion und bereiten Sie für alle Fälle einen zentralen Zugang vor.« Einem der Pfleger sagte sie: » Besorgen Sie ein fahrbares Röntgengerät, benachrichtigen Sie die CT und rufen Sie den diensthabenden Chirurgen.« Und zum andern: » Blutgase, Tox Screen, CMO , Blutbild und Gerinnung.«
    Behutsam drückte Sara der Frau das Stethoskop auf den Rücken und versuchte, sich nicht auf die Verbrennung und die kreuz und quer laufenden Schnitte im Fleisch zu konzentrieren. Sie horchte die Lunge der Frau ab und spürte dabei die scharfe Kante einer Rippe unter ihren Fingern. Die Atemgeräusche waren gleichmäßig, aber nicht so stark, wie Sara es gern gehabt hätte, wahrscheinlich wegen der extrem hohen Morphindosis, die man ihr im Krankenwagen gegeben hatte. Panik verwischte oft die Grenze zwischen Helfen und Behindern.
    Sara kniete sich wieder hin. Die Augen der Frau waren noch immer offen, die Zähne klapperten. Sara sagte zu ihr: » Wenn Sie Atemprobleme haben, sagen Sie mir Bescheid, ich helfe Ihnen dann sofort. Okay? Können Sie das tun?« Es kam keine Antwort, aber Sara redete trotzdem weiter, kündigte jeden Schritt an, den sie tat und warum sie ihn tat. » Ich untersuche Ihre Luftwege, um sicherzustellen, dass Sie weiteratmen können«, sagte sie und drückte ihr sanft den Unterkiefer nach unten. Die Zähne der Frau waren rötlich verfärbt, was auf Blut in ihrem Mund hindeutete, aber Sara nahm an, dass sie sich lediglich auf die Zunge gebissen hatte. Tiefe Kratzspuren bedeckten ihr Gesicht, als hätte jemand sie mit den Fingernägeln bearbeitet. Sara vermutete, dass man sie intubieren und in ein künstliches Koma versetzen musste. Deshalb war jetzt die letzte Gelegenheit für die Frau zu sprechen.
    Das war der Grund, warum Will Trent nicht gehen wollte. Er hatte das Opfer nach seinem Zustand befragt, um den Rahmen für eine Erklärung am Sterbebett zu setzen. Das Opfer musste wissen, dass es im Sterben lag, damit seine letzten Worte vor Gericht als Aussage zugelassen wurden, die nicht nur Hörensagen war. Auch jetzt stand Trent da und lauschte aufmerksam jedem Wort, das gesprochen wurde. Er fungierte als Zeuge der Situation, für den Fall, dass er vor Gericht aussagen musste.
    Sara fragte: » Ma’am? Können Sie mir Ihren Namen nennen?« Sara hielt inne, weil der Mund der Frau sich bewegte, aber es kamen keine Wörter heraus. » Nur den Vornamen, okay? Fangen wir mit etwas Einfachem an.«
    » Ah … ah …«
    » Anne?«
    » Nah … nah …«
    » Anna?«
    Die Frau schloss die Augen und nickte leicht. Ihre Atmung war durch die Anstrengung noch flacher geworden.
    Sara versuchte es weiter. » Wie wär’s mit einem Familiennamen?«
    Die Frau antwortete nicht.
    » Okay, Anna. Ist gut so. Bleiben Sie einfach bei mir.« Sara schaute zu Will Trent hinüber. Er nickte zum Dank. Sie wandte sich wieder der Patientin zu, kontrollierte ihre Pupillen und tastete den Schädel ab auf der Suche nach Brüchen. » Sie haben Blut in den Ohren, Anna. Sie haben einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen.« Sara nahm eine feuchte Kompresse und wischte der Frau das Gesicht ab, um etwas von dem getrockneten Blut zu entfernen. » Ich weiß, dass Sie noch da sind, Anna. Bleiben Sie einfach bei mir.«
    Behutsam fuhr Sara mit den Fingern über Hals und Schultern und spürte, dass das Schlüsselbein sich bewegte. Sie tastete weiter nach unten und vorsichtig die Schultern hinten und vorn ab und dann das Rückgrat. Die Frau war stark unterernährt, die Knochen zeichneten sich deutlich ab, man konnte förmlich das ganze Skelett sehen. Die Haut zeigte Risse, als hätte man Haken oder Stacheln ins Fleisch gesteckt und wieder herausgerissen. Oberflächliche Schnitte bedeckten den ganzen Körper, und der tiefe Einschnitt in der Brust roch bereits septisch; offensichtlich war sie seit Tagen in diesem Zustand.
    Mary sagte: » Infusion liegt, Kochsalz läuft.«
    Sara fragte Will Trent: » Sehen Sie das Ärzteverzeichnis dort neben dem Telefon?« Er nickte. » Piepsen Sie Phil Sanderson an. Sagen Sie ihm, wir brauchen ihn hier sofort.«
    Er zögerte.

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