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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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genommen – jemand, der in der Kunst, Schmerzen zuzufügen, sehr geübt war.
    Die Frau war nicht wie aus dem Nichts auf der Straße aufgetaucht. Die Sohlen ihrer Füße waren frisch zerschnitten, sie bluteten noch von einem Lauf durch den Wald. Eine Kiefernnadel steckte im Fleisch ihres Fußgewölbes, ihre Sohlen waren von Erde dunkel verfärbt. Sie war irgendwo gefangen gehalten worden und hatte es geschafft zu fliehen. Sie musste irgendwo in der Nähe der Straße eingesperrt gewesen sein, und Will würde diesen Ort finden, auch wenn er den Rest seines Lebens dazu brauchte.
    Will erkannte, dass er » sie« gedacht hatte, obwohl die Frau einen Namen hatte. Anna, was ein wenig klang wie Angie, der Name von Wills Frau. Wie Angie hatte die Frau dunkle Haare, dunkle Augen. Ihre Haut hatte einen Olivton, und hinten auf der Wade hatte sie knapp unterhalb der Kniekehle ein Muttermal wie Angie. Will fragte sich, ob das typisch war für Frauen mit olivfarbener Haut – ein Muttermal hinten am Bein. Vielleicht war das ein Merkmal, das zu ihrer genetischen Ausstattung gehörte wie dunkle Haare und dunkle Augen. Bestimmt wüsste diese Ärztin das.
    Er erinnerte sich, was Sara Linton gesagt hatte, als sie die zerrissene Haut, die Fingernagelkratzer um das klaffende Loch in der Flanke des Opfers untersucht hatte. » Sie muss bei Bewusstsein gewesen sein, als die Rippe entfernt wurde.«
    Will schauderte bei dem Gedanken. Er hatte in seiner Ermittlerkarriere das Werk vieler Sadisten gesehen, aber nichts so Perverses wie das.
    Sein Handy klingelte, und Will bemühte sich, die Hand in die Tasche zu stecken, ohne gegen das Lenkrad zu stoßen und den Mini in den Straßengraben zu fahren. Vorsichtig klappte er das Handy auf. Die Plastikschale war seit Monaten zerbrochen, aber er hatte es geschafft, die Einzelteile mit Sekundenkleber und Isolierband wieder zusammenzubasteln. Trotzdem musste er vorsichtig sein, sonst zerbrach ihm das Ding in der Hand.
    » Will Trent.«
    » Hier ist Lola, Baby.«
    Er runzelte die Stirn. Ihre Stimme hatte die verschleimte Heiserkeit einer Kettenraucherin. » Wer?«
    » Du bist Angies Bruder, nicht?«
    » Ihr Ehemann«, korrigierte er sie. » Wer ist dran?«
    » Hier ist Lola. Ich bin eines ihrer Mädchen.«
    Angie arbeitete inzwischen freiberuflich für verschiedene private Detekteien, aber mehr als ein Jahrzehnt lang war sie Polizistin im Sittendezernat gewesen. Will bekam ab und zu Anrufe von Frauen, die sie vom Straßenstrich her kannte. Sie alle wollten Hilfe, und sie alle landeten gleich wieder im Gefängnis, wo sie das Münztelefon benutzten, um ihn anzurufen. » Was wollen Sie?«
    » Musst ja nicht gleich so barsch sein, Baby.«
    » Hören Sie, ich habe seit acht Monaten nicht mehr mit Angie gesprochen.« Zufällig war ihre Beziehung etwa zur selben Zeit in die Brüche gegangen wie sein Handy. » Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    » Ich bin unschuldig.« Lola lachte über den Witz, hustete und hustete dann noch einmal. » Ich wurde aufgegriffen mit einer unbekannten weißen Substanz, die ich nur für eine Freundin verwahrte.«
    Diese Mädchen kannten das Gesetz besser als die meisten Polizisten, und am Münztelefon im Gefängnis waren sie besonders vorsichtig.
    » Besorgen Sie sich einen Anwalt«, riet ihr Will und beschleunigte, um ein Auto vor ihm zu überholen. Ein Blitz zuckte über den Himmel und erhellte die Straße.
    » Ich hätte im Gegenzug Informationen.«
    » Dann sagen Sie das Ihrem Anwalt.« Ein zweiter Anruf wurde angekündigt, er erkannte die Nummer seiner Chefin. » Ich muss auflegen.« Er schaltete um, bevor die Frau etwas erwidern konnte. » Will Trent.«
    Amanda Wagner atmete ein, und Will machte sich auf ein verbales Sperrfeuer gefasst. » Was, zum Teufel, haben Sie sich dabei gedacht, Ihre Partnerin im Krankenhaus allein zu lassen und einen völlig sinnlosen Ausflug wegen eines Falls zu machen, für den wir nicht zuständig sind und zu dem man uns auch nicht eingeladen hat – in einem County, wenn ich das hinzufügen darf, mit dessen Polizei wir nicht gerade in bestem Einvernehmen stehen?«
    » Wir werden um unsere Mithilfe gebeten werden«, versicherte er ihr.
    » Ihre weibliche Intuition beeindruckt mich heute nicht, Will.«
    » Je länger wir die Örtlichen da allein herummachen lassen, desto kälter wird die Spur, die wir dann kriegen. Das ist kein erstmaliger Entführer, Amanda. Das war kein Schaukampf.«
    » Rockdale bearbeitet den Fall«, sagte sie und meinte damit das

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