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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sie wirkte beinahe zärtlich.
    » Sara?« Phil Sanderson stand in der Tür, in sauberer und ordentlich gebügelter Chirurgenkluft.
    Sie stand auf und legte die Fingerspitzen leicht auf Annas Schulter, als sie zu Phil sagte: » Wir haben zwei offene Frakturen und ein zertrümmertes Becken. Auf der rechten Brust ist ein tiefer Schnitt und eine durchdringende Wunde auf der linken Flanke. Ich bin mir nicht sicher, was die Neurologie angeht; ihre Pupillen reagieren nicht, aber sie redete verständlich.«
    Phil kam an die Bahre und fing mit seiner Untersuchung an. Zum Zustand des Opfers, zu den offensichtlichen Misshandlungen sagte er nichts. Er konzentrierte sich allein auf die Dinge, gegen die er etwas tun konnte: die offenen Brüche, das zertrümmerte Becken. » Sie haben sie nicht intubiert?«
    » Luftwege sind frei.«
    Phil war mit ihrer Entscheidung offensichtlich nicht einverstanden, aber orthopädischen Chirurgen war es in der Regel egal, ob ihre Patienten sprechen konnten oder nicht. » Wie ist das Herz?«
    » Stark. Blutdruck gut. Sie ist stabil.« Phils Operationsteam kam dazu, um die Patientin für den Transport vorzubereiten. Mary kam mit den Röntgenaufnahmen zurück und gab sie Sara.
    Phil gab zu bedenken: » Allein die Narkose könnte sie umbringen.«
    Sara klemmte die Filme an den Lichtkasten. » Ich glaube nicht, dass sie hier wäre, wenn sie keine Kämpferin wäre.«
    » Die Brust ist septisch. Sieht aus, als …«
    » Ich weiß«, unterbrach ihn Sara und setzte ihre Brille auf, um die Röntgenaufnahmen zu interpretieren.
    » Die Wunde in der Flanke ist ziemlich sauber.« Er stoppte sein Team für einen Augenblick und beugte sich über Anna, um den langen Riss in ihrer Haut zu untersuchen. » Wurde sie von dem Auto mitgeschleift? Hat irgendein Metallteil sie aufgeschlitzt?«
    Will Trent antwortete: » Soweit ich weiß, wurde sie frontal getroffen. Sie stand mitten auf der Straße.«
    Phil fragte: » Gab es da irgendwas, das diese Wunde hätte verursachen können? Sie ist ziemlich sauber.«
    Will zögerte, wahrscheinlich fragte er sich, ob dem Mann bewusst war, was die Frau alles erlitten hatte, bevor das Auto sie traf. » Die Gegend ist ziemlich bewaldet, fast ländlich. Mit den Zeugen habe ich noch nicht gesprochen. Der Fahrer hatte noch am Unfallort Herzprobleme.«
    Sara wandte sich den Röntgenaufnahmen des Torsos zu. Entweder stimmte hier etwas nicht, oder sie war erschöpfter, als sie dachte. Sie zählte die Rippen und traute ihren Augen nicht.
    Will schien ihre Verwirrung zu spüren. » Was ist los?«
    » Ihre elfte Rippe«, erwiderte Sara. » Sie wurde entfernt.«
    » Wie entfernt?«, fragte Will.
    » Nicht chirurgisch.«
    Phil bellte: » Machen Sie sich doch nicht lächerlich.« Er kam dazu und beugte sich nah an die Aufnahme. » Das ist wahrscheinlich …« Er klemmte die zweite Brustaufnahme an den Kasten, die Vorder-Hinter-Ansicht, dann die seitliche. Er ging noch näher ran und kniff die Augen zusammen, als würde das etwas bringen. » Das verdammte Ding kann doch nicht einfach aus dem Körper fallen. Wo ist es?«
    » Schauen Sie.« Sara fuhr mit dem Finger an dem gezackten Schatten entlang, wo früher Knorpel mit Knochen verbunden gewesen war. » Die Rippe fehlt nicht einfach«, sagte sie. » Sie wurde entfernt.«

2 . Kapitel
    M it gebeugtem Rücken, den Kopf ans Autodach gedrückt, fuhr Will Trent in Faiths Mini zum Schauplatz des Autounfalls. Er hatte keine Zeit damit verschwenden wollen, den Sitz zu verstellen – nicht, als er Faith ins Krankenhaus gefahren hatte, und vor allem nicht jetzt, da er zum Schauplatz des grässlichsten Verbrechens fuhr, das er je gesehen hatte. Das Auto hielt sich gut auf den Nebenstraßen, als er deutlich über der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit die Route 316 entlangfuhr. Dank des breiten Radstands lag der Mini gut in den Kurven, aber Will ging vom Gas, als er die Außenbezirke der Stadt hinter sich gelassen hatte. Der Baumbestand wurde dichter, die Straße schmaler, und plötzlich war er in einer Gegend, wo es nicht ungewöhnlich war, dass ein Reh oder ein Opossum über die Straße lief.
    Er dachte über die Frau nach – die aufgerissene Haut, das Blut, die Wunden auf dem Körper. In dem Augenblick, als er die Sanitäter sie über den Krankenhausgang hatte schieben sehen, hatte er gewusst, dass die Verletzungen ihr von jemandem beigebracht worden waren, der sehr krank im Hirn war. Die Frau war gefoltert worden. Jemand hatte sich Zeit für sie

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