Sara Linton 01 - Tote Augen
sie danach fragen.«
Lola schwang sich ihre Handtasche über die Schulter und schlenderte zu ihrer Gruppe zurück. Will zog sein Handy heraus, während er zu seinem Auto ging. Das Ding brach zwar bald endgültig auseinander, den Anruf schaffte er aber noch.
» Hallo?«, sagte Faith.
Will wollte nicht darüber reden, was an diesem Nachmittag passiert war, also gab er ihr auch keine Gelegenheit dazu. » Ich habe mit Lola gesprochen.« Er berichtete kurz, was die Prostituierte ihm erzählt hatte. » Simkov hat sie gerufen, damit sie sich ein bisschen was extra verdienen konnte. Ich bin mir sicher, er hat da auch abgesahnt.«
» Vielleicht ist das was, das wir benutzen können«, entgegnete Faith. » Amanda will, dass ich morgen mit Simkov rede. Dann werden wir ja sehen, ob seine Geschichte zu ihrer passt.«
» Was haben Sie über ihn herausgefunden?«
» Nicht viel. Er wohnt in dem Gebäude im Erdgeschoss. Er sollte eigentlich von acht bis sechs am Empfang sitzen, aber damit hat es in letzter Zeit Probleme gegeben.«
» Ich schätze, das ist der Grund für die Kündigung mit zwei Wochen Frist.«
» Kein Vorstrafen oder Verhaftungen. Sein Konto ist okay, wenn man bedenkt, dass er mietfrei wohnt.« Faith hielt inne, und er hörte sie in ihrem Notizbuch blättern. » Wir haben ein paar Pornos in seiner Wohnung gefunden, aber nichts Junges oder Perverses. Sein Telefon ist sauber.«
» Es klang für mich, als würde er für genügend Kohle jeden in das Haus lassen. Haben Sie von Anna Lindsey irgendwas erfahren?«
Sie berichtete ihm von der ergebnislosen Unterhaltung mit der Frau. » Ich habe keine Ahnung, warum sie nicht reden will. Vielleicht hat sie Angst.«
» Vielleicht denkt sie, wenn sie es verdrängt und nicht darüber spricht, dann geht es auch wieder weg.«
» Ich schätze, das funktioniert, wenn man die emotionale Reife einer Sechsjährigen hat.«
Will versuchte, ihre Worte nicht persönlich zu nehmen.
Faith berichtete weiter: » Wir haben uns die Logbücher der Rezeption des Hauses angeschaut. Da waren ein Techniker vom Kabelfernsehen und ein paar Lieferanten. Ich habe mit allen gesprochen und auch mit dem Hausmeister. Sie kommen alle nicht infrage. Keine Vorstrafen, solide Alibis.«
Will stieg ins Auto. » Was ist mit den Nachbarn?«
» Keiner scheint irgendwas zu wissen, und diese Leute sind zu reich, um mit der Polizei zu reden.«
Will kannte den Typ. Sie wollten nicht in etwas hineingezogen werden, und sie wollten ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. » Kannte irgendeiner von ihnen Anna?«
» Dasselbe wie bei den anderen – die sie kannten, mochten sie nicht.«
» Was ist mit der Forensik?«
» Die Ergebnisse sollten morgen früh da sein.«
» Was ist mit den Computern?«
» Nichts, und die Gerichtsbeschlüsse für die Bank sind noch nicht da, das heißt, wir haben keinen Zugriff auf Olivia Tanners Handy, ihr Blackberry und ihren Computer in der Arbeit.«
» Unser Täter ist hier schlauer, als wir es sind.«
» Ich weiß«, gab sie zu. » So langsam fühlt sich alles an wie eine Sackgasse.«
Ein kurzes Schweigen entstand. Will suchte nach einem Anschlussthema, aber Faith war schneller.
» Also, Amanda und ich befragen morgen um acht den Portier, dann habe ich noch einen Termin, zu dem ich unbedingt muss. Draußen in Snellville.«
Will konnte sich nicht vorstellen, was man in Snellville zu tun haben könnte.
» Ich denke, das dauert so ungefähr eine Stunde. Bis dahin haben wir dann hoffentlich eine Identifikation für Jake Berman. Wir müssen auch mit Rick Sigler sprechen. Irgendwie entwischt mir der immer wieder.«
» Er ist weiß, Anfang vierzig.«
» Amanda hat das auch schon gesagt. Sie hat heute Vormittag jemanden zu Sigler geschickt. Er war zu Hause, aber mit seiner Frau.«
Will stöhnte. » Hat er geleugnet, überhaupt vor Ort gewesen zu sein?«
» Offensichtlich versuchte er es. Er wollte nicht einmal zugeben, dass er mit Jake Berman zusammen war, was das Ganze mehr und mehr wie eine Absprache aussehen lässt.« Faith seufzte. » Amanda lässt Sigler beschatten, aber sein Hintergrund ist sauber. Keine Decknamen, keine Zweitadressen, geboren und aufgewachsen in Georgia. Er hat seine komplette Schulausbildung nachweislich in Conyers absolviert. Es gibt keinen Hinweis, dass er je in Michigan war, geschweige denn dort gelebt hat.«
» Wir klammern uns nur so an diesem Bruder fest, weil Pauline McGhee ihrem Sohn gesagt hat, er soll sich vor seinem Onkel in Acht
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