Sara Linton 01 - Tote Augen
und weit, dass Will sie kaum an seinen Fingern spürte. Er fand die richtige Stelle, und sie fluchte noch einmal und drückte das Gesicht auf den Boden. Sie kam nie bei ihm, das gehörte zu ihrem Machtspiel. Sie presste immer den letzten Rest Seele aus ihm heraus, ließ ihn aber nie dasselbe mit ihr machen.
» Hör auf«, verlangte sie, drückte sich aber gegen seine Finger und straffte sich bei jeder Bewegung. Er zog seinen Reißverschluss auf und stieß in sie. Sie versuchte, sich eng zu machen, aber er stieß fester zu, zwang sie, sich zu öffnen. Sie stöhnte auf, und er spürte erleichtert, wie sie ihn tiefer und tiefer in sich aufnahm. Er zog sie hoch auf die Knie und fickte sie, so schnell er konnte, während seine Finger alles taten, um sie zum Höhepunkt zu bringen. Sie fing an zu stöhnen, ein tiefes, gutturales Geräusch, das er noch nie gehört hatte. Will rammte sich in sie, es war ihm egal, ob er auf ihrem Körper Spuren hinterließ, egal, ob er sie aufriss. Als sie schließlich kam, umklammerte sie ihn so fest, dass es fast wehtat, in ihr zu sein. Sein Orgasmus war so wild, dass er keuchend auf sie sank, jeder Teil von ihm wund.
Will drehte sich auf den Rücken. Angie hingen die Haare wild ins Gesicht. Ihr Make-up war verschmiert. Sie atmete so schwer wie er.
» O Gott«, murmelte sie. » O Gott.« Sie versuchte, sein Gesicht zu berühren, aber er schlug ihre Hand weg.
Keuchend lagen sie beide auf dem Boden, stundenlang, wie es schien. Will versuchte, Reue zu empfinden oder Wut, aber er spürte nichts als Erschöpfung. Er hatte das so gründlich satt, hatte es so satt, dass Angie ihn immer zum Äußersten trieb. Wieder dachte er daran, was Sara gesagt hatte: Lernen Sie aus Ihren Fehlern.
Angie Polaski wurde allmählich zum größten Fehler, den er in seinem elenden Leben je gemacht hatte.
» O Mann.« Sie atmete noch immer schwer. Sie drehte sich auf die Seite und schob die Hand unter sein Hemd. Ihre Hand war heiß, klebrig auf seiner Haut. Angie sagte: » Wer sie auch ist, sag ihr, ich sage danke.«
Er starrte die Decke an, traute sich nicht, sie anzusehen.
» Ich vögle seit dreiundzwanzig Jahren mit dir, Baby, aber so hast du mich noch nie gefickt.« Ihre Finger fanden den Rand seiner untersten Rippe, die Stelle, wo Zigarettenglut eine runzelige Narbe hinterlassen hatte. » Wie heißt sie?«
Will antwortete noch immer nicht.
Angie flüsterte: » Sag mir ihren Namen.«
Wills Hals schmerzte, als er zu schlucken versuchte. » Niemand.«
Sie stieß ein kehliges, wissendes Lachen aus. » Ist sie Krankenschwester oder Polizistin?« Sie lachte noch einmal. » Nutte?«
Will sagte nichts. Er versuchte, Sara aus seinem Kopf zu verdrängen, wollte sie nicht in seinen Gedanken haben, weil er wusste, was jetzt kam. Will hatte einen Treffer gelandet, also musste Angie zehn landen.
Er zuckte zusammen, als Angie eine empfindliche Stelle auf seiner geschädigten Haut fand.
Sie fragte: » Ist sie normal?«
Normal. Dieses Wort hatten sie im Heim immer für solche Kinder benutzt, die nicht so waren wie sie – solche mit Familien, solche mit Lebensperspektiven, solche, deren Eltern sie nicht schlugen oder verkauften oder wie Müll behandelten.
Angie strich immer noch mit dem Finger an der Brandnarbe entlang. » Weiß sie von deinem Problem?«
Will versuchte wieder zu schlucken. Sein Hals war rau. Ihm war übel.
» Weiß sie, dass du blöd bist?«
Er fühlte sich gefangen unter ihrem Finger, so wie sie in die runde Narbe drückte, wo eine brennende Zigarette sein Fleisch hatte schmelzen lassen. Als er schon meinte, er könne es nicht mehr aushalten, hörte sie auf, brachte ihren Mund nahe an sein Ohr und ließ die Finger unter seinen Hemdsärmel gleiten. Sie fand die lange Narbe, wo die Rasierklinge seinen Arm aufgeschlitzt hatte.
» Ich erinnere mich an das Blut«, sagte sie. » Wie deine Hand zitterte, wie die Rasierklinge die Haut aufschnitt. Erinnerst du dich auch daran?«
Er schloss die Augen, weil Tränen herausquollen. Natürlich erinnerte er sich. Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er noch immer spüren, wie die Spitze des scharfen Metalls über Knochen schabte, weil er gewusst hatte, er musste die Klinge tief hineindrücken – so tief, dass sie eine Ader öffnete, so tief, dass er sicher sein konnte, es richtig gemacht zu haben.
» Weißt du noch, wie ich dich gehalten habe?«, fragte sie, und er spürte ihre Arme um sich, obwohl sie ihn im Augenblick nicht hielt. Sie hatte ihren
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