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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sie sich eine angesteckt und einen Zug genommen hatte. » Ich war bei einer Party. Dieser Typ, den ich kenne, der meinte, da gibt’s diese Bude in so ’nem schicken Wohnhaus. Der Portier ist locker. Lässt die Leute raus und rein. Waren meistens was Besseres. Du weißt schon, Leute, die für ein paar Stunden eine nette Umgebung brauchen, Fragen werden keine gestellt. Sie kommen und feiern eine Party, am nächsten Tag kommt die Putzfrau. Die Reichen, denen die Wohnungen gehören, kommen aus Palm Beach oder sonst wo zurück und haben keinen blassen Schimmer.« Sie zupfte sich einen Tabakkrümel von der Lippe. » Doch diesmal ist was passiert. Simkov, der Portier, hatte irgendjemanden im Haus verärgert. Kriegte die Kündigung mit zwei Wochen Frist. Da fing er an, ordinäreres Publikum reinzulassen.«
    » Wie dich?«
    Sie hob ihr Kinn.
    » Was hat er dafür verlangt?«
    » Musste mit den Jungs darüber reden. Ich bin nur zum Ficken hin.«
    » Was für Jungs?«
    Sie stieß eine lange Rauchfahne aus.
    Will beließ es dabei, er wollte sie nicht zu sehr bedrängen. » Hast du die Frau gekannt, in deren Wohnung du warst?«
    » Hab sie nie kennengelernt, nie gesehen, nie von ihr gehört.«
    » Also, du kommst hin, Simkov lässt dich hinauf und dann?«
    » Anfangs war’s recht nett. Normalerweise sind wir eher in den unteren Stockwerken. Diesmal war es das Penthouse. Jede Menge besserer Kunden. Guter Stoff. Koks, ein bisschen H. Das Crack kam erst ein paar Tage später. Dann das Meth. Von da an ging’s bergab.«
    Will dachte an den Zustand der Wohnung. » Das ging aber ziemlich schnell.«
    » Na ja, schon. Drogensüchtige sind nicht gerade für ihre Zurückhaltung bekannt.« Sie kicherte. » Es gab ein paar Streitereien. Ein paar Tussis waren auch dabei. Dann tauchten die Transen auf und …« Sie zuckte die Achseln, als wollte sie sagen: Was soll man da noch erwarten?
    » Was war mit dem Baby?«
    » Der Kleine war im Kinderzimmer, als ich das erste Mal hinkam. Hast du Kinder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    » Schlaue Entscheidung. Angie ist nicht gerade die Mütterliche.«
    Will ließ sich auf dieses Thema gar nicht erst ein, weil sie beide wussten, dass es die Wahrheit war.
    Er fragte: » Was hast du getan, als du das Baby gefunden hast?«
    » Die Wohnung war kein guter Platz für den Kleinen. Ich konnte ja absehen, was da noch passieren würde. Die falschen Leute tauchten auf. Simkov ließ jeden rein. Ich hab den Kleinen woanders hingebracht.«
    » In die Abfallkammer.«
    Sie grinste. » Bei dieser Party hatte keiner vor, den Abfall wegzuräumen.«
    » Du hast ihn gefüttert?«
    » Ja«, sagte sie. » Ich hab ihm gegeben, was in den Schränken war, seine Windeln gewechselt. Hab das mit meinen eigenen Kindern gemacht, weißt du? Wie gesagt, eine Weile darf man sie behalten, bevor sie einem weggenommen werden. Hab alles über Füttern und so gelernt. Hab mich ziemlich gut um ihn gekümmert.«
    » Warum hast du ihn im Stich gelassen?«, fragte Will. » Du wurdest auf der Straße verhaftet.«
    » Mein Lude wusste nichts davon – hab auf eigene Rechnung gearbeitet, mir ’ne schöne Zeit gemacht. Er hat mich gefunden und wieder auf die Straße geschickt.«
    » Wie bist du zurück in die Wohnung gekommen, um das Baby zu versorgen?«
    Sie bewegte die Hand auf und ab. » Hab Simkov einen runtergeholt. Er ist okay.«
    » Als du an diesem Abend zum ersten Mal angerufen hast, warum hast du mir nicht gesagt, dass es da auch um eine Baby geht?«
    » Ich dachte mir, ich kümmere mich wieder um ihn, wenn ich rauskomme«, gab sie zu. » Ich habe das doch gut gemacht, oder? Ich meine, ich war gut zu ihm, hab ihn gefüttert und die Windeln gewechselt. Er ist ein süßer, kleiner Junge. Du hast ihn doch gesehen, nicht? Du weißt, wie süß er ist.«
    Dieser süße, kleine Junge war dehydriert und nur Stunden vom Tod entfernt, als Will ihn sah. » Woher kanntest du Simkov?«
    Sie zuckte die Achseln. » Otik ist ein alter Kunde, weißt du.« Sie deutete auf die Straße. » Hab ihn hier auf der Millionaire’s Row kennengelernt.«
    » Ich würde ihn nicht gerade als verlässlichen Freund bezeichnen.«
    » Er hat mir einen Gefallen getan, indem er mich da hinaufließ. Ich hab gute Kohle verdient und den Kleinen in Sicherheit gebracht. Was willst du noch von mir?«
    » Wusste Angie über das Baby Bescheid?«
    Sie hustete, das Geräusch kam tief aus ihrer Brust. Als sie auf den Bürgersteig spuckte, drehte sich Will der Magen um. » Da musst du

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