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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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schaute sich die Adresse an, die Sam ihr gegeben hatte. Um die Zeilen war ein Herz gezeichnet, was Faith zugleich lästig und liebenswert fand. Sie glaubte ihm nicht so recht, dass er keine Geschichte über Jake Berman suchte. Vielleicht wollte der Atlanta Beacon eine billige Exklusivstory, indem er verheiratete Kirchgänger outete, die auf Männerklos herumhingen und mitten auf der Straße vergewaltigte und gefolterte Frauen fanden.
    Konnte Berman Paulines Bruder sein? Jetzt, da Faith die Adresse hatte, war sie sich nicht mehr so sicher. Wie wahrscheinlich war es, dass Jake Berman sich einfach nur mit Rick Sigler zusammengetan hatte und die beiden Männer zufällig zu genau der Zeit auf der Straße waren, als die Coldfields Anna Lindsey mit ihrem Auto anfuhren?
    Die Tür ging auf, und Faith betrat ihre Etage. Die Flurbeleuchtung brannte nicht, und Faith betätigte die einzelnen Schalter, als sie zu Wills Büro ging. Unter der Tür sickerte kein Licht hervor, trotzdem klopfte sie an, weil sie sein Auto gesehen hatte und wusste, dass er im Haus war.
    » Ja.«
    Sie öffnete die Tür. Die Hände vor dem Bauch gefaltet, saß er an seinem Schreibtisch. Das Licht war ausgeschaltet.
    Sie fragte: » Alles okay?«
    Er antwortete nicht auf die Frage. » Was gibt’s?«
    Faith schloss die Tür und öffnete den Klappstuhl. Sie sah Wills Handrücken und dass zu den Schnitten, die er sich bei der Prügelei geholt hatte, neue Kratzer hinzugekommen waren. Sie ging nicht darauf ein, sondern kam direkt zu ihrem Fall. » Ich habe Jake Bermans Adresse. Er wohnt in Coweta. Das ist ungefähr fünfundvierzig Minuten von hier, nicht?«
    » Wenn es keinen Stau gibt.« Er streckte die Hand nach der Adresse aus.
    Sie las sie ihm vor. » Neunzehn-fünfunddreißig Lester Street.«
    Er hatte die Hand noch immer ausgestreckt. Aus irgendeinem Grund konnte Faith den Blick nicht von seinen Fingern abwenden.
    Will blaffte: » Verdammte Scheiße, ich bin kein Idiot, Faith. Eine Adresse kann ich lesen.«
    Sein Ton war so scharf, dass sich ihr die Nackenhaare aufstellten. Will fluchte selten, und » verdammte Scheiße« hatte sie ihn noch nie sagen hören. Sie fragte: » Was ist denn los?«
    » Nichts ist los. Ich brauche einfach nur die Adresse. Ich kann Simkovs Verhör nicht durchführen. Ich fahre zu Berman, und wir treffen uns dann nach Ihrem Termin.« Er wedelte mit der Hand. » Jetzt geben Sie mir die Adresse.«
    Sie verschränkte die Arme. Sie würde lieber sterben, als ihm jetzt dieses Blatt Papier zu geben. » Ich weiß nicht, was zum Teufel mit Ihnen los ist, aber Sie sollten langsam aufwachen und mit mir darüber reden, denn sonst bekommen wir ernsthafte Probleme.«
    » Faith, ich habe nur zwei Eier. Wenn Sie eines wollen, müssen Sie mit Amanda oder Angie darüber reden.«
    Angie. Mit diesem einzigen Wort schien jede Aggressivität aus ihm herauszufließen. Faith lehnte sich, die Arme noch immer verschränkt, auf ihrem Stuhl zurück und musterte ihn. Will schaute zum Fenster hinaus, und sie sah die schwache Linie der Narbe, die über seine Wange lief. Sie wollte wissen, wie es passiert war, wie man ihm die Haut aufgerissen hatte, aber wie bei allem anderen war diese Narbe etwas, worüber sie nicht sprachen.
    Faith legte das Blatt auf seinen Schreibtisch und schob ihm die Adresse zu.
    Will schaute sie nur flüchtig an. » Da ist ein Herz außen herum.«
    » Sam hat es gezeichnet.«
    Will faltete das Blatt zusammen und steckte es in seine Westentasche. » Haben Sie was mit ihm?«
    Faith wollte nicht das Wort » Ausrutscher« benutzen und zuckte deshalb nur die Achseln. » Ist kompliziert.«
    Er nickte – wie sie immer nickten, wenn es um etwas Persönliches ging, über das man nicht sprechen wollte.
    Sie hatte genug davon. Was würde in einem Monat passieren, wenn man ihren Zustand schon deutlicher sah? Was würde in einem Jahr passieren, wenn sie bei der Arbeit zusammenbrach, weil sie ihr Insulin falsch berechnet hatte? Sie konnte sich gut vorstellen, dass Will Ausreden für ihre Gewichtszunahme fand oder sie einfach wieder vom Boden hochhob und ihr sagte, sie solle besser darauf achten, wo sie hintrete. Außerdem war er verdammt geschickt darin, so zu tun, als stehe das Haus nicht in Flammen, und gleichzeitig Wasser zu suchen, um es zu löschen.
    Sie hob kapitulierend die Hände. » Ich bin schwanger.«
    Seine Augenbrauen schnellten in die Höhe.
    » Victor ist der Vater. Außerdem bin ich Diabetikerin. Deshalb bin ich in der Garage

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