Sara Linton 01 - Tote Augen
zur Hand und schob die Beine auseinander, damit er es in die Vagina einführen konnte.
Wie bei einigen brutalen Vergewaltigungen, die in einem Mord endeten, waren die Vaginalwände postmortal zusammengepresst geblieben, und das Plastikspekulum brach ab, als er es zu öffnen versuchte. Snoopy gab ihm ein Metallspekulum, und Pete versuchte es noch einmal. Seine Hände zitterten vor Anstrengung, als er das Instrument auseinanderdrückte. Es war ein ziemlich brutaler Anblick, und Sara war froh, dass Faith nicht hier war, als das reißende Geräusch von Fleisch, das von Metall auseinandergezerrt wurde, den Raum füllte. Sara gab Pete einen Tupfer, und er führte das Stäbchen mit der Wattespitze ein, spürte aber sehr schnell Widerstand.
Pete beugte sich tiefer und versuchte, das Hindernis zu finden. » O Gott«, murmelte er, während er auf dem Instrumententablett herumtastete und eine Zange mit schmalem Kopf zur Hand nahm. In seiner Stimme lag kein Funken Charme, als er zu Sara sagte: » Handschuhe anziehen – Sie müssen mir dabei helfen.«
Sara streifte sich die Handschuhe über und umklammerte mit beiden Händen das Spekulum, während er die Zange einführte. Die Spitzen erfassten etwas, und er zog den Arm zurück. Ein einzelnes, langes Stück weißen Plastiks kam heraus wie ein Seidentuch aus dem Ärmel eines Zauberers. Pete zog immer weiter und legte das Plastik locker geschichtet in eine große Schüssel. Stück um Stück kam zum Vorschein, jedes verschmiert mit dunklem, schwarzem Blut, jedes an einer perforierten Linie mit dem nächsten Stück verbunden.
» Mülltüten«, sagte Will.
Sara konnte kaum atmen. » Anna«, sagte sie, » wir müssen Anna untersuchen.«
10 . Kapitel
W ills Büro im dritten Stock der City Hall East war kaum mehr als eine Abstellkammer mit einem Fenster, das hinausführte auf zwei nicht mehr benutzte Eisenbahngleise und den Parkplatz eines Kroger Lebensmittelmarkts, der Treffpunkt für viele verdächtig aussehende Typen in sehr teuren Autos zu sein schien. Die Lehne von Wills Stuhl drückte so fest gegen die Wand, dass sie die Gipskartonplatte zerkratzte, sooft er sich drehte. Wobei er sich nicht drehen musste. Er konnte das gesamte Büro überblicken, ohne den Kopf zu bewegen. Schwierig war auch, überhaupt auf den Stuhl zu kommen, Will musste sich zwischen Schreibtisch und Fenster hindurchzwängen, um ihn zu erreichen – bei diesem Manöver war er stets froh, dass er nicht vorhatte, Kinder zu bekommen.
Er stützte sich auf den Ellbogen, während sein Computer hochfuhr, der Bildschirm flackernd ansprang und die kleinen Icons aufblitzten. Will schaute zuerst seine E-Mails an. Er steckte sich Headphones in die Ohren, damit er die Nachrichten über das SpeakText-Programm, das er sich vor ein paar Jahren installiert hatte, abhören konnte. Nachdem er ein paar Angebote für sexuelle Hilfsmittel und den Hilferuf eines geflohenen nigerianischen Präsidenten gelöscht hatte, fand er eine Kurznachricht von Amanda und eine Benachrichtigung über Leistungsveränderungen der staatlichen Krankenversicherung, die er an seine private E-Mail-Adresse weiterleitete, damit er sich in der Behaglichkeit seines eigenen Hauses durch die Liste der Sachen arbeiten konnte, die nun nicht mehr abgedeckt waren.
Für Amandas E-Mail war dieser ganze Aufwand nicht erforderlich. Sie schrieb immer mit der Großbuchstaben-Feststelltaste und kümmerte sich selten um korrekten Satzbau. NEUESTER STAND ??!!! prangte in großen, fetten Lettern auf dem Bildschirm.
Was konnte er ihr sagen? Dass man ihrem Opfer elf Küchen-Abfalltüten in die Vagina gestopft hatte? Dass Anna, das überlebende Opfer, dieselbe Anzahl in sich hatte? Dass zwölf Stunden vergangen waren und sie noch immer nicht den geringsten Hinweis hatten, wer die Frauen verschleppt hatte, geschweige denn, was die beiden Opfer verband?
Blind, taub, möglicherweise stumm. Will war in der Höhle gewesen, in der die Frauen gefangen gehalten wurden. Er konnte sich nicht vorstellen, welche Gräuel sie durchlitten hatten. Die Folterinstrumente zu sehen, war schlimm genug gewesen, aber er stellte sich vor, dass es noch schlimmer wäre, sie nicht zu sehen. Wenigstens war ihm die Last von Jackie Zabels Tod von den Schultern genommen worden, wobei es auch kein Trost war, dass die Frau sich für den Tod entschieden hatte, obwohl doch eigentlich Hilfe so nahe war.
Will hörte noch immer den mitfühlenden Tonfall, mit dem Sara Linton erklärt hatte, wie Zabel sich
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