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Sara

Sara

Titel: Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Glasscherben. Dean sagt, das benötigte Ersatzteil ist von Western Auto in Castle Rock zugesagt. Das glaube ich, wenn ich es sehe. B. Meserve.
    Über den letzten Satz grinste ich - das war durch und durch Mrs. M. -, dann probierte ich den Schalter. Maschinen reagierten häufig wohlwollend, wenn sie einen mit Penis ausgestatteten Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung wahrnahmen, hatte Jo immer behauptet, aber diesmal nicht. Ich hörte mir vier oder fünf Sekunden an, wie die Klimaanlage knirschte, dann schaltete ich ab. »Das verdammte Ding hat ins Bett geschissen«, wie die Leute im TR zu sagen pflegen. Und bis es repariert war, würde ich hier oben nicht mal Kreuzworträtsel machen.
    Ich sah trotzdem in mein Arbeitszimmer, weil ich genauso neugierig darauf war, was ich spüren, wie darauf, was ich finden würde. Die Antwort war: so gut wie nichts. Da war der Schreibtisch, wo ich Der Mann im roten Hemd beendet und mir damit selbst bewiesen hatte, daß es beim erstenmal kein Glücksfall gewesen war; da war das Foto von Richard Nixon, der mit erhobenen Armen das doppelte V-Zeichen zeigte, mit der Legende WÜRDEN SIE EINEN GEBRAUCHTWAGEN VON DIESEM MANN KAUFEN? darunter; da war der Teppich, den Jo einen oder zwei Winter, bevor sie die wunderbare Welt der Afghantücher entdeckte, für mich gehäkelt hatte, wonach sie das Häkeln weitgehend aufgab.
    Es war nicht gerade das Büro eines Fremden, aber jeder Gegenstand (am meisten die unheimlich leere Oberfläche des Schreibtischs) sagte deutlich, daß es sich um den Arbeitsraum eines früheren Mike Noonan handelte. Menschenleben, hatte ich mal gelesen, werden normalerweise von zwei primären Kräften definiert: Beruf und Ehe. In meinem Leben war die Ehe vorbei und der Beruf anscheinend zum völligen Stillstand gekommen. Angesichts dessen schien es mir nicht seltsam zu sein, daß der Raum, wo ich so viele Tage verbracht hatte, für gewöhnlich in einem Zustand wahren Glücks, wenn ich verschiedene imaginäre Lebensläufe erfand, mir nichts mehr
sagte. Ich sah das Büro eines Angestellten vor mir, der gefeuert worden … oder plötzlich gestorben war.
    Ich wollte hinausgehen, doch dann kam mir eine Idee. Der Aktenschrank in der Ecke war vollgestopft mit Papieren - Kontoauszüge (die meisten acht oder zehn Jahre alt), Korrespondenz (überwiegend unbeantwortet), ein paar Fragmente von Storys -, aber ich fand nicht, wonach ich gesucht hatte. Ich ging zum Schrank, wo die Temperatur mindestens vierundvierzig Grad betragen mußte, und in einem Pappkarton, auf den Mrs. M. KLEINGERÄTE geschrieben hatte, förderte ich es zutage - einen Sanyo-Memo-Scriber, den mir Debra Weinstock nach Beendigung unserer Arbeit an meinem ersten Buch für Putnam geschenkt hatte. Er konnte so eingestellt werden, daß er sich einschaltete, wenn man zu reden anfing; er schaltete sich aus, wenn man eine Pause zum Nachdenken machte.
    Ich habe Debra nie gefragt, ob ihr dieses Ding einfach ins Auge gefallen sei und sie gedacht habe: »Nun, ich wette, jedem Bestsellerautor, der etwas auf sich hält, würde es gefallen, so ein Baby zu besitzen«, oder ob es etwas Spezifischeres gewesen sei … vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl? Zeichnen Sie diese kleinen Faxe aus Ihrem Unterbewußtsein auf, solange sie noch frisch sind, Noonan? Ich hatte es damals nicht gewußt und wußte es jetzt nicht. Aber ich besaß es, ein richtiges Qualitätsdiktaphon, und es waren mindestens ein Dutzend Kassetten im Auto, von mir selbst aufgenommen, damit ich sie mir beim Fahren anhören konnte. Heute abend würde ich eine in den Memo-Scriber einführen, die Lautstärke so hoch stellen, wie es ging, und die Maschine in ihren DIKTAT-Modus schalten. Wenn das Geräusch, das ich inzwischen mindestens zweimal gehört hatte, sich wiederholte, würde ich es auf Band haben. Ich konnte es Bill Dean vorspielen und ihn fragen, wofür er es hielt.
    Und wenn ich heute nacht das schluchzende Kind höre und die Maschine schaltet sich nicht ein?
    »Nun, dann werde ich etwas anderes wissen«, sagte ich zu dem leeren, sonnendurchfluteten Büro. Ich stand mit dem Diktaphon unter dem Arm an der Tür, betrachtete den leergeräumten Schreibtisch und schwitzte wie ein Schwein. »Oder zumindest vermuten.«

    Im Vergleich zu Jos Nische auf der anderen Seite des Flurs wirkte mein Arbeitszimmer überfüllt und gemütlich. Jos Kammer war nie vollgestellt gewesen, aber nun war sie nichts anderes mehr als ein quadratischer Raum. Der Teppich war fort, ihre Fotos

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