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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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Symbol für die Zweigeschlechtlichkeit.
    Vielleicht übte der Stephansdom aufgrund der Symbolik auch auf sie eine undefinierbare Mystik aus, der sie sich in diesem Augenblick gern hingab, ohne ihre Hände zu falten oder zu irgendeinem Gott zu beten. Es hatte für sie nichts mit Religion zu tun, sondern vielmehr mit Ehrfurcht. Ehrfurcht vor den Erbauern dieses gotischen Bauwerks. Ehrfurcht vor den Sagen und Legenden, die sich um das Wahrzeichen Wiens rankten und die Menschen über die Jahrhunderte weitertradiert hatten.
    Sie begann zu frieren und stellte den Kragen ihres Mantels auf.
    In der Kirche war es kühl und dunkel. Durch die hohen Glasfenster drang kaum Tageslicht, wohl auch weil der Himmel draußen voller Wolken hing.
    Die Dienstbotenmadonna stand neben der neuen Orgel im Apostelschiff des Doms. Von einem Sockel am Kanzelpfeiler blickte sie auf die Besucher herab.
    Sarah blendete die vielen Menschen und den Lärm, den sie verursachten, aus und konzentrierte sich auf die Steinstatue. Die Verbindung zum Jesuskind auf ihrem Arm wurde durch einen grazilen Schleier symbolisiert. Daneben stand eine meterhohe brennende Kerze: Die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet, ging es Sarah durch den Kopf. Und sie dachte an die Frau, die ein Heiligenbild mit ausgerechnet dieser Madonna auf den Parkplatz gelegt hatte. Wenn man es so sehen wollte, war sie durchaus eine schwarze Madonna, nur dass ihre Schwarzfärbung nicht gewollt, sondern durch die vor ihr abgebrannten Talgkerzen verursacht worden war. So gesehen war sie keine echte schwarze Madonna.
    Obwohl Sarah nicht wusste, wie die Frau aus der Blutgasse aussah, hatte sie doch eine bestimmte Vorstellung von ihr. Sie war mittlerweile überzeugt, dass es sich um eine sitzengelassene Geliebte handelte, die zugleich die Mörderin sein musste, sonst machte diese ganze Nummer keinen Sinn. Denn wer anderes als ein in seinen Gefühlen zutiefst verletzter Mensch demütigte sein Opfer noch nach dessen Tod? Von Psychopathen einmal abgesehen. Und selbst die …
    Doch warum wurde Oskar Brand auf der Collage als Mörder bezeichnet? Während sie die Dienstbotenmadonna betrachtete, schoss ihr alles Mögliche durch den Kopf. Und dann kam ihr plötzlich eine Idee. Sie kam ihr zwar absurd vor, aber sie dachte sie trotzdem zu Ende.
    Renate Maurer war Sachbearbeiterin bei der Brand & Sohn AG gewesen. Und genau genommen waren Angestellte in der heutigen Zeit so etwas wie früher die Dienstboten. Und vielleicht machte jemand Oskar Brand für den Tod von zumindest einer Dienstbotin verantwortlich: Renate Maurer.
    Allmählich bekam Sarah immer mehr Puzzleteile zu fassen.
    » Sprechen Sie mit den Sekretärinnen « , hatte ihr Romy Erlenberg geraten.
    Doch Romy Erlenberg hatte sich geirrt. Die Geliebte war keine Sekretärin. Die Geliebte war eine Sachbearbeiterin aus der Personalabteilung gewesen.
    Doch ihre Überlegung hatte einen winzigen Haken. Renate Maurer konnte nicht tot und zugleich Oskar Brands Mörderin sein. Und dass Renate Maurer als schwarze Frau aus dem Reich der Toten zurückgekommen war, daran glaubte Sarah nicht.
    Bevor sie den Dom verließ, ging Sarah zu den Metallschienen, auf denen Teelichter in silbernen Schalen brannten. Sie nahm zwei Kerzen, warf das Geld dafür in den Behälter, zündete sie an und stellte sie dicht nebeneinander. Eine Weile starrte sie auf das flackernde Licht und dachte an ihre verstorbenen Eltern.
    Dann verließ sie rasch den Dom und eilte die Kärntnerstraße hinauf bis zu Romy Erlenbergs Boutique.
    Diesmal hatte Sarah jedoch kein Glück. Romy Erlenberg sei weggefahren, erklärte ihr eine Verkäuferin. Sie erzählte etwas über die Vandalen, die in der Nacht ein Plakat an die Eingangstür geklebt hätten. Ihre Chefin sei deshalb ziemlich aufgebracht gewesen. Nein, wohin sie gefahren sei, das habe sie nicht gesagt.
    Draußen warf Sarah einen Blick auf ihre Uhr. Es blieb genug Zeit. Sie wollte vor dem Interviewtermin mit Philipp Brand und dem Personal noch schnell in ihr Büro.
    Herbert Kunz saß am Schreibtisch und notierte etwas auf einen Block. Sarah legte ihm kommentarlos eine Kopie der Collage auf den Tisch.
    » Ich denke, ich bekomme auch morgen die Titelseite. « Sie grinste. » Die Geschichte dazu hast du vor Redaktionsschluss auf dem Rechner. «
    » Morgen ist Nationalfeiertag, da gehört die Titelseite der rot-weiß-roten Fahne. Aber du kannst die Seite fünf haben. «
    » Ich will den Titel. «
    Herbert Kunz schüttelte den Kopf. » Du

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