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Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom

Titel: Sarah Pauli 03 - Tod hinter dem Stephansdom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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jedoch nicht zu Fuß, sondern rief ein Taxi.
    Als er im Privat ankam, waren seine Leute schon da. Mario Kaiser setzte sich zuerst in sein Büro, ging dann etwas später mit einem Glas Wasser in der Hand durchs Lokal und versuchte, ganz normal zu wirken.
    Zwei Mal läutete an diesem Abend das Telefon. Mario Kaiser zog jedes Mal die Augenbrauen hoch und warf Jenny einen besorgten Blick zu. Jenny winkte aber beide Male ab.
    Irgendwann stellte er sich zu ihr hinter die Bar.
    » Tobias hat nicht zufällig angerufen? «
    » Du machst dich verrückt, Mario. «
    Jenny zapfte Bier.
    » Ich mach’ mich nicht verrückt, ich bin ganz ruhig. «
    » Dann ist es ja gut. «
    Sie stellte einem Gast lächelnd ein Bier vor die Nase.
    Die Tür ging auf, und ein Pärchen betrat das Lokal.
    » Die kenne ich « , raunte Jenny. » Das sind Zivile. «
    Die beiden setzten sich an die Bar und bestellten Cola und Mineralwasser. Sie unterhielten sich angeregt, ohne ihre Umgebung aus den Augen zu lassen. In Mario Kaisers Schläfe begann es schmerzhaft zu pochen.
    Irgendwann kommen sie, erinnerte er sich an Gerhard Levics Worte. Zum Glück frequentierten an diesem Abend keine besonders wichtigen Kunden sein Lokal. Die Zivilen würden nichts von Belang beobachten können.
    Es war ihm jedoch klar, dass er ab sofort unter polizeilicher Beobachtung stand, und er musste höllisch aufpassen.
    Weit nach Mitternacht verließen die beiden Fahnder das Privat. Mario widerstand seinem unbändigen Verlangen nach Kokain. Sein Kopf musste klar bleiben.
    » Siehst du, Mario « , meinte Jenny müde um fünf Uhr morgens, » jetzt ist schon der 30. Oktober, und nichts ist passiert. «
    Sie wischte mit einem feuchten Lappen über die Bar.
    » Ich glaube, da wollte dir jemand wirklich nur einen gehörigen Schrecken einjagen « , wiederholte sie ihre Vermutung.
    Mario dachte an Tobias Blank, der sich noch immer nicht gemeldet hatte. Aber es gab auch keine Nachrichten darüber, dass er ermordet worden war. Keine Nachrichten waren gute Nachrichten.
    Eine Stunde später verabschiedete sich Jenny.
    Mario Kaiser war kurz davor zu glauben, dass er sich geirrt hatte.

Dienstag, 30. Oktober

31
    DIE KÜNSTLERIN
    S ie hatte seit Freitag sämtliche Berichte verfolgt. Endlich reagierten die Medien. Gerhard Levics Tod hatte sie wachgerüttelt. Auch wenn sie im Moment die falschen Schlüsse aus der Sache zogen, so ging die Berichterstattung doch allmählich in die richtige Richtung.
    Sie war durchaus stolz auf ihre Leistung. Ein Fotobuch lag aufgeschlagen auf ihrem quadratischen Tisch aus Lärchenholz.
    » Unverwüstlich « , hatte Renate damals erklärt und gelacht, als sie den Tisch vom Flohmarkt am Naschmarkt anschleppte und vor ihrer Couch ablud. » Ich will nämlich meine Tasse abstellen können, wenn ich bei dir bin « , war ihr Argument gewesen.
    An einen Menschen musste man intensiv denken, wenn man wollte, dass er weiterhin existierte. An seine Gewohnheiten, an das, was er gern aß und trank. An seine Vorlieben.
    Sie stand auf und holte ein Päckchen Zigaretten aus der Küche. Parisienne. Renates Marke. Aus dem Schrank nahm sie einen Aschenbecher, stellte ihn auf den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte jeden Tag nur zwei Zigaretten. Immer abends. Gemeinsam mit Renate. So wie früher. Eine bevor sie sich liebten, und eine danach. Es war ein Ritual.
    Sie bot ihrer Freundin eine an.
    » Kannst du dich noch erinnern, wie wir uns kennengelernt haben? «
    Ihre Freundin lächelte. Es war bei einer Ausstellung im Unteren Belvedere.
    » Du hast mich angesprochen. Ich weiß, ich war völlig versunken in die ›Schlafende Frau‹ von Oskar Kokoschka. Das ist aber auch ein wunderbares Bild. Das musst du zugeben, Renate. «
    Sie zog an der Zigarette und lachte.
    » Du hast dich neben mich gestellt, aber nicht das Bild angesehen, sondern mich, als wäre ich das Kunstwerk. Dann hast du gelächelt. «
    Sie seufzte.
    » Deine Sommersprossen. Ich habe mich sofort in deine Sommersprossen verliebt. «
    Sie kämpfte gegen die Tränen und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    » Und dann hast du mich gefragt, was an dem Bild so spannend sei. Das war 2008. Im Mai. Erinnerst du dich? «
    Während sie damals vor diesem Bild standen, hatten sie sich binnen Sekunden ineinander verliebt. Sie hatten beide dieses warme Gefühl in ihren Körpern gespürt und verhalten gelacht.
    Später, bei ihrem ersten gemeinsamen Kaffee, hatten sie sich über die Ausstellung, die Kunst

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