Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
lange dauern, dann hätte Zorano ganz Sarania unter seiner Herrschaft. Und dann wird eine neue Ära eingeleitet, dachte Norful grimmig. Er machte sich wieder zum Aufbruch bereit.
Die Sonne versank bereits hinter dem Feuergebirge, das sich in der Ferne als Silhouette abzeichnete. Er fasste den Entschluss, seine Reise auf der Südstraße fortzusetzen, die von Alanur bis nach Rivania führte, und den Hauptverkehrsweg zwischen den vier Ländern markierte. Auf dieser breiten Straße war es möglich, die Berge zu umgehen, was der Großteil der Wanderer und Händler auch tat, denn niemand außer den tollkühnsten Wesen ging das Wagnis ein, den Gebirgspass durch das Feuergebirge zu beschreiten. Dementsprechend war die Südstraße immer gut befahren, in der Nacht allerdings traf man nur selten auf jemand anderen.
Norful zog sic h die Kapuze seines Mantels ins Gesicht und verließ eiligen Schrittes das Waldgebiet, in dem er sich tagsüber aufgehalten hatte. Er lief querfeldein über eine Wiese und als er die gepflasterte Südstraße betrat, war die Sonne bereits untergegangen.
17
Benalirs Gefährten
Das Festmahl der Elfen im Siofelwald entsprach genau dem, was Benalir sich ausgemalt hatte.
Die Waldbewohner hatten sich, was ihre kulinarischen Fähigkeiten anbelangte, selbst überflügelt, und ihren Gästen eine Reihe von Köstlichkeiten aufgetragen, darunter die unterschiedlichsten Früchte, würzig duftendes Fleisch und Honigmet. Den Ort des Gelages stellte eine ausgedehnte Lichtung dar, die derjenigen ähnelte, auf der die Wohnstätten der Elfen angesiedelt waren. Hier jedoch war nichts als unberührte Natur vorzufinden und inmitten von Zypressen waren Festbänke aus robustem Holz aufgestellt worden, an denen Benalir, Giano und Galdor nun Seite an Seite mit Erlon und dessen Bruder Lonur hockten, und ihren Hunger stillten.
Auch A lana weilte bei ihnen. Benalir hatte die Elfe mit geröteten Wangen Giano und seinem Vater vorgestellt, woraufhin die beiden einen vielsagenden Blick gewechselt hatten.
Der besondere Anlass des Festes wurde unterstrichen durc h einige Elfen, die mit geschnitzten Flöten musizierten und Klänge verbreiteten, die an die Laute der Waldvögel erinnerten.
Doch trotz der ausgelassenen Stimmung hatte Benalir sich bisher nicht dazu durchringen können, jemandem von dem zu erzählen, was Erlon ihm wenige Stunden zuvor anvertraut hatte. Ihm kam sein Schicksal so unwirklich vor, dass er es selbst erst begreifen wollte, bevor er Giano, Alana oder gar seinen Vater damit belastete. Ich kann es immer noch nicht fassen! , rief er sich in den Kopf. Vor einer Woche noch war er ein Schmied, nicht mehr als ein einfacher Handwerker, und jetzt sollte er dazu auserwählt worden sein, in einen Krieg einzugreifen, von dem er bis vor kurzem nichts wusste? Wieso nur ausgerechnet er?!
Er seufzte beklommen . Giano hatte ihn schon mit unzähligen Fragen gelöchert, aber er war seinem Schweigen treu geblieben und hatte dem Rivurianer dann versprochen, ihm nach dem Festmahl alles zu schildern. Nun sah er seinem neu gewonnenen Freund dabei zu, wie dieser angeregt mit Lonur redete und dabei speiste.
Je öfter Benalir über seine Mission nachdachte, desto mehr wirkte sie wie eine Illusion auf ihn, auch deshalb, weil er bis jetzt lediglich bruchstückhaftes Wissen dazu erhalten hatte. Ein Gefühl, das er nicht einzuordnen in der Lage war, durchströmte ihn; eine Mischung aus Ungläubigkeit und Angst. Schließlich hatte er keinen Schimmer, wohin ihn sein Weg in der Zukunft führen würde.
„Was bist du so in Gedanken versunken?“
Benalir schreckte auf und sah sich Alana gegenüber, die ihn musterte und ihm eine ihm unbekannte rote Frucht entgegenhielt. Er nahm sie der Höflichkeit wegen an; eigentlich hatte er keinen Appetit, trotz der Köstlichkeiten, die süßliche und herzhafte Düfte verströmten.
Er bemühte sich , eine halbwegs unbekümmerte Miene aufzusetzen, und bevor Alana ihn in ein kompromittierendes Gespräch verwickeln konnte, sagte er: „Euer Volk versteht es, Feste zu feiern. Selten zuvor habe ich Wesen so singen und tanzen sehen.“
„Sôm“, erwiderte Alana und nickte. „Ja, es ist di e Natur der Elfen. Wir lieben das Leben und sehen es als ein wunderbares Geschenk an. Leider ist unsere Rasse nicht sehr nachwuchsstark und stirbt deshalb immer mehr aus. Ich fürchte, dass in wenigen Jahrzehnten die Menschen und Zwerge endgültig die Vorherrschaft in Sarania einnehmen
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