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Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)

Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)

Titel: Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon André Kledtke
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wünschte sich Norful, der zu seinem Meister aufsah wie ein Kind zu seinem Vater.
    Na türlich wusste auch er von der, in seinen Augen lächerlichen, Prophezeiung, der zufolge ein Schmiedsohn die Herrschaft Zoranos brechen werde. Die Weissagung beunruhigte Zorano, wie ihm sehr wohl bewusst war, aber wenn erst sämtliche Lektüren dieser Thematik der Vernichtung anheim gefallen waren, würde auch sie keinen Einfluss mehr auf das Schicksal Saranias nehmen. Außerdem durchkämmten die Zurdrûks längst die Lande, um den Jungen ausfindig zu machen. Und sie würden nicht scheitern, daran zweifelte Norful keinen Augenblick.
    Im Grunde verstand er gar nicht, weshalb Zorano derart ve rsessen darauf war, die ganzen Bücher zu erhalten und persönlich zu zerstören. Wer auf dieser Welt sollte ihm, dem mächtigsten Magier, gewachsen sein?
    Ungeachtet dessen empfand Norful einen glühenden Stolz, weil der dunkle Lord ihm diese Aufgabe hatte zuteil werden lassen, und ihm war auch bewusst, aus welchem Grund: Zorano schätzte ihn mehr als alle seine übrigen Untergebenen und Norful war sich darüber im Klaren, dass er seine Mission so akribisch wie nur irgend möglich beenden musste. Bisher war alles so verlaufen, wie er es geplant hatte. Die Werke, die er dem legendären Büchersaal in Rivania entwendet hatte, hatte er Zorano bereits zukommen lassen, und die verbliebenen Schriften würde er schon bald nach Dûlur schaffen.
    E r dachte an die bevorstehende Rückkehr zu seinem Meister. Eine unbändige Freude durchströmte ihn. Niemals wieder dieses dekadente Leben, das er für seinen Geschmack schon viel zu lange in Rivania geführt hatte. Obschon der dunkle Herrscher ihm ein kleines Vermögen zur Verfügung gestellt hatte, um den Aufenthalt im Land des Feindes so angenehm wie möglich zu gestalten, hatte Norful sich nie an die Philosophie gewöhnen können, die in der Hauptstadt Belfangs vorherrschte. All diese armseligen Geschöpfe mit ihren geradezu lächerlichen Vorstellungen von Gut und Böse! Nein, seine wahre Heimat lag weit entfernt, an der Seite Zoranos auf Dûlur.
    Er wanderte raschen Schrittes weiter, gönnte sich keine Rast, bis sich im Osten die Morgendämmerung ankündigte. Er ließ sich in einer Senke nieder, die ihm geeignet schien, um dort ungestört den Tag verbringen zu können. Sobald der Abend seine Schatten voraus warf, würde er seinen Weg fortsetzen.
     
    Tagsüber wurde Norful von einer erdrückenden Langeweile gequält. Die Sicherheit gebot es, dass er in seinem Versteck blieb, und nur eine unermessliche Selbstdisziplin ermöglichte es ihm, dies durchzustehen.
    Für gewöhnlich war er ein Mensch, der ständig in B ewegung sein musste und dem nichts mehr verhasst war, als für längere Zeit an ein- und demselben Ort auszuharren. Zorano hatte ihm diesen, wie er es formulierte, kindischen Bewegungswahn ausgetrieben, und erklärt, dass Geduld eine sehr wichtige Eigenschaft im Leben sei. Doch nun, da er so weit von seinem Gebieter entfernt in einer staubigen und unbequemen Mulde hockte, konnte er sich nur mit Mühe zusammenreißen.
    Aus Mangel an Ablenkung fing er an, die Werke zu studieren, die er von Milla erhalten hatte, aber schon nach wenigen Minuten war er ihrer überdrüssig und legte sie zur Seite; im Gegensatz zu Zorano war er kein Magier, vielleicht konnte ihn solche Lektüre deshalb nicht in ihren Bann ziehen. Sein Selbstwertgefühl, das die meisten, mit denen er jemals gesprochen hatte, als Arroganz abgewertet hätten, verstärkte sich immens, sowie er sich vor Augen führte, dass es ihm ohne jegliche magische Befähigung gelungen war, zur rechten Hand des mächtigsten Mannes auf diesem Kontinent aufzusteigen. Der präzise Umgang mit Waffen aller Art, seine Verschlagenheit und sein Intellekt glichen die fehlenden schwarzkünstlerischen Fähigkeiten aus. Ohne bewusst daran gedacht zu haben, kamen ihm plötzlich Ereignisse aus seiner Kindheit in den Sinn.
     
    Der junge Norful stand inmitten eines zerstörten Dorfes. Um ihn herum überall Flammen, die an tanzende Dämonen erinnerten, und schreckliche Kreaturen. Loroks, Menschen mit bemalten Gesichtern, und Zwerge, die drohend dreinblicken. Einer der Menschen wurde auf ihn aufmerksam; die gnadenlosen Augen fixierten den Jungen. „Hier ist noch ein Bursche!“
    Norful hört e die raue Stimme eines Loroks antworten:
    „Dann töte ihn ! Ballast können wir nicht gebrauchen.“
    Norful zittert e vor Angst. Er war erst elf Jahre alt. Vor vier Tagen war

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