Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
beginnen sollte. Schließlich brachte er hervor: „Benalir, du bist mein Sohn, mein Ein und Alles, und ich weiß, dass ich so vertraulich mit dir reden kann wie mit niemanden sonst.“
„Ja, Vater.“
„Ich wollte mit dir über diese Sache sprechen, du weißt schon: Das, was Erlon dir erzählt hat. Ich bin mir sicher, du fürchtest dich davor.“
Benalir sc hüttelte den Kopf. „Das ist nicht wahr. Ich möchte weder besonders mutig oder heldenhaft klingen, aber ehrlich gesagt empfinde ich zurzeit keine Furcht. Es ist eher ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann; ich weiß nicht, was in mir vorgeht, oder zumindest kann ich es nicht genau ausdrücken. Da ist eine innere Stimme, die mir unablässig zuzuflüstern scheint: ´Tu, was du tun musst, und erfülle deine Bestimmung`.“
Galdor brachte ein gequältes Lächeln zustande . „Benalir, du wurdest nicht zu irgendetwas auserwählt. Glaubt man den Elfen, ist es dein Schicksal, eines Tages Lord Zorano gegenüberzutreten und ihn zu besiegen, wenn es nach dieser Prophezeiung geht. Erlon zufolge fürchten sich selbst die mächtigsten Feldherren vor dem dunklen Zauberer, und du sollst ihn aufsuchen und herausfordern? Das ist bei weitem kein leichtes Unterfangen, nein, im Grunde genommen ist es hoffnungslos und wahnsinnig. Ich habe nicht die Absicht, meinen einzigen Sohn an eine Mission zu verlieren, die im Tod endet!“
„Aber dir muss doch klar sein, falls Erlon dir das Gleiche erzählt hat wie mir, dass ich der Einzige bin, der Sarania vor der Tyrannei bewahren kann.“
„Und wie hoch ist die Wahrsch einlichkeit, dass es dir glückt? Selbst wenn du diese Artefakte finden solltest, was schwer genug sein wird, musst du irgendwie nach Dûlur gelangen. Hast du eine Ahnung, wie du in die Festung Zoranos eindringen willst? Dieser Verrückte verfügt über Mittel, die wir uns nicht einmal in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Du kannst nichts gegen ihn ausrichten, Prophezeiung hin, Prophezeiung her, warum siehst du das denn nicht ein?!“
Zu seiner eigenen Ver wunderung wurde Benalir ungehalten, fast wütend. „Willst du etwa, dass ein machtgieriger Herrscher unsere Welt nach und nach unterjocht? Wenn ich auf der Stelle trete und nichts unternehme, muss ich jeden Augenblick damit rechnen, umgebracht zu werden, weil Zorano mich fürchtet. Er fürchtet, was ich bewirken könnte. Nur weil ich nicht so ein Feigling bin wie du.“
Der Schlag erfolgte heftig und unerwartet; Blut rann Benalir aus der Nase.
„Dass du es wagst, so respektlos zu sprechen!“, schrie Galdor . Zornesröte stieg ihm ins Gesicht und seine Schläfen pulsierten. „Renn doch deinem Tod entgegen, wenn es dir ruhmreich erscheint! Ich hatte gehofft, dass du die Schmiede nach meinem Tod übernimmst, aber du lässt dich stattdessen von irgendwelchen Weissagungen beeinflussen, weil du hoffst, eines Tages in den Epen der Barden besungen zu werden. Du bist ein Narr, Benalir!“ Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit, die ihn verschluckte.
Benalir betastete seine Nase. Der Blutstrom war bereits versiegt, doch es war ohnedies nicht der physische Schmerz, der ihn reglos verharren ließ. Galdor hatte ihn geschlagen. Sein eigener Vater, für ihn die wichtigste Person in seinem Leben. Es war Galdor gewesen, der ihn großgezogen und ihm das Handwerk des Schmiedens beigebracht hatte. Sie waren stets bestens miteinander ausgekommen. Natürlich hatte es das ein- oder andere Mal Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber nie zuvor war Galdor dabei handgreiflich geworden.
Betroffen machte er sich auf den Rückweg. Er war heilfroh, dass sowohl Lonur als auch sein Vater schon auf ihren Zimmern waren, sodass er ungestört zum Raum wanderte, den er sich mit Giano teilte. Der Rivurianer war noch nicht zurück.
Er schlich etwa zehn Minuten später herein. Benalir tat so, als schliefe er schon – einerseits aus Rücksicht, andererseits war ihm überhaupt nicht danach zumute, jetzt mit jemandem eine Unterhaltung zu führen. Er wollte sich nur noch dem Nichts überlassen. Doch er fand lange Zeit keinen Schlaf, und als dieser ihn endlich überkam, wurde er von unruhigen und dunklen Träumen heimgesucht.
18
Unstimmigkeiten
Das Erste, was Benalir am nächsten Morg en auffiel, war, dass Giano nicht in seinem Bett lag. Er überlegte, wohin sein Gefährte gegangen sein mochte, und kam zu dem Schluss, dass dieser sich dazu entschlossen haben musste, schon früher mit dem Üben
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