Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
sich zu nehmen. Noduhel hatte ihn in seinem Fragment selbst dazu aufgefordert; also, so schlussfolgerte Benalir, würde das Heiligtum wohl keine unerwünschten Überraschungen mit sich bringen.
Er griff nach dem Schmuckstück und als er es endlich in der Hand hielt, kam es ihm so vor, als führe der Ring ein Eigenleben. Irgendetwas darin schien zu pulsieren; die Macht, die in ihm schlummerte, lag in seiner Hand. Er schauderte.
Ein ungewohntes Ge fühl durchströmte seinen Körper. Er ließ seine Errungenschaft auf den linken Ringfinger gleiten. Der rötliche Schein, der eben noch die Höhle erhellt hatte, verschwand blitzartig. Benalir tastete nach der magischen Fackel. „Fuco!“
Erst jetzt nahm er den Tunnel, der sich hinter dem Altar als Silhouette abzeichnete, richtig wahr. Er dachte an die Worte, die Noduhel vor Ewigkeiten zu Papier gebracht hatte, und machte sich auf den Weg.
Dabei dachte er über das Fragment und auch über sein weiteres Vorgehen nach. Das zweite Heiligtum war also dort zu finden, wo das erste gefertigt worden war. Aber wo hatte der Ring, den er nun trug, seinen Ursprung? Möglicherweise wussten die Elfen über solche Dinge Bescheid, schließlich waren sie das belesenste Volk, das er kannte.
Mehr Sorgen hingegen bereitete ihm die Aussage , er müsse nicht nur den Despoten bezwingen, sondern der Welt zudem das lang ersehnte Gleichgewicht bringen. Aber würde nicht zwangsläufig Friede und Ruhe einkehren, wenn Zorano und seine Gefolgsleute erst einmal vernichtet waren? Doch zuerst war das nächste Artefakt aufzuspüren .
Ihm kam klammheimlich in den Sinn, dass er vor knapp zwei Wochen noch ein fünfzehnjähriger Schmied gewesen war, der zusammen mit seinem Vater ein entbehrungsreiches, arbeitsames, aber ruhiges Leben geführt hatte. Und nun war er hier, in einer Grotte im tiefsten Herzen des Siofelwaldes, im Besitz eines magischen Ringes, und mit einer Bürde belastet, von der er selbst nicht erfassen konnte, worin sie bestand.
Benalir spür te einen Stich im Herzen, als er an Galdor dachte. Seit dem Wutausbruch seines Vaters hatten sie kein Wort miteinander gewechselt, und er überlegte, wie Galdor reagieren würde, wenn er sah, dass es seinem Sohn wahrhaftig gelungen war, den ersten Teil seiner Mission zu erfüllen. Abgesehen von seinen verdreckten und durchnässten Kleidern fehlte es ihm an nichts, und nun quälte ihn das Verlangen, endlich wieder mit Galdor zu sprechen und die Differenzen zwischen ihnen aus der Welt zu schaffen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin ihn sein Weg noch überall führen würde, aber bevor er ihn antrat, wollte er sich auf jeden Fall mit seinem Vater aussöhnen.
Benalir war so in Gedanken versunken, dass er fast gegen die Wand gelaufen wäre, die sich plötzlich vor ihm aufbaute. Der Gang war zu Ende, doch dank Noduhels Hinweis wusste er ja, was er zu tun hatte; er hoffte inständig, dass der Ring das tat, was er von ihm verlangte. Also legte er die linke Hand auf den Fels, sodass die Reliquie mit diesem in Berührung kam. Zuerst geschah nichts. Furcht wallte in Benalir auf; dann jedoch erkannte er den feinen, bläulichen Umriss einer Tür, eines magischen Portals, die durch die Berührung des Gnublungen-Ringes zum Vorschein getreten war.
Mit aller Kraft stemmte er sich gegen sie, was gar nicht vonnö ten gewesen wäre, denn er fühlte gerade noch, dass das Gestein sich unversehens wie warmer Nebel anfühlte, und im nächsten Moment stand er schon in der Eingangshalle. Er erkannte die Gänge wieder und betastete die Wand hinter sich. Das Tor hatte sich wieder verschlossen, zumindest stieß seine Hand lediglich auf kalten Fels.
Während er in Richtung Ausgang schritt, stellte er ve rwundert fest, dass es draußen bereits taghell war. Er hatte tatsächlich die ganze Nacht in der Grotte verbracht. Und da war auch Erlon, der im Schatten eines Baumes saß. Der Elf hatte sich wohl keinen Schlaf gegönnt. Er schien Benalir nicht bemerkt zu haben.
„Erlon, hier bin ich! Ich habe das Artefakt!“ Der junge Schmied konnte nicht an sich halten, rannte seinem Freund en tgegen, der, als er ihn sah, aufsprang, und im Bruchteil einer Sekunde hellwach war. „Deine Neuigkeiten sind ja wunderbar! Du hast das Artefakt gefunden, es ist dieser Ring an deiner Hand, nicht wahr?!“
Benalir nickte euphorisiert, löschte eilig Erlons Fackel, die er beinahe vergessen hätte, und gab sie dem Elfen zurück. „Die hat mir wirklich geholfen, ohne sie hätte ich es nicht
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