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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Zugang wie ein Tor gegeben. Davon war jetzt nicht mehr viel zu sehen. Der größte Teil des Zaunes bog sich dem Boden entgegen. Bill brauchte nur darüber hinwegzusteigen, um das Ziel zu erreichen.
    Er befand sich jetzt auf dem Friedhof und blieb zunächst stehen. Es war noch nicht so finster geworden, als daß er eine Taschenlampe gebraucht hätte. Er konnte auch so alles erkennen. Obwohl Doyle und er schon zweimal hier auf dem alten Totenacker gewesen waren, sah er jetzt ganz anders aus.
    Er lag brach, und es kam dem Reporter trotzdem nicht so vor. Irgendwo verbarg sich etwas, das auf keinen Fall von einem Menschen entdeckt werden sollte. Es war für ihn nicht zu beweisen, nur zu fühlen. Dieses umzäunte Gebiet war anders. Darin steckte ein Leben, das diesen Namen nicht verdiente und eigentlich paradox war. Es war das Leben der anderen Seite, das für Menschen oft genug so gefährlich werden konnte.
    Allmählich wuchsen Bills Sorgen um den Fotografen. Er hätte seine Ankunft längst bemerken müssen. Besonders das Fernlicht der Scheinwerfer hätte ihm auffallen müssen, aber Doyle hielt sich versteckt und rührte sich nicht.
    Bill fragte sich, ob er es freiwillig tat oder dazu gezwungen worden war. Er glaubte eher an die letzte Möglichkeit und fluchte innerlich. Er hatte Doyle davor gewarnt, nicht allein den Totenacker zu betreten, aber der Mann hatte nicht gehört. Er war so irrsinnig scharf auf seine Fotos gewesen, daß er alle Warnungen in den Wind geschlagen hatte. Das Gehen auf diesem Gelände glich einem Slalomlauf. Die Grabsteine waren hingestellt worden, wo man es gerade gewollt hatte. Sie schauten krumm aus dem Boden hervor. Die Schrift darauf war längst verblaßt oder überwuchert worden. Bill gelang es nicht, auch nur einen Namen zu entziffern.
    Hier lagen die Kilrains.
    Einige davon. Vielleicht auch alle. Bill wußte einfach zu wenig über den Clan, aber ihm war klar, daß ihr alter Herrensitz, über dem sich der Vollmond abmalte, etwas damit zu tun hatte, auch wenn niemand mehr von ihnen lebte. Dieses Haus erinnerte Bill an ein Ziel, das auch von den Toten nicht in Ruhe gelassen wurde.
    Der Boden war sehr uneben. Bill war nicht in der Lage, normal zu gehen. Er mußte immer wieder die Beine hoch anheben, um Hindernisse zu übersteigen. Hügel wie von Maulwürfen geschaffen oder auch von Ghouls oder anderen Geschöpfen. Mittlerweile hielt der Reporter alles für möglich.
    Die Stille wurde von keinem fremden Geräusch durchdrungen. Auch darüber wunderte er sich ein wenig. Harry Doyle hatte fest behauptet, daß die Toten in der Lage waren, sich mit ihren Geisterstimmen zu unterhalten. Man hätte sie auch sehen können, wie sie zwischen dem Diesseits und dem Jenseits schwebten, hatte Harry Doyle gesagt.
    Nichts davon traf zu.
    Bill sah nur die Grabsteine auf dem unebenen Gelände. Manche sahen so schief aus, als könnten sie den nächsten Windstoß nicht überstehen. Einige standen dicht zusammen, andere weiter auseinander.
    Einige Male rutschte Bill auf dem feuchten Boden ab. Besonders, wenn er über irgendwelche Buckel ging. Aber er hielt sich gut und glitt auch nicht in den Spalt hinein wie Harry Doyle.
    Der Friedhof schwieg. Der Wind war eingeschlafen, und nicht einmal ein kühles Lüftchen wehte gegen das Gesicht des Reporters, ln dieser Gegend herrschte ein nahezu eisiges Schweigen, das Bill nicht gefiel und ihn an die Stille in einer Totenhalle erinnerte.
    Auf einmal sah er Doyle!
    Bill war von dem Anblick so überrascht, daß er abrupt stehenblieb. Doyle lag verkrümmt auf dem Boden. Fast zwischen zwei alten Grabsteinen. Er wirkte wie jemand, der von einem der Grabsteine herabgefallen war.
    Bill sah, daß Doyle sich nicht rührte. Sofort keimte ein schrecklicher Verdacht in ihm. Sein Herz schlug schneller. Er vergaß für einen Moment seine Umgebung und auch seine Vorsicht. Mit drei langen Schritten erreichte er den Fotografen und beugte sich zu ihm nieder.
    Doyles Haut fühlte sich kalt an. Bill tastete nach der Schlagader des Mannes. Er war zu aufgeregt, um etwas zu spüren, atmete jedoch auf, als er das Zucken unter seinen Fingerkuppen spürte.
    Harry Doyle lebte. Er lag nur in einer tiefen Ohnmacht. Seinen Fotoapparat hielt er fest wie den berühmten rettenden Balken. Möglicherweise waren ihm sogar Aufnahmen gelungen. Das sollte Doyle ihm selbst sagen, wenn er aus der Ohnmacht erwacht war.
    Dafür sorgte Bill, indem er ihm einige Male ins Gesicht schlug. »He, Harry, wach auf. Stell

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