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Sarg-Legenden

Sarg-Legenden

Titel: Sarg-Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dich nicht so an, verdammt.« Eine Wunde oder eine Beule am Kopf hatte Bill nicht entdecken können. Deshalb ging er davon aus, daß Doyle nicht niedergeschlagen worden war. Bill sah auch, daß an Harrys Kleidung viel Dreck klebte. Er stammte sicherlich nicht nur von dem jetzigen Fall. Doyle mußte sich kriechend über den Totenacker bewegt haben.
    Bills Bemühungen zeigten Erfolg. Zum erstenmal bewegte sich Harry Doyle aus eigener Kraft. Es begann mit einem Stöhnen, dann zuckte sein Körper, und wenig später versuchte Harry, den Kopf anzuheben.
    Bill unterstützte ihn dabei. Er sorgte auch dafür, daß sich Doyle hinsetzen und seinen Rücken an den Grabstein lehnen konnte. Der Fotograf war noch nicht richtig da. Sein Gesicht schimmerte bleich. Er wirkte wie jemand, der total von der Rolle war.
    Bill hatte sich vor ihn gehockt. Seine Kamera hielt er jetzt fest. Der Recorder steckte wieder in der Seitentasche der Jacke.
    »Hörst du mich, Harry…«
    »O Scheiße!«
    »Ja, kann ich verstehen, daß du so denkst. Aber was ist passiert, verflucht?«
    Der Fotograf versuchte, Bill anzuschauen und dabei seinen Kopf gerade zu halten. Es fiel ihm sehr schwer. Immer wieder verzerrte sich sein Mund, aus dem nicht mehr als ein Keuchen hervordrang.
    »Hat man dich niedergeschlagen?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber du bist ohnmächtig gewesen.«
    »Ja, auf einmal.«
    »Wie ist es passiert?«
    Doyle pustete die Luft aus. Das lange Haar war ihm wieder strähnig ins Gesicht gefallen. »Ich weiß es nicht genau, Bill. Es kam so plötzlich. Auf einmal gingen die Lichter aus.«
    »Einfach so? Das glaube ich nicht.«
    »Nein, nein, da war schon was.« Doyle faßte mit der rechten Hand in die Seitentasche. »Hier habe ich den Beweis.«
    »Hast du Stimmen aufgenommen?«
    Jetzt grinste er wie ein altes Schlitzohr. »Ja, das habe ich tatsächlich, Bill. So schlau bin ich gewesen. Ich konnte die Geisterstimmen aufnehmen.«
    »Laß hören.«
    Doyle holte den flachen Recorder hervor. Er hatte vor seinem Auftrag neue Batterien hineingelegt. Alles funktionierte so, wie er es sich vorstellte.
    Beide Männer hockten dicht beisammen und lauschten den Stimmen, die tatsächlich aufgezeichnet worden waren. Bill konnte nicht vermeiden, daß ihm ein Schauer über den Rücken rann. Seine Augen weiteten sich. Bisher war es Theorie gewesen. Nun aber änderte sich alles. Beide hörten gespannt zu, was ihnen die Toten zu sagen hatten.
    Es war nicht viel, aber es reichte, und Bill hörte Harry Doyle lachen. »Na, war ich gut?«
    »Sogar mehr als das.« Bill deutete auf den Recorder. »Wir wissen also, daß sie ihre Graberde verlassen wollten. Ob sie es allerdings auch getan haben, steht noch nicht fest – oder?«
    »Ha, ha…«
    »Was bedeutet das?«
    Doyle winkte ab. »Das wirst du hoffentlich gleich sehen. Ich war ja nicht immer ausgeschaltet.«
    »Soll das heißen, daß du sie gesehen hast?«
    Harry Doyle zog sein Augenlid herunter. »Genau das, Bill. Ich habe sie gesehen.«
    »Bevor du abgekippt bist?«
    »Ja.« Er nickte.
    »Und was hast du gesehen?«
    »Die Toten.«
    Unwillig schüttelte Bill den Kopf. Mit dieser Antwort konnte er nicht viel anfangen. Das sagte er Doyle auch und setzte eine Frage nach. »Wie sahen sie aus? Waren es lebende Leichen? Angefressen, halb verfault, zum Teil skelettiert…«
    »Nein.«
    »Wie dann? Sei nicht blöd, Harry, und laß dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.«
    »Wem geht es hier schlecht?«
    »Los, rede!«
    »Ja, schon gut.« Harry wischte über seine Lippen, brauchte eine Zigarette, ließ sich Feuer geben, rauchte ein paar Züge und verdrehte dabei die Augen. »Das waren keine Zombies, Bill, keine lebenden Leichen, wie man sie aus den Filmen kennt. Ehrlich nicht. Es waren Geister.« Er nickte. »Ja, es waren richtige Geister, das mußt du mir glauben. Sie sahen so hell aus. Sie flirrten und flimmerten. Wie Silberpulver, das in die Luft gestreut wurde.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter.«
    »Wieso?«
    Doyle blies Bill Rauch ins Gesicht. »Dann hat es mich erwischt. Ich sah sie noch, ich hörte sie auch. Ein ziemlich hohes Sirren, das durch meinen Kopf schrillte, und plötzlich wurde es kalt um mich. Dann wußte ich nichts mehr.«
    Bill Conolly sagte nichts. Er schaute Doyle nur an, dem das nicht gefiel.
    »He, glaubst du mir nicht?«
    »Es fällt mir schwer.«
    »Aber es ist so gewesen, verdammt! Ich hatte plötzlich den Blackout. Das passierte von einer Sekunde zur anderen. Plötzlich war

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