Sarg-Legenden
finden!«
Averell Clifton senkte den Kopf, bevor er ihn schüttelte. »Keine Chance. Ich weiß es nicht.«
Er log, das war klar. Ich hörte, wie Suko fast wütend die Luft einsaugte und fragte: »Sie wissen wirklich nicht, wo sich die beiden aufhalten?«
»Nein.«
»Aber sie waren hier?«
»Ja, das stimmt. Sie sind auch wieder gefahren.«
»Was haben sie hier getan?« fragte Suko.
Clifton hob die Schultern. »Sich umgeschaut.«
»Wo?«
»Überall.«
»Auch außerhalb von Trimball?«
»Klar.«
Ich war wieder an der Reihe. »Im Haus, das wir dort gesehen haben?«
Clifton runzelte die Stirn. »Das kann alles sein. Ich bin nicht bei ihnen gewesen.«
»Sie haben hier auch einen Friedhof.«
»Ja.«
»Sind die beiden dort auch gewesen?«
»Keine Ahnung.«
Ich lächelte Clifton an. Das gefiel ihm wohl nicht, denn er senkte den Kopf. »Wissen Sie, was ich mich frage, Mr. Clifton? Ich frage mich die ganze Zeit über, warum Sie zwei Polizeibeamte so naiv belügen, daß es auffällt. Was haben Sie zu verbergen? Was macht Ihnen Angst? Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen und zur Seite zu stehen. Das sollte auch in Ihren Kopf hineingehen, Mr. Clifton.«
Der Wirt schielte auf Jorge, der zwischen mir und Suko stand. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Ich konnte mir vorstellen, worauf Averell Clifton hinauswollte, und nahm ihm die Worte aus dem Mund.
»O’Learys Plan hat nicht geklappt. Es war sinnlos, den Bruder nach London zu schicken. Wir haben ihn festnehmen können. Das war kein guter Einfall gewesen. Wenn Sie es genauer sehen, werden Sie feststellen, daß Ihr Kartenhaus allmählich zusammenbricht. Es wird Ihnen nichts bringen, wenn Sie noch weiter lügen.«
»Ihr werdet nichts erreichen.«
»Das überlassen Sie uns.«
Clifton räusperte sich. Schließlich nickte er. »Ja, ich gebe zu, daß die beiden hier waren.«
»Das wissen wir schon!« sagte Suko.
»Aber jetzt sind sie weg!«
»Wo finden wir sie?«
»Keine Ahnung.«
Ich war drauf und dran, mir den Typ zu schnappen und ihn wie einen Lappen über die Theke zu ziehen. Mittlerweile fühlte ich mich an der Nase herumgeführt, aber ich gab dem Mann noch eine Chance. »Wenn die beiden hier in Trimball gewesen sind, dann werden Sie uns sicherlich sagen können, mit wem sie Kontakt gehabt haben, Mr. Clifton. Es ist in Ihrem Interesse und auch in dem der anderen Bewohner hier.«
Jorge O’Leary meldete sich. »Sag es ruhig, Averell.«
»Gut.« Der Mann senkte den Kopf. »Ich weiß nur, daß sie auf dem Friedhof gewesen sind.«
»Sehr gut«, lobte ich ihn, »und weiter?«
»Mehr weiß ich nicht.«
»Sind die beiden von dort verschwunden?«
»Kann sein.«
»Was ist so schlimm an Ihrem Friedhof?«
Er schaute auf seine kurzen Fingernägel. »Es ist nicht unser Friedhof«, gab er zu.
»Ach. Wem gehört er dann? Haben Sie etwa zwei?«
»Ja. Auf einem sind keine Menschen aus dem Dorf begraben. Es ist der Kilrain-Friedhof.«
»Wer sind die Kilrains?«
»Sie haben früher hier gelebt und auch geherrscht. Sie wohnten in dem einzeln stehenden Haus.«
»Und jetzt gibt es sie nicht mehr?«
»Nein, sie sind alle tot.«
»Und ihre Gräber befinden sich auf dem Friedhof?« hakte Suko nach.
»Ja, so ist das.«
»Was ist mit dem Haus?«
»Es steht leer, seit der letzte Kilrain verstorben ist.«
Clifton hatte sich wieder etwas gefangen. Fast locker hatte er uns die Antworten erteilt. So ganz traute ich dem Braten nicht und blickte ihn aus schmalen Augen an. »Warum haben die Kilrains so einsam gelebt? Was war es für ein Clan?«
»Sie haben sich früher um Trimball gekümmert. Das ist vor meiner Zeit gewesen.«
»Dann waren sie die Herrscher hier?«
»Ja, ihnen gehörte das Land.«
»Was wissen Sie noch über sie?«
»Nichts.«
»Sie lügen!«
»Nein, ich…«
»Doch, Sie lügen, Mr. Averell. Noch haben Sie die Chance, eine Aussage zu machen. Es ist wichtig. Wir müssen unsere beiden Freunde finden. Sollten sie tot sein, wäre das für alle hier fatal. In Ihrem und im Interesse der Bewohner hoffe ich, daß dies nicht zutrifft. Also rücken Sie raus mit der Sprache. Wir wissen, daß die beiden den Friedhof untersuchen wollten. Dafür hat es einen Grund gegeben. Was könnte sie veranlaßt haben? Was ist mit den Kilrains geschehen?«
Meine Fragen hatten Averell Clifton wieder nervös gemacht. Er hob unbehaglich die Schultern, und jetzt stahl sich auch das Gefühl der Angst in sein Gesicht. Er griff
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