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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Deckel!«
    »Wenn es erlaubt ist …«, hob Spilsbury bedächtig an. »Dürfte ich fragen, wer beerdigt werden soll?« Mary und ich hatten endlich den Deckel gelöst und legten ihn neben Gustavs Sarg ab. »Ah, derselbe Herr, den die junge Dame uns heute gebracht hat.« Spilsbury nickte zufrieden. Mary und ich packten den Sarg am Rand und kippten Gustav auf den Boden. »Oder vielleicht doch nicht.« Er lächelte verunsichert. »Benötigen Sie einen anderen Sarg?«
    »Wir benötigen einen Keller«, antwortete ich.
    »In der Ecke.« Spilsbury deutete zur hinteren Wand des Raums, wo sich zwei Türen befanden. Eine führte in den Keller, die andere in den Flur.
    »Wie für uns geschaffen«, sagte ich und bückte mich, um Gustav unter den Achseln zu packen.
    »Sie haben mir Ihr Kommen angekündigt«, erklärte Spilsbury. »Nur den Zeitpunkt wussten sie nicht.«
    Ich hielt inne. » Sie haben Ihnen unser Kommen angesagt? Will ich wirklich wissen, wer sie sind?«
    » Sie sind die Vampire im Keller«, verkündete Spilsbury feierlich.
    »Hätte ich doch nicht gefragt!«
    »Sie haben Vampire im Keller?«, mischte sich John ein. »Warum haben Sie uns das nicht mitgeteilt, als wir zum ersten Mal hier waren?«
    »Sie sind gerade erst eingetroffen«, erklärte Spilsbury. »Kurz nachdem die junge Dame mit dem Wagen weggefahren ist.«
    »Ich bin noch nie einem Vampir begegnet!«, rief Mary aufgeregt. »Abgesehen von den dreien auf dem Friedhof und den geschätzten Anwesenden. Ich habe schon so viel von ihnen gehört, ich kann es kaum erwarten, sie selbst zu sehen.«
    »Bereiten Sie sich auf eine Enttäuschung vor«, warnte ich sie und packte Gustav fester. »Machen Sie doch bitte die Tür auf!«
    Mary öffnete die Kellertür, aus der ein dunkelroter Schein herauffiel und den Raum mit einem bedrohlichen Licht erfüllte. Außerdem war der leise Singsang mehrerer Stimmen zu hören. Das rote Licht tanzte, als die unterirdischen Feuer ihre Schatten auf die Wände zeichneten.
    »Ganz schön beängstigend«, hauchte Mary bewundernd.
    »Fackelschein im Keller kann ein Bild ungeheuer bereichern«, schwärmte John. »Jedenfalls dann, wenn man ein solches Bild zu verwenden gedenkt.«
    »Bringen wir es hinter uns!«, stieß ich hervor und schleppte Gustav die Treppe hinunter. Der Keller kam mir vor wie ein Verlies. Die Wände bestanden aus gewaltigen Steinquadern, die Decke wurde von mächtigen Pfeilern gestützt. In verrosteten Metallhaltern steckten Fackeln. Am Boden lagen die Reste eines Sargs, Lumpen, Kohlen und Knochen herum.
    »Haben die Vampire die Knochen mitgebracht?«, fragte ich. Spilsbury schüttelte den Kopf.
    »Die unvermeidlichen Rückstände des Bestattungsgewerbes«, erklärte er. »Sie wären überrascht, womit wir manchmal arbeiten müssen.«
    Die Pfeiler und die Wände muteten fast wie ein Labyrinth an. Ich machte mir Gedanken, wie weit sich das Kellergewölbe wohl ins Erdreich hinein erstreckte. Schließlich gelangten wir in einen hallenartigen Raum, in dem sich etwa ein Dutzend Männer in Kapuzenmänteln aufhielt. Als wir kamen, zogen sie sich vorsichtshalber in die Schatten zurück. Einer sprang jedoch auf und eilteuns entgegen. Er zog die Kapuze vom Kopf. Es war der Vampir Schwarz.
    »Du bist gekommen! Wir wussten es. Verzeih uns, dass wir hier eingedrungen sind, Erhabener, aber das Bestattungsunternehmen war der einzige Platz in London, wo wir auf ein Wiedersehen mit dir hoffen konnten. Außerdem wussten wir ja, dass Mister Spilsbury einer von uns ist und uns aufnähme.«
    »Demnach seid ihr mir nach London gefolgt?«, fragte ich.
    »So ist es, Erhabener. Ich fürchte jedoch, wir haben enttäuschende Neuigkeiten.«
    »Ich dachte, das war die enttäuschende Neuigkeit.«
    »Mein Lord?«
    »Sag mir einfach, warum ihr hier seid.« Ich zerrte Gustav in eine Ecke und setzte ihn ab.
    »Wir konnten in Bath beobachten, dass die Meute dich zum Friedhof verfolgte«, berichtete Schwarz. »Deshalb schickte ich drei aus unseren Reihen los, um dir zu helfen, so gut es eben möglich war, aber vermutlich wurden sie angegriffen.«
    »Wie schrecklich«, antwortete ich.
    »Danach hatten wir große Schwierigkeiten, dich ausfindig zu machen, und wir fürchteten schon, die Meute habe dich uns weggenommen. Aber natürlich nicht ganz und gar, weil wir rückhaltloses Vertrauen in deine Fähigkeiten haben. Ein gewöhnlicher Mob von Menschen vermag dich nicht zu fassen. Jedenfalls fanden wir dich nirgends, und als wir bemerkten, dass die Meute

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