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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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an verschiedenen Gemälden und drei weiteren Türen vorbei, die vermutlich wieder in die Kapelle und zu den Kontoren von Spilsbury und Beard führten. Ich strich mir über das Haar, zupfte die Jacke zurecht und öffnete, gerade als jemand erneut den alten Messingklopfer an der Außentür betätigte.
    »Willkommen in …«
    »Du!« Die Frau stürmte an mir vorbei ins Haus. »Ich sollte dich verhaften lassen. Ich sollte dich ermorden lassen. Ich sollte dir von den vier stärksten Londoner Zugpferden alle vier Gliedmaßen herausreißen und sie an die Hunde verfüttern lassen, während du noch am Leben bist.«
    »Gwen!«, rief ich. Ich war viel zu verblüfft, um mich zu entscheiden, ob ich erfreut oder erschrocken sein sollte. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und hatte sich eine große Kapuze auf den Kopf gezogen. Mister Gaddie und Percy waren nirgends zu sehen. »Du lebst!«
    »Mach dich nicht über mich lustig!« Sie schob mich einen Schritt weiter zurück. »Ja, ich lebe. Und du hast mich mit deinen dunklen Künsten vergiftet, mir die Unschuld genommen und mich auf ewig an dein böses Blut gekettet!« Wieder stieß sie mich einen Schritt den Gang hinunter.
    »Vielleicht sollten wir die Tür schließen.« Besorgt beobachtete ich eine Frau, die draußen vorbeiging. Hoffentlich hatte sie Gwens Tirade nicht gehört.
    »Natürlich sollten wir die Tür schließen!«, rief Gwen, trat noch näher und knallte die Tür hinter sich zu. »Und weißt du auch, warum? Weil ich die Kapuze abnehmen will, und wenn ich sie bei offener Tür abnehme, dann löse ich mich auf.«
    »Wirklich?«
    Gwen warf die Kapuze zurück und funkelte mich an. »Die Sonne, Frederick. Nicht jeder ist ein Erhabener wie du.«
    »Harry.« Endlich verstand ich. »Er hat dich in einen Vampir verwandelt.«
    »Harry?« Gwens Stimme klang schrill. »Harry hat mich nicht auf einem Friedhof bewusstlos geschlagen, in einen Sarg gesteckt und in seinen geheimen Bau in einer Metzgerei voller Menschenfleisch verschleppt!«
    »Das war keine Metzgerei.«
    »Und Harry hat mich auch nicht in eine Gasse geworfen und liegen lassen wie eine Tote! Oder eine Untote! Ich weiß nicht einmal, wie ich das nennen soll. Ist dir eigentlich klar, dass ich ganz neue Wörter brauche, um über mich selbst zu reden?«
    Die Tür zur Kapelle öffnete sich, und wie ein großer runder Geist quoll Spilsbury hervor.
    »Darf ich aus dem Lärm schließen, dass die Herren von der Bank noch nicht gekommen sind?«
    »Wer ist denn das?«, fragte Gwen.
    »Noch nicht«, sagte ich zu Spilsbury. »Ist die Kapelle vorbereitet?«
    Spilsbury nickte.
    »Das ist Mister Spilsbury«, erklärte ich Gwen. »Er ist der Bestatter.«
    »Weiß er, dass du ein Vampir bist?«
    »Die Antwort beschränkt sich auf ein schlichtes Nein«, erwiderte ich. »Die längere Antwort geht dahin, dass er mich wahrscheinlich für einen Vampir hält, aber da ich keiner bin, irrt er sich. Die ganz lange Antwort lautet, dass du so etwas nicht mehr in Hörweite anderer Leute sagen solltest, ganz gleich, ob es nun zutrifft oder nicht. Wir befinden uns gerade in einer schwierigen Lage.«
    »Ihr beerdigt den alten Mann«, sagte Gwen nickend. »Ich habe in der Bank mit Percy gesprochen. So habe ich euch hier gefunden.«
    »Dann weißt du auch, wie wichtig es ist, dass nichts schiefgeht«, sagte ich. »Dein Onkel wird jeden Augenblick eintreffen, und wenn es bei dieser Beerdigung auch nur das kleinste Missgeschick gibt, verlieren wir alles.«
    »Ich will die Hälfte«, verlangte Gwen. »Oder ich lasse deinen ganzen bösen Plan auffliegen.«
    »Dann bekämst du gar nichts. Ich gebe dir ein Drittel – das sind dreißigtausend Pfund und damit mehr, als du verdienst, nachdem du mich dreimal hintergangen hast: zuerst gegenüber deinem Vater, worauf ich ins Gefängnis geworfen wurde, dann gegenüber der Bank, als du behauptet hast, ich sei tot, und schließlich gegenüber dem wahnsinnigen Vampirjäger, der mehrmals versucht hat, mir einen Pflock durchs Herz zu treiben, und dies wahrscheinlich immer noch tun will.«
    »Das Letzte zählt nicht«, sagte Gwen. »Du warst ein Vampir, und es war keine Sünde, dich zu töten.«
    »Nach dieser Logik könnte ich dich auf der Stelle töten«, drohte ich ihr, »denn du bist viel eher ein Vampir, als ich es jemals war. Ich könnte auch ihn töten.« Ich deutete auf Spilsbury.
    »Ich würde es begrüßen, wenn Sie darauf verzichten könnten«, wandte Spilsbury ein.
    »Er ist auch ein Vampir?« Gwen riss die Augen

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