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Sarum

Sarum

Titel: Sarum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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auf der Anhöhe suchen würden, da der Landsitz und der Ort Avonsford so einladend im Tal lagen. Nach einem Blick auf den aufgeregten Schafzüchter zögerte er nicht länger. »Aelfstan«, rief er seinen Jüngsten, »reite sofort mit sechs Mann und vier Ersatzpferden zu Ports Hof!« Die Männer trennten sich vom Treck.
    Aelfgifu hatte eben das Ende des Zuges erreicht, als sie ihren Bruder und seine Leute vorbeireiten sah. Sie setzte Edith sofort ab und ließ sie einfach auf der Straße stehen. Dann wendete sie ihr Pferd. Sie holte die Männer auf dem steilen Pfad zur Düne von Searobyrg ein. Aelfstan winkte ihr ärgerlich zu und rief, sie solle zurückreiten. Sie beachtete ihn nicht weiter und ritt mit den anderen schnell über die Höhen. Währenddessen hielten sie vergeblich Ausschau nach aufsteigendem Rauch, der die Anwesenheit der Wikinger angezeigt hätte. Als sie das Anwesen des Thans erreichten, stieß Aelfgifu einen Seufzer der Erleichterung aus. Anscheinend waren sie noch rechtzeitig gekommen. Aber sie hatte sich getäuscht.
    Die Wikinger zogen gemächlich den Pfad vom Gehöft herauf, wo die Hauptarmee auf dem Weg nach Wilton kurze Rast gemacht hatte. Da sie nicht auf Widerstand stießen, hatten sie die Gebäude in Brand gesteckt und Spähtrupps auf die Anhöhe gesandt, um festzustellen, ob es dort oben irgend etwas zu plündern gab.
    Einer dieser Trupps sah von oben die Sachsen kommen. Aelfstan reagierte auf der Stelle. Er rief seiner Schwester zu: »Reite mit Ersatzpferden zu Ports Hof.« Zwei Mann stellte er zu ihrer Begleitung ab. Während Aelfgifu über das offene Land galoppierte, versuchte Aelfstan die Wikinger abzuriegeln.
    Es waren zehn dunkelhaarige, dunkelhäutige Männer mit Schwertern und Äxten auf stämmigen Ponys. Durch sein rasches Handeln hatte Aelfstan sie abgeschnitten, bevor sie Aelfgifu und die Männer verfolgen konnten, und da sie noch hügelaufwärts ritten, waren sie in der Defensive.
    Es gab ein kurzes Scharmützel. Beim ersten Anlauf stießen die Sachsen die Hälfte der Wikinger von ihren Pferden, und beim nächsten machten sie drei Wikinger auf der Stelle nieder. Der dritte Angriff wurde zu einem harten Mann-zu-MannKampf; obwohl sie in der Minderzahl waren, hatten Aelfstan und seine Leute den Vorteil der Anhöhe. Sie töteten wiederum zwei Wikinger und verwundeten drei andere, ehe die übrigen die Erfolglosigkeit der Unternehmung erkannten und ihre Ponys wendeten. Mit Triumphgeschrei galoppierten die Sachsen davon, um Aelfgifu zu unterstützen.
    Ports kleines Gehöft bestand aus einem bescheidenen Gebäude mit fünf Räumen und aus einigen Nebengebäuden, mit je einem Schafpferch zu beiden Seiten und einer Hütte für den Hirten. Es lag in einer schmalen Senke.
    Am Nachmittag überquerten dreißig Wikinger eilig und still die Weidegründe, gerade als ihr Spähtrupp die Begegnung mit Aelfstan hatte. Wenn auch die Schafzucht in der Senke nicht zu sehen war, verriet doch eine dünne Rauchsäule den Standort.
    Aelfgifu und ihr Trupp tauchten am anderen Ende der Mulde auf, als die Wikinger sich nicht mehr weit vom Hof befanden. Aelfgifu sah Ports Frau und die beiden Kinder hilflos vor dem Haus stehen. Ein paar Wikinger waren ihnen schon näher als die Tochter des Thans, deren Begleiter unschlüssig abwarteten. Rasch maß sie mit den Augen die Entfernung ab; sie hatte eine winzige Chance, vor den Wikingern den Hof zu erreichen und Ports Familie auf den Pferden fortzubringen.
    Sie packte zwei Ersatzpferde beim Zügel und sprengte vorwärts. Die beiden Sachsen folgten ihr blindlings.
    Es war ein gewagtes Unternehmen, und fast hätte es Erfolg gehabt, doch da verstellten die Wikinger ihr den Weg. In dem nun folgenden ungleichen Kampf wurden die Marodeure vom Todesmut der Sachsen überrumpelt. Nie zuvor war ihnen ein so tapferer junger Krieger begegnet. Dieser schöne Ritter tötete vier Mann, ohne selbst eine Schramme davonzutragen. Die beiden anderen Sachsen kämpften hart und erfolgreich um ihr Leben. Aber nun starteten sechs der Wikinger einen gemeinsamen Angriff.
    Mit einem Hieb wurde Aelfgifu der Helm vom Kopf geschlagen; ihr Haar fiel herab, und die sechs Männer starrten sie entgeistert an. »Eine Frau!« schrie einer. Eine stolze junge Sachsenfrau hatte vier von ihnen getötet! Es war unfaßbar. Mit wildem Gebrüll stürzten sie sich auf sie.
    Aelfgifu geriet außer sich. Sie verlor jedes Gefühl für die Gefahr und teilte ihre Hiebe nach links und rechts aus, als könnte sie so

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