Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
Vom Netzwerk:
Schlafsäcken. Sie hatten entschieden, dass sie vorerst nichts für Renovierung beziehungsweise Möblierung der Wohnung ausgeben würden. Erst musste der Laden ans Laufen gebracht werden.
    Zwei Wochen später sah der Schankraum bereits wesentlich freundlicher aus. Die alten Möbel waren auf dem Sperrmüll gelandet, die weißen Wände schienen den noch leeren Raum zu vergrößern. Allein das alte Thekenmonstrum erinnerte noch an früher. Sie hatten die angrenzende Küche poliert, es zeigte sich, dass die Geräte gar nicht so schlecht waren, wie sie ausgesehen hatten. Dies war allerdings schon das einzig Positive, was sich abzeichnete.
    Ansonsten hatten sie zu neunzig Prozent immer mehr Arbeit, als sie sich das jeweils vorgestellten. Selbst der Elektriker hatte mehr zu tun, als sie dachten, die teilweise indirekte Beleuchtung verschlang schon doppelt so viel Geld als erwartet.
    Die Arbeiten im Waschraum gingen zügig vonstatten. Jedes Mal vor dem Schlafengehen schauten die beiden Jungs sich die Fortschritte an. Die neuen Waschbecken und Toiletten, die glänzenden Kacheln – sie freuten sich an jedem noch so geringfügigen Fortschritt. Mit Liebe suchten sie Kleinigkeiten wie Seifenspender und sogar Toilettenbürsten aus. Das, was da wuchs war etwas, an das beide ihr Herz hängten und auch wenn sie so ausgepowert waren, dass sie ihre Augen nicht mehr offen halten konnten, schliefen sie meist zufrieden ein.
    Wie sich schon bald erweisen sollte, würden sie die morsche Theke auch mit aller Mühe nicht in Schuss bringen können. Der Vermieter, den sie dabei das erste Mal um Rat fragten, vermittelte sie an eine Brauerei. Durch diese wurde ihnen vollkommen neues Inventar in die Kneipe gestellt, was natürlich die Abnahmepflicht einer bestimmten Biersorte und eine weitere monatliche Zahlung nach sich zog. Dann, es waren mittlerweile mehr als zwei Monate vergangen, stand die Rohfassung der Kneipe. Die beiden saßen stundenlang an der Theke zusammen und beratschlagten, wie sie ihrem Prunkstück Charakter verleihen konnten. Es sollte eine Schwulenkneipe werden, aber was genau mussten sie noch anstellen, um sie für die Gäste auch attraktiv zu machen? Schließlich hatten Schwule hier in Köln eine große Auswahl, es gab fast siebzig Lokalitäten, Saunen und Shops. Das waren immerhin nur dreißig weniger als Berlin aufzuweisen hatte und mindestens neunzig Prozent mehr als in anderen Städten.
    Sascha bestand auf große Schwarzweißbilder vergangener Filmdiven und Marc riet zu Steinskulpturen männlicher Götter aus der griechischen Mythologie. Beide hatten jeweils ihre Version bereits irgendwo einmal gesehen. Sie konnten sich nicht einigen und wollten schließlich beides. Drei Tage brauchten sie, um einen kleinen Kunsthändler gleich in der Nähe des Friesenplatzes aufzutun, aber nur fünf Minuten, um festzustellen, dass dieses Vorhaben wieder einmal am Geld scheitern würde. Der Händler hatte zwar haargenau die richtige Auswahl Steinfiguren und verkaufte auch bunte Drucke von Marilyn und anderen großen, toten Schauspielerinnen. Aber seine Preisvorstellungen waren so überspitzt, dass die beiden Jungen ihren Plan aufgeben mussten. Bevor sie den Laden allerdings ziemlich deprimiert verlassen konnten, rief er sie dann noch mal zurück und verkaufte ihnen wenigstens einige Postkarten in Schwarzweiß mit dem Rat, sie vergrößern zu lassen. Es waren Fotos von der Garbo, Bette Davis, Zarah Leander und natürlich Marilyn Monroe in verschiedenen Posen. Dann gab er ihnen noch die Adresse eines Freundes, der Figuren in Plastik goss.
    Sascha und Marc hatten sich schnell damit abgefunden, dass ihr Laden nicht in der eigentlich gewollten Qualität eingerichtet werden würde, wenn sie nur den Grundgedanken umsetzen konnten. Als Erstes ließen sie neun der Postkarten auf Postergröße kopieren, kauften einfache Rahmen und hängten die Bilder auf. Das Ergebnis faszinierte sie, allein das gab dem Lokal bereits eine persönliche Note. Dann suchten sie den Kunststoffgießer auf.
    Er hatte tatsächlich die richtigen Formen, um die Wünsche der beiden umsetzen zu können und so bestellten sie fünf ungefähr einen Meter hohe Figuren. Sie suchten diese aus einer Broschüre aus. Es waren Appollon, Gott der Jugend und Sohn des Zeus, Eros, Gott der Liebe, Hades, Gott der Unterwelt, Helios der Sonnengott und der Götterbote Hermes, die den beiden am meisten zusagten. Sie hatten einige der Namen allerdings schon wieder vergessen, sobald sie den Laden

Weitere Kostenlose Bücher