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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zurück, was sich aufbäumen wollte. Was war das Warmes auf seiner Wange? Ein Kuss?
    „Sieh mich an.“ Samuels Atem strich über sein Ohr.
    Laurens öffnete erschrocken die Augen. Er hatte nicht bemerkt, dass er sie geschlossen hatte. Samuels Gesicht stand dicht vor ihm und seine Lippen öffneten sich. Sie sahen fest aus und so würden sie sich auch auf seinem Mund anfühlen. Fest und fordernd. Kein Matschkuss wie bei Julia. Nur ein Kuss, was war daran falsch? Immerhin hatte er schon seinen Physiklehrer geküsst. Himmel! Verlor er den Verstand? Er war dabei, einen Mann zu küssen.
    „Lass mich los. Es geht schon wieder.“ Er drehte sich weg und stieß Samuel vor die Brust. Verdammt, er wollte nicht abweisend wirken und wehtun wollte er ihm schon gar nicht. Ein schiefes Lächeln kletterte auf Samuels Mund. Es sah traurig aus.
    „Versprich mir, dass du was isst. Wir sehen uns nachher.“ Samuel drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Er konnte ihn doch jetzt nicht allein lassen. Er hätte ihn nicht zurückstoßen sollen, aber küssen hätte er Samuel auch nicht können. Was geschah nur mit ihm?

*
    Verdammter Kaffee. Er brannte ein Loch in seinen wunden Magen, aber Hendrik musste wach bleiben. Seit zehn Jahren suchte er nach etwas Vergleichbarem, das Vivienne jetzt endlich gefunden hatte. Ein Umschlag ohne Absender hatte ihn damals erreicht mit dem faszinierendsten Foto, das er jemals gesehen hatte. Der Poststempel kam aus Irland, aber dort war er gewesen und hatte auch nach vier Jahren intensiver Suche keine Spur von dieser Spezies finden können. Schließlich hatte er seine Suche auf Schottland ausgedehnt. Jahrelang ohne Erfolg, aber jetzt, in nur einer einzigen Nacht, hatte sich alles zum Guten gewendet.
    Verflucht noch mal hatte Vivienne ein Schwein gehabt. In ihrer ersten Nacht ging ihr eine Sensation ins Netz, aber statt sich zu freuen, jammerte sie herum und faselte etwas von Polizei und dass man diesen Mann einsperren lassen müsste. Der Kerl in der Reiterjacke war unwichtig. Es ging nur um die Chimäre. Zehn Jahre Suche waren nicht umsonst gewesen. Laurens musste davon erfahren, er musste kommen und am Erfolg seines Vaters teilhaben. Der Bengel trieb sich in London rum, das war mit dem Zug in neun Stunden zu schaffen. Hatte er nicht Ferien? Bestens, dann sollte er sie hier verbringen.
    Hendrik strich über das Display, das das verzerrte Gesicht der Chimäre zeigte. Wäre es weise, Professor Wegener eine Mail zu schicken? Hamburg war weit und Wegener würde sie nicht ernst nehmen. Niemand nahm etwas ernst, das von Hendrik Johannson kam. Wegener nicht, Claudia nicht und Laurens auch nicht. Das würde sich erst ändern, wenn er stichhaltige Beweise in Fleisch und Blut liefern konnte, aber dann würden sie alle zu Kreuze kriechen und sich für ihre Ignoranz entschuldigen müssen.
    Hendrik knipste das grelle Licht der Deckenlampe aus und legte sich in Cordhose und Rollkragenpulli aufs Bett. Nettes kleines Hotel und mit dem Jeep nur zwanzig Minuten von der Stelle entfernt, wo Vivienne die Chimäre entdeckt hatte. Laurens würde es hier gefallen. Sie könnten zwischendurch zusammen angeln, reden und die Fotos auswerten. Wann hatten sie zuletzt ein vernünftiges Gespräch geführt? Es musste vor Laurens Abiturprüfungen gewesen sein. Gleich danach war er nach London gegangen, nur mit einer Reisetasche und einem Rucksack bewaffnet.
    Es war schon nach Mitternacht, aber er würde seinem Sohn jetzt eine Nachricht schicken. Eine Kopie der Aufnahme, die besonders deutlich die Brustplatten zeigte, fügte er an. Das sollte genügen, um Laurens neugierig zu machen.

*
    Samuel nickte Stan zu, zeigte seinen Stempel und bog zur Toilette ab. Vor einem der beiden Pissoirs stand ein Typ mit hochtoupierten Haaren und teichgroßen Pupillen. Von dem würde er sich nicht beim Pinkeln beobachten lassen. Er verschwand in einer Kabine und nutzte die Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
    Raven hatte recht gehabt. Der Junge war eine Versuchung. Laurens harten Herzschlag aus Angst und Erregung konnte er jetzt noch an seiner Hand fühlen. Die Erregung hatte er ihm zu verdanken. Die Angst wahrscheinlich auch. Ob ihm heute erst aufgegangen war, dass er auf Männer stand? Vollkommen hilflos hatte er ausgesehen, so allein am Straßenrand, die Augen weit vor Schreck, das blonde Haar zerzaust und verschwitzt. Bildschön. Wie ein Engel, der erschrocken darüber war, aus dem Himmel gefallen zu sein. Samuel musste lachen und das plätschernde

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