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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überlassen.
    „Du bist sehr hartnäckig, Laurens.“
    War das die Andeutung eines Lächelns, das schüchtern Samuels Mundwinkel umschlich? Offenbar, denn die feinen Linien um seine Augen wurden tiefer. Laurens wollte zurücklächeln, um das Eis noch ein wenig mehr zum Schmelzen zu bringen. Es ging nicht. Da war etwas in Samuels Blick, was ihn fesselte. Es streckte die Hand nach seinem Herz aus, umspannte es und drückte zu. Kein unangenehmer Schmerz, aber ein Schmerz. Ähnlich wie vorhin in der U-Bahn, nur stärker. Wegsehen ging auch nicht. Dazu waren die Augen zu schön. Nicht Gold, sondern Honig. Flüssiger, süßer Honig. Diesen Mann würde er porträtieren, und wenn es seine letzte Tat in diesem Leben sein sollte.
    Raven flüsterte Samuel etwas ins Ohr und Samuel neigte sich zu ihm, um besser hören zu können. Sein Profil war Weltklasse. Die Nase war edel, die Brauen elegant geschwungen und mit einem breiten Pinselstrich würde er sie malen können. Samuel war ein noch besseres Modell als Ian. Er hatte garantiert keinen Babyspeck mehr, sondern wohldefinierte Muskelstränge, die über den Bauch liefen und die er mit wenigen Strichen andeuten würde. Den Schwung der Schenkel, der Waden, diese fantastische Kinn-Wangenknochen-Linie, die im Halbprofil zur hohen Stirn und den ersten Haarsträhnen überging. Wo kamen plötzlich die Spuckemengen her? Laurens schluckte, aber das Wasser lief ihm nicht nur im Mund zusammen, auch in seinem Hemd. Hier drin war es zu heiß. Ganz eindeutig. Er krempelte sich die Ärmel höher, knöpfte sein Hemd weiter auf und blies in den Ausschnitt.
    Samuel schien es ähnlich zu gehen, denn er benetzte mit der Zungenspitze seine trockenen Lippen und sah versonnen auf Laurens Brust. Sein Lächeln wurde wärmer, glitt an ihm hinunter, wanderte langsam wieder herauf. Konnten Männer schöne Lippen haben? Samuels waren es jedenfalls. Verdammte stickige Luft. Er fuhr sich über die Brust, in der dieser seltsame Druck anwuchs.
    Samuel verfolgte auch diese Berührung mit den Augen. „Was fehlt dir?“ Seine Stimme war seltsam rau, klang sonst aber phänomenal, dabei konnte sie Laurens kaum hören, sein Herz schlug zu laut.
    „Du bist ganz blass und zitterst.“ Jarek tätschelte ihm die Wange und zu allem Überfluss fühlte er dann auf seinen Bauch. „Der knurrt, ich kann es spüren. Warum hungerst du? Du bist doch schon dünn genug.“
    Die Hand sollte ihm dafür abfaulen, aber er konnte Jarek keinen ätzenden Kommentar entgegenschleudern, weil seine Stimme ihm nicht mehr gehorchte. Stattdessen pochte sein Herz noch stärker, je länger Samuel diesen seltsamen Blick auf ihn gerichtet hielt. Der Tresen begann zu schwanken, dann schwankten Raven und Samuel. Samuel mit den Honig-Augen. Samuel mit dem sinnlichen Mund. Sinnlich? Ja. Nein! Doch. Würde er ihm auch wie Ian sagen können, wie er sich hinsetzen sollte, damit er alles an ihm sah, um es zeichnen zu können?
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Faustschlag. Er wollte Samuel nackt sehen. Wollte nicht nur mit dem Pinsel seine Konturen nachziehen. Er wollte ihn berühren, vor allem diese Lippen, die soviel fester aussahen als Julias. Er wollte sie auf seinem Mund spüren. Die Hitze schoss ihm überall hin, wo er sie nicht brauchen konnte, und seine Hände wurden umso kälter. Der Hunger war schuld, dass er derart verrückte Dinge dachte.
    „Dein Bruder ist wie Zucker, Ian.“ Was redete Grace für einen Schwachsinn? Samuel sah sie nicht mal an. Er sah Laurens an und dieser tiefe Blick machte etwas mit ihm, das nicht richtig war.
    „Dunkler Kandis, der langsam im Mund schmilzt.“ Grace tuschelte etwas mit Julia. Beide kicherten wie die Teenager. Laurens atmete tief ein. Schmelzende Süße. Er konnte es fühlen. Nicht nur auf seiner Zunge.
    „Du solltest an die frische Luft gehen.“ Samuels sanft besorgte Stimme machte es schlimmer. Sie schlich sich in dieselben Körperregionen, die schon unter der schmelzenden Süße zu leiden hatten. Im Hintergrund lachten die anderen und schmiedeten Pläne für die Ferien. Sie bekamen nicht mit, dass Samuel sich zu ihm beugte. Sie sahen nicht, dass Samuel seine Hand an Laurens Wange hielt. Warum trug er einen Handschuh? Warum streichelte er sanft über sein Gesicht? Und warum drehte sich dieser schwarze Raum immer schneller um ihn?
    „Laurens?“
    „Ich habe Hunger.“ Und dieser Hunger hatte nichts mit seinem leeren Magen zu tun. Er saß tiefer, tat weh und wollte eine Nahrung, die ihm hier auf die

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