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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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egal. Er hatte keine Stimme mehr. Weder über Wasser, noch darunter. Das hier war sein letzter Versuch, Samuel zu sich zu rufen. Wo blieb die Angst? Sie kam nicht. War er zu schwach dafür? Er hatte kaum den Motor anlassen können, sein Schweiß war kälter gewesen als das Wasser. Samuel. Seine Lippen formten den Namen, er mühte sich mit ein paar Schwimmstößen, aber sie brachten ihn nur ein wenig höher. Samuel war mit ihm hier unten getaucht, in diesem Zauberland unter Wasser, das neben ihm alles Furcht einflößende verloren hatte. Es war seine Schuld, dass Samuel verschwunden war. Hätte er nicht auf den albernen Deal bestanden, ihn vorher zu malen, hätte ihn Samuel nicht allein gelassen und alles wäre gut gewesen. Wie oft wollte er noch im letzten Moment den Schwanz einziehen? Es wurde dunkler, kälter. Seine Lunge brannte. Gleich musste er einatmen und nur Wasser würde seine Lungen füllen. Aus der schwarzen Tiefe unter ihm sprang ihn die Angst an. Er würde sterben, ohne Samuel. Samuel war weg und wusste nicht, dass Laurens sein Leben aufgab. Die Verzweiflung würgte ihn, er zappelte, presste die Hand auf den Mund, um kein Wasser zu schlucken. Tod. So fühlte er sich an. Nicht sanft, nicht gnädig. Nur Angst und Schmerz.
    Plötzlich schlangen sich Arme um ihn, hielten ihn fest und ein Mund presste sich auf seine Lippen. Samuel. Laurens schluchzte auf, schluckte Wasser. Panik, keine Luft mehr, er trat, zappelte, Samuel hielt ihn fester, setzte wieder seine Lippen an. Mit machtvollen Stößen schwamm er mit Laurens zur Wasseroberfläche. Kalte Abendluft. So gut. Laurens würgte Wasser aus den Lungen, Samuel hielt ihn, bis er sich beruhigt hatte. Er hievte ihn ins Boot zurück, massierte seine Brust, ein neuer Wasserschwall quoll aus ihm. Mühsam kam Laurens auf die Knie, er zitterte am ganzen Körper. Samuel zog sich zum Bug zurück, starrte ihn entgeistert an.
    Laurens versuchte, etwas zu sagen. Es kam nur ein Krächzen. Seine Stimme, er hatte sie verloren, dabei musste er Samuel sagen, wie sehr er ihn liebte, bevor er wieder im Wasser verschwinden würde. Es ging nicht, er versuchte es immer wieder, nichts, nur elendes Krächzen. Samuel starrte ihn immer noch an, den Blick weit vor Entsetzen. Laurens kroch zu ihm, auf halber Strecke knickten ihm die Arme ein. Bevor er hinschlug, fing ihn Samuel auf.

*
    Kaum spürte Laurens Samuels Arme um sich, klammerte er sich an ihn. Immer wieder kamen raue Laute aus seinem Mund, aber kein einziges Wort. Schließlich gab er auf und verkroch sich tief in Samuels Arm. Er liebte ihn immer noch. Nach allem, was geschehen war. Stundenlang hatte er Laurens’ Schreien zugehört, hatte die Verzweiflung gespürt. Dann war er abgetaucht und durch einen der unterirdischen Kanäle in den Atlantik geschwommen. Nur, um dort zu verzweifeln. Am Strand, im Wasser, tagsüber und mitten in der Nacht. Laurens beherrschte sein Denken, sein Fühlen und jeden Traum, der ihn heimsuchte. Dieser Blick, dieser entsetzlich angstvolle Blick, als er begriffen hatte, was Samuel war. Er hatte Laurens nicht das Herz brechen wollen, er hatte ihn von sich befreien wollen und von der Angst, die er wegen ihm erlitten hatte.
    „Du mieses Stück Scheiße!“ Raven stemmte sich am Boot hoch, noch bevor er festen Stand hatte, schlug er Samuel ins Gesicht. „Jetzt kommst du aus deinem Versteck gekrochen? Jetzt, wo es beinahe zu spät ist?“ Er holte wieder aus und Samuel hinderte ihn nicht daran.
    Laurens schluchzte lauter in seinem Arm, griff aber nicht ein. So wie er zitterte, musste er völlig entkräftet sein.
    „Ich dachte, der Junge stirbt vor Kummer, weil du verschwunden warst.“
    „Ich wusste es nicht. Ich war fort, wollte, dass er alles vergessen kann, was er erlebt hat.“ Hätte er geahnt, dass ihm Laurens in den See folgen würde, er wäre nie gegangen. Er küsste Laurens auf die nassen Haare und rieb über seinen kalten, zuckenden Rücken. Er hätte tot sein können, verflucht! Die Vorstellung, Laurens’ Leiche auf dem Wasser treiben zu sehen, drehte ihm den Magen um. Er keuchte die Verzweiflung weg. So weit war es nicht gekommen. Alles war gut. Er hatte ihn. Sein Sonnenschein klammerte sich an ihn, atmete, weinte, aber lebte.
    Raven schüttelte fassungslos den Kopf. „Tickst du noch richtig? Der vergeht vor Liebe zu dir. Er hat nichts gegessen, saß tagelang verletzt am Ufer, hat gefroren, und als ich ihn zwingen wollte, mit mir ins Haus zu gehen, ist er ausgerastet. Ich habe es nicht

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