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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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würde beweisen …
    »Nicht das geringste!« schnauzte Major Currald, der sich bis dahin diesen gefühlvollen Vortrag mit großer Mühe schweigend angehört hatte. »Wollen Sie eigentlich, daß die Leichtgewichte glauben, wir seien alle dumm oder verrückt? Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, einige von uns könnten begriffen haben, daß unsere größten Hoffnungen in der FES an der Seite der Leichtgewichte liegen?«
    Das Gesicht des Mädchens hatte sich gerötet, und ihre Hände zitterten, als sie ein zerknittertes, vielfach gefaltetes Blatt Papier auf Sassinaks Schreibtisch legte. »Ich … ich weiß, wie es läuft. Ich weiß, daß Sie mich töten werden. Aber … aber ich will auf Diplo beerdigt werden – oder zumindest meine Asche –, und es heißt in den Bestimmungen, daß Sie dazu verpflichtet sind -und daß Sie diese Nachricht senden müssen.«
    Es war so erbarmungswürdig und unzusammenhängend wie der Rest ihrer Geschichte. Sie begann mit »Im Namen der Gerechtigkeit und unserer gerechten Sache …« und bewegte sich durch Kostproben mangelhafter Geschichtskenntnisse (die Ursache der Gelway-Krawalle waren keine Vorurteile gegen Schwerweltler gewesen – die Schwerweltler waren überhaupt nicht darin verwickelt gewesen, außer ein Trupp der Sturmpolizei) und zweifelhafter Theologie (zumindest hatte Sassinak noch nie etwas von einem Gott Darwin gehört), um die Vergiftung von Unschuldigen zu rechtfertigen, als »ein Akt reinen Widerstands, der ein Signalfeuer durch die ganze Galaxis entzünden wird«. Sie schloß mit der inständigen Bitte, daß ihrer Familie die Beisetzung ihrer sterblichen Überreste auf ihrem Land gestattet werde, damit »auch dieses schwache und hoffnungslose Relikt einer großen Rasse dem Land etwas zurückgeben kann, das es genährt hat«.
    Sassinak sah Currald an, der in diesem Moment wie die reine Verkörperung der Schwerweltler-Brutalität aussah. Sie hatte den deutlichen Eindruck, daß er Seles am liebsten zu Brei geprügelt hätte. Sie selbst hätte mit Seles’ Familie gern dasselbe angestellt. Das Mädchen mochte nicht allzu klug sein, aber vielleicht wäre aus ihr etwas geworden, wenn man sie nicht davon überzeugt hätte, daß sie nur ein hoffnungsloser Schandfleck für die Familienehre war. Sassinak nahm das Stück Papier, faltete es wieder zusammen und legte es in den Ordner, der ihre Notizen zu der Untersuchung enthielt. Dann sah sie Seles wieder an. Konnte diese Sache noch irgendeine positive Wendung nehmen? Nun, sie würde es versuchen.
    Sie sah Seles fest in die Augen und sagte energisch: »Sie haben ganz recht, daß ein Captain in einer Gefahrensituation das Recht hat, jeden an Bord hinrichten zu lassen, der eine Bedrohung für die Sicherheit des Schiffs darstellt. Ja, ich könnte Sie auf der Stelle, ohne weitere Diskussion, töten lassen. Aber ich werde es nicht tun.« Seles’ Unterkiefer sackte herab, und ihre Hände zitterten noch mehr. Curralds Gesicht hatte sich zu reiner Abscheu verhärtet. »Sie verdienen keinen schnellen Tod und dies hier«, sie schlug auf den Ordner, »dieses falsche Heldentum. Die Flotte hat eine Menge Geld in Ihre Ausbildung gesteckt – und das wiegt beträchtlich mehr als Ihre Familie, die Sie schlecht behandelt und herumgestoßen und beschimpft hat. Sie schulden uns etwas, und Sie schulden Ihren Schiffskameraden eine Entschuldigung dafür, daß Sie sie um ein Haar umgebracht härten. Einschließlich Major Currald.«
    »Ich … ich habe doch nicht gewußt, daß es Schwerweltler verletzen würde«, wimmerte Seles.
    »Halten Sie den Mund!« Curralds Ton brachte sie schlagartig zum Schweigen; Sassinak hoffte, daß er nie auf diese Weise mit ihr sprechen würde, obwohl sie annahm, daß sie es überleben würde. »Sie sind nicht auf den Gedanken gekommen, es bei sich selbst auszuprobieren, was?«
    »Aber ich bin nicht rein …«
    »Und auch keine Heilige«, ergriff Sass wieder das Wort, bevor Currald zu weit ging. »Und darum geht es hier, Seles. Sie hatten eine schlechte Kindheit; das trifft auf viele von uns zu. Menschen waren gemein zu Ihnen; das haben viele von uns auch erlebt. Das ist kein Grund, wahllos Leute zu vergiften, die Ihnen nichts angetan haben. Wenn Sie wirklich jemanden vergiften wollen, warum dann nicht Ihre Familie? Sie ist es, die Sie verletzt hat.«
    »Aber ich bin … aber sie ist …«
    »Ihre leibliche Familie, ja. Und die Flotte hat versucht, Ihnen eine lebenslange Familie zu sein – und hätte es auch werden können.

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