Sassinak
geschehen, während die Vergiftungen bekannt wurden. Aber ich befürchte, wenn diese Frau die Ursache wäre und wenn ich sie einsperren lassen würde, daß Sie und die anderen Schwerweltler dies als eine überstürzte und gedankenlose Reaktion auf die Verwendung eines Giftes von Diplo betrachten würden. Und ich würde sehr gern erfahren, was eine solche Person sich Ihrer Meinung nach von einem Giftanschlag erhoffen könnte. Was ich über Politik und Religion der Schwerweltler weiß, deutet nicht darauf hin, daß sie Gift als ein probates Mittel betrachten.«
»Nein, gewiß nicht.« Currald seufzte noch einmal. »Aber wenn ich raten müßte, würde ich darauf tippen, daß ihre Familie – und ihre Verwandten auf Palun -strenge Separatisten waren. Sie entsprach ihren Ansprüchen nicht, weil sie die physikalische Belastung nicht ertragen konnte. Einige dieser Seperatisten gehen ziemlich rücksichtslos mit Säuglingen um, die in die alte Entwicklungslinie zurückfallen. Einige wenige bringen sie sogar gleich … ah … sie betrachten sie als ungeeignet.« Er ignorierte die scharfen Atemzüge, die Seitenblicke, und fuhr fort. »Wenn sie sich nicht daran gewöhnen konnte, ein Leichtgewicht zu sein, oder wenn sie glaubt, sie müsse ihre mangelnde Anpassung ausgleichen, könnte sie sich zu etwas Unüberlegtem hinreißen lassen, um sich zu behaupten.« Er sah in die Runde, dann Sass wieder an. »Sie haben also keine Schwerweltleroffiziere?«
»Einige schon, aber ich habe sie Huron auf dem Frachter mitgegeben.« Auf seinen scharfen Blick hin zuckte Sassinak die Achseln. »Es hat einfach nur gepaßt; die hatten die gewünschten Fähigkeiten und das entsprechende Dienstalter.«
Etwas davon fand seinen Gefallen, und er entspannte sich ein wenig. »Dann hätten Sie wohl nichts dagegen, wenn ein Schwerweltleroffizier sich etwas mit dieser jungen Frau unterhält?«
»Wenn Sie meinen, daß Sie so herausfinden können, ob sie es getan hat und warum.«
»Und Sie vertrauen mir dabei.« Es war keine Frage, sondern eine mit Erstaunen gefärbte Feststellung. »In Ordnung, Captain; ich werde sehen, was ich tun kann.«
Den Rest der Sitzung widmeten sie den Ergebnissen der Überwachung. In den ersten Tagen nach der Landung hatten sie keinen Verkehr im System ausgemacht bis auf ein Shuttle vom Planeten zu dem besetzten Mond. Aber erst vor wenigen Stunden war ein schnelles Schiff auf einer Flugbahn gestartet, die aus dem System hinausführte.
»Sie wollen wohl ihren Bossen berichten, was passiert ist«, sagte Bures.
»Aber warum haben sie damit so lang gewartet?« fragte Sassinak. Sie konnte sich einige Gründe vorstellen, darunter keinen besonders erfreulichen. Niemand antwortete ihr; damit hatte sie gerechnet. Sie fragte sich, wie lang es dauern würden, bis die großen Frachter kamen, um die Basis zu demontieren und weiterzuziehen. Der Feind würde die Systemspezifikationen des Schiffs kennen, mit dem Huron unterwegs war; sie würden wissen, wieviel Zeit ihnen blieb, bevor die Flotte zurückkehren konnte. Eine gefährliche Variante bestand darin, daß der Feind versuchen könnte, die Basis zu verteidigen und einer mickrige Flottenexpedition mit mehr überbewaffneten Schiffen wie dem kleinen Begleitschiff zu begegnen, gegen das Sass gekämpft hatte.
»Wir können also folgendes tun«, faßte sie am Ende der Sitzung zusammen. »Wir könnten uns an eines der Schiffe heften, die das System verlassen, und hoffen, daß wir einem folgen, das ein aufschlußreiches Ziel hat, oder wir können sitzenbleiben, wo wir sind, und alles beobachten, was vor sich geht, um der Flotte später davon zu berichten, oder wir versuchen die Evakuierung zu sabotieren, wenn sie begonnen hat. Ich wünschte, wir wüßten, wohin dieses Mistding unterwegs war.«
Zwei Stunden später meldete sich Currald und bat um eine Unterredung. Sassinak war einverstanden, und obwohl er über den Bordfunk nichts gesagt hatte, überraschte es sie nicht, daß die verdächtige Frau vor ihm in ihr Büro kam.
Die Geschichte hatte sich ungefähr so abgespielt, wie Currald vermutet hatte. Seles, ohne die Schwerweltleranpassung an hohe Schwerkraft geboren, war im ersten Monat ihres Lebens beinahe gestorben. Ihr Großvater, sagte sie, habe ihrer Mutter befohlen, sie umzubringen, aber ihre Mutter hatte bereits zwei Kinder bei einem Habitatsunfall verloren und wollte ihr eine Chance geben. Die medizinischen Nachgeburtsbehandlungen harten gewirkt, und sie war als Säugling von zwei
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