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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Aber jetzt haben Sie etwas getan, das wir nicht ignorieren dürfen; Sie haben jemanden umgebracht, und nicht tapfer in einem Kampf, sondern heimtückisch. Sie kommen vors Kriegsgericht, wenn wir zurück sind, vielleicht wird man sie psychiatrisch untersuchen …«
    »Ich bin nicht verrückt!«
    »Nein? Sie versuchen jenen genehm zu sein, die Sie verletzt haben, und Sie vergiften andere, die Ihre Freunde waren; das hört sich für mich schon ziemlich verrückt an. Und Sie sind zweifellos schuldig, doch wenn ich Sie bestrafe, werden andere Schwerweltler glauben, ich täte dies aufgrund Ihrer Gene, nicht aufgrund Ihrer Taten.«
    »Die Schwerweltler sollten aus der FES austreten und auf sich selbst achten«, brummte Seles störrisch. »Sie hat uns nie geholfen.«
    Sassinak sah zu Currald hinüber, dessen Maske aus Verachtung und Abscheu ein wenig erweicht war. Sie nickte unmerklich. »Ich glaube, Major Currald, wir stehen hier vor einem gleichermaßen medizinischen wie juristischen Problem. Unter den gegebenen Umständen können wir nicht den besten psychiatrischen Eingriff gewährleisten. Und ich will kein Gericht gegen diese junge Dame einberufen, solang nicht eine vollständige Untersuchung ihrer geistigen Verfassung stattgefunden hat.«
    »Sie meinen, es reicht für …«
    »Für eine Strafmilderung, und vielleicht für einen Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit. Aber das liegt außerhalb meiner Kompetenz; mein Interesse liegt gegenwärtig darin, den Schaden möglichst gering zu halten, den sie angerichtet hat, und zwar in allen Bereichen, und die Beweise zu sichern.«
    Seles sah zwischen ihren beiden Vorgesetzten hin und her, sichtlich verwirrt und verängstigt. »Aber ich … Ich verlange …«
    Sassinak schüttelte den Kopf. »Seles, wenn ein Kriegsgericht sie später zum Tode verurteilen sollte, werde ich mich darum kümmern, daß Ihre Familie Ihre Erklärung erhält. Aber im Moment sehe ich keine Alternative zu einer Sicherheitsverwahrung.« Sie öffnete einen Kanal zur Krankenstation und sprach kurz mit der Medizinischen Offizierin. »Major Currald, soll ich sie vom Sicherheitsdienst runterbringen lassen oder …?«
    »Ich bringe sie hin«, sagte er. Sassinak spürte, daß Mitleid am Ende seinen Abscheu überwogen hatte.
    »Danke. Ich glaube, in Ihrer Gegenwart wird sie ruhiger sein.« Aus verschiedenen Gründen, dachte Sassinak. Currald hatte die Größe und das selbstsichere Auftreten eines voll angepaßten Schwerweltlers, der für den Kampf ausgebildet war. Es war kaum anzunehmen, daß Seles einen Fluchtversuch unternehmen wollte, und sein Blick würde verhindern, daß sie hysterische Anfälle bekam.
    Weniger als eine halbe Stunde später meldete sich wieder die Medizinische Offizierin und berichtete, daß sie Seles für selbstmordgefährdet oder zu anderen Gewaltakten fähig hielte. »Sie hängt an einem seidenen Faden«, sagte sie. »Diese Verfügung – von solchen Dingen haben auch die Gelway-Terroristen Gebrauch gemacht. Sie kann jeden Moment durchdrehen, und wenn wir sie in die Arrestzelle sperren, wird es eher früher als später geschehen. Ich will sie aus zwingenden medizinischen Gründen aus dem Verkehr ziehen.«
    »Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Wenn Sie den Papierkram erledigt haben, schicken Sie’s zu meinen Händen, und achten Sie unbedingt darauf, daß nichts mit diesem gewissen Kälteschlaftank geschieht. Ich will nicht, daß gegen unsere Vorgehensweise irgendwelche Verdachtsmomente auftauchen.«
    Damit war die Sache erledigt. Sassinak lehnte sich in ihren Stuhl zurück und rätselte, warum sie überhaupt Mitgefühl für dieses Mädchen empfand. Sie hatte Jammerlappen nie gemocht, und das Mädchen hatte einen ihrer Kameraden umgebracht – aber dieser verwirrte Schmerz in ihren Augen, die zittrige Vermählung von Mut und starrer Furcht – das ging ihr nahe. Currald sagte ungefähr dasselbe, als er aufs Hauptdeck zurückkam.
    »Ich bin ein Inklusionist«, sagte er, »aber ich war immer der Überzeugung, daß wir unsere Jungen auf Welten mit hoher Schwerkraft prüfen sollten. Wir haben etwas an uns, das es wert ist, erhalten zu werden, etwas Besonderes, nicht bloß irgendeinen Mangel. Ich habe jene Parteien unterstützt, die neugeborenen Rückfallkindern spezielle Behandlungen vorenthalten wollten. Es gibt genug Leichtgewichte im Universum, habe ich gesagt, und sie vermehren sich schnell genug; warum sollten wir Geld und Zeit investieren, um noch einen Schwächling großzuziehen? Auf den

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